Zeit für eine neue Streitkultur
Aufeinander zugehen statt aufeinander losgehen: Wir zeigen, wie man in Verantwortung streiten kann.
Ist das auch Ihre Erfahrung: Der Umgangston in Deutschland und in der Welt wird rauer, eine neue Gereiztheit greift um sich. Egal, ob in der Flüchtlingsdebatte, bei den Themen Gender und Ökologie, oder in Diskussionsbeiträgen über oder aus radikalen Gruppen. Bestimmte Themen werden auch zu Hause am Kaffeetisch lieber ausgeklammert – „das gäbe sowieso nur Streit“.
Hier tut sich ein großer Widerspruch unserer Zeit auf: Angst und Anpassung auf der einen, entfesselte Aggression und Empörung auf der anderen Seite. Der konstruktive Streit um die Sache dagegen, scheint ins Abseits gedrängt worden zu sein.
In einer Gesellschaft, die sich immer stärker ausdifferenziert und durch Zuzug von Menschen anderer religiöser und kultureller Hintergründe immer facettenreicher wird, steigt auch die Notwendigkeit, sich mit anderen Sichtweisen und Überzeugungen auseinander zu setzen.
Jedoch nehmen populistische Einstellungen zu, den „Krakeelern“ mit der lautesten Stimme wird scheinbar das Debatierfeld überlassen. Besonders in den sozialen Medien verleitet die (scheinbare) Anonymität dazu, auch die letzten Schranken fallen zu lassen. Zuhören, verstehen wollen und Respekt gegenüber dem Gesprächspartner werden bedeutungsloser.
Doch niemand will eine Gesellschaft, in der Geringschätzung oder Hate Speech die bestimmenden Umgangsformen sind. Sich einmischen, heikle Themen ansprechen, Differenzen aushalten und um die beste Lösung für Vereinbarkeit ringen – das sind die Alternativen. Was kann jeder einzelne tun, um ein respektvolles Miteinander zu fördern?
Wie lässt sich im öffentlichen und privaten Umfeld eine respektvolle Streitkultur entwickeln und wie gelingt Versöhnung? Darum geht es im Schwerpunktthema „Im Auge des Shitstorms!?“
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Hasskriminalität nimmt zu
Mobbing am Arbeitsplatz und anderswo
Menschen mit anderen Ansichten als die Mehrheit können sich schnell im Abseits wiederfinden, werden ausgegrenzt und vielleicht sogar schikaniert. Das Wort Mobbing ist in aller Munde. Einerseits sprechen Menschen viel zu schnell von Mobbing, wenn jemand anderer Meinung ist. Andererseits gibt es mehr Opfer, die im Alltag gemobbt werden. Mobbing kann jeden treffen, Mobbing-Schauplätze finden sich überall.
Mobbing passiert schneller als gedacht. Dr. Bernhard Stoll ist Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen. Rebecca Schneebeli hat mit ihm darüber gesprochen, wie Mobbing entsteht und wie Betroffene aus der Außenseiterposition wieder herausfinden. Lesen Sie mehr dazu im Interview:
Mobbing in der Schule
Ein Kind kommt weinend von der Schule, spricht negativ über sich selbst und möchte nicht mehr in die Schule gehen, weil es regelmäßig schikaniert und eingeschüchtert wird – Mobbing zählt als die häufigste Form der Gewalt an Schulen. Jedes Jahr werden an weiterführenden Schulen etwa 500.000 Schüler und Schülerinnen Opfer von Mobbing. Man findet sie fast in jeder Klasse.
Wir haben 5 Fakten zum Thema Mobbing zusammengestellt, die man als Eltern, Familie, Freunde und Gemeinde wissen sollte.
Mobbing beschreibt das wiederholte und regelmäßige, vorwiegend seelische Schikanieren, Quälen und Verletzen eines einzelnen Menschen durch eine beliebige Art von Gruppe. Mobbing kann z. B. erfolgen in der Familie, in einer Peergroup (Gruppe Gleichaltriger), in der Schule, am Arbeitsplatz, in Vereinen, in Wohneinrichtungen (Heimen) oder Gefängnissen, in Wohnumfeldern (Nachbarschaften) oder im Internet (Cyber-Mobbing). Zu typischen Mobbinghandlungen gehören Demütigungen, Verbreitung falscher Tatsachenbehauptungen, Zuweisung sinnloser Aufgaben, Gewaltandrohung, soziale Isolation oder eine fortgesetzte, unangemessene Kritik an einer natürlichen Person oder ihrem Tun.
Definition des Begriffs Mobbing, Wikipedia
Aus dem Mobbing heraus gefunden
Sebastian Hartmann wird in der Schule gemobbt. Das hat Folgen für sein Leben. Er flüchtet in Scheinwelten. Sucht einen Ausweg im Sport. Der wird zur Sucht. Im Sport war Sebastian Hartmann gut. „Wer in Sucht gerät, der ist auf der Suche“, sagt er. Der damals 13-Jährige fühlt sich nicht geliebt und nicht wertvoll. Sein Selbstwertgefühl leidet.
Er leidet täglich unter den Streichen der Mitschüler, in Computerwelten und Pornografie versucht er sich abzulenken. Aber er fühlt sich gefangen wie in einem Teufelskreis.
Schließlich löst sein christliches Elternhaus eine Lebenswende aus: Sebastian Hartmann fällt auf die Knie und bittet Gott um Hilfe.,
Auch in den Kirchen gibt es Mobbing
Dass es auch Mobbing im Raum der Kirchen, Freikirchen, Gemeinschaften und Jugendverbänden gibt, das erlebt Pastor Jacob Wiebe von der Mosaikkirche in Detmold. „Mobbing passiert unter einem anderen Deckmantel: Der Vorgabe von durchaus geistlichen Motiven. Aber man kann hier auch von geistlichem oder religiösem Missbrauch sprechen“, so Wiebe. Das ganze Interview gibt‘s hier:
Shitstorms und Cybermobbing – Streit im Netz
Besonders im scheinbar anonymen Raum des Internets werden zunehmend alle Regeln des respektvollen Umgangs missachtet. In den Kommentarspalten wimmelt es von abwertenden, geringschätzenden Bemerkungen, sogenannte „Trolle“ schüren absichtlich Streit und Hass. Eine repräsentative Umfrage der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen verdeutlicht, welche Relevanz das Thema hat: Demnach haben etwa 96 Prozent der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland schon Hass im Netz erlebt und gesehen.
Bei ERF Medien finden wir Hasskommentare und Respektlosigkeit vermehrt in den Kommentarspalten unserer beiden TV-Formate ERF Mensch Gott und ERF Gott sei Dank. In diesen Sendungen erzählen Menschen von persönlichen Erlebnissen. Genau diese Verletzlichkeit nutzen manche Zuschauer, um Hass und Verachtung zu verbreiten.
Unsere Redaktionsassistentin Nina Kopp bearbeitet eingehende Kommentare zu den Sendungen. Bei manchen Nutzerreaktionen fragt sie sich: „Würden Hater / Hetzer auch so reden, wenn ihnen die Personen gegenüber sitzen – so face to face? Mir zeigt das ihre Verletzlichkeit und ihre Suche nach Gutem. Sind sie unzufrieden, neidisch, oder haben sie den Wunsch, Gott auch zu erleben?“
Nina Kopp, Redaktionsassistentin
Ich möchte die Gäste davor schützen, solche verletzenden Worte zu lesen. Kommentare, die unter die Gürtellinie gehen, lösche ich kommentarlos, weil ich vermeiden will, dass die Hasskommentare weiter ausarten. Manchmal verberge ich Kommentare, wenn User einfach nur provozieren wollen. Ich wäge bei heftigen Kommentaren ab, was ich stehen lassen kann, ohne dass jemand persönlich angegriffen oder gemobbt wird.
In einem Beitrag über ein schwerkrankes Kind, das früh stirbt, benutzt der Protagonist beim Sprechen viele Füllwörter. Darüber haben sich viele User lustig gemacht. Außerdem haben sehr viele den Rat gegeben, dass es doch besser gewesen wäre, das Kind abzutreiben. Dann hatten wir mal einen Beitrag über eine schwerbehinderte Frau. Da gab es einige negative Kommentare wie diesen: „Die ist hässlich dieses Mädel, ich kann kotzen“.
Daniel Kopp, Formatleiter ERF Gott sei Dank
No Hate Speech Movement Deutschland
Solche Kommentare offenbaren die Abgründe der distanzierten Kommunikation im Internet. Das Thema Hate Speech beschäftigt auch die Politik. Der Europarat hat die internationale Kampagne „No Hate Speech Movement Deutschland“ gegen Hass im Netz initiiert. Seit 2016 koordiniert der Verein „Neue deutsche Medienmacher“ diese Bewegung. Unter dem Motto „Laut und freundlich“ klären sie über das Phänomen Hassrede auf. Auch der Fernsehmoderator Tim Niedernolte zeigt, wie es anders gehen kann.
Der Umgangston ist sehr rau geworden
„Manchmal habe ich den Eindruck, im Internet ist die Hölle los“. Das beobachtet Stefan Loß, wenn er im Internet unterwegs ist. Aber statt Beschimpfungen und Unterstellungen sollte auch im Internet Liebe, Gnade und Barmherzigkeit vorherrschen. Mit dem Bibelvers in Jesaja Kapitel 42 Vers 3 wirft er einen Blick auf Gottes Umgang mit uns.
Wie können wir richtig streiten und Konflikte lösen?
Tipps zum Umgang mit Konflikten gibt unsere Überlebenshelferin Sigrid Röseler:
Warum Streit wichtig ist
Streit fühlt sich in der Regel nicht gut an. Deswegen geht der ein oder andere Konflikten lieber aus dem Weg, versucht Streitigkeiten möglichst schnell beizulegen. Aber ist Unwohlsein der richtige Anhaltspunkt, nach dem man Streit bewerten sollte?
Nein, findet Redaktions-Volontärin Sarah-Melissa Loewen. Streit zu vermeiden, um sich selbst und den anderen zu schonen, ist falsch verstandene Zurückhaltung. Für ein friedliches Miteinander ist es sogar notwendig zu streiten. Denn Streit geschieht dort, wo man sich nahe kommt. Streitigkeiten auszufechten bietet die Chance, Beziehungen zu vertiefen und neu auszubalancieren:
Streit besser verstehen
Streit gehört zum Leben, ob in Familie, Beruf, Gemeinde oder Freizeit. Deswegen sollten Konflikte nicht unter den Teppich gekehrt, sondern ausgetragen werden. Dieser Meinung ist auch Arno Backhaus, Sozialarbeiter, Autor und Referent bei Eheseminaren. Er zeigt auf, wie man konstruktiv und fair streiten kann, sodass am Ende eine Einigung steht.
Außerdem nimmt Arno Backhaus die unterschiedlichen Persönlichkeitstypen mit ihren ganz eigenen Bedürfnissen und Verhaltensmustern genauer in den Blick – die Ursache für Streit in Partnerschaften, Familien und christlichen Gemeinden.
Leben ohne Konflikte?
Wo es keine Konflikte mehr gibt, ist kein Leben vorhanden, meint der Lebensberater, Pastor und Redakteur Jörg Kuhn. Ein konfliktfreies Leben in unserem irdischen Dasein ist also nicht möglich. Die Frage ist, wie jeder Einzelne mit Konflikten umgeht. Das Umfeld, aus dem man stammt, und die Lernerfahrungen sind in dieser Hinsicht prägend. Viele Konflikte haben ihren Ursprung in der Herkunftsfamilie.
Jörg Kuhn lädt dazu ein, auf dem Papier alle an einen Tisch zu holen und die Konflikte aufzuarbeiten: „Mit Jesus haben wir die Möglichkeit unsere Lebensgeschichte von heute an nicht mehr nach dem alten Muster weiter zu schreiben bzw. zu gestalten“. Jörg Kuhn zeigt unterschiedliche Konfliktarten auf und fünf verschiedene Gelegenheiten, wie man darauf reagieren kann.
Streiten und sich dennoch lieben – Familie & Partnerschaft
„Auseinandersetzung gibt es bei uns täglich. Aber es gibt natürlich auch mal richtig heißen Streit. Und da haben wir in der letzten Zeit deutlich dazu gelernt, offen und ehrlich zu streiten. Was allerdings auch nicht immer ganz einfach ist“, so der Diplom-Psychologe Joachim Lask. Der Experte für Familie, Partnerschaft und Erziehung gibt Tipps zum Umgang mit Konflikten.
Kehrt erstmal der Alltag in eine Beziehung ein, tun sich viele Paare zunehmend schwer mit der Kommunikation. Obwohl die meisten Paare mehr als eine Stunde täglich miteinander reden, liegt die Scheidungsrate hoch. Dr. Joachim Engl hat spezielle Trainingskurse für Paare entwickelt. Er gibt Tipps, wie man besser miteinander kommunizieren und sich im Streit verhalten kann:
Konflikte können Beziehungen vertiefen
Die Basis vieler Konflikte bilden meist mangelndes Verständnis füreinander. Diese Erkenntnis hat sich für Pastor Tobias Teichen und seine Frau Frauke in 16 Jahren Ehe durchgesetzt. Wie man konstruktiven Umgang mit Konflikten lernen kann, darüber haben sie schon viel gesprochen. Aus ihren Erfahrungen ist das Buch „BÄM!“ entstanden.
ERF Mitarbeiter zum Thema
Mehr zum Thema im Magazin ERF Antenne
Streithähne in der Bibel
Schon auf den ersten Seiten der Bibel wird berichtet, wie ein Konflikt die paradiesischen Zustände zwischen den Menschen und Gott beeinträchtigt. Die Bibel berichtet viel zum Thema Streit: Sie legt zum einen häufige Streitursachen offen, zum anderen zeigt sie anhand von Positiv- und Negativbeispielen auf, wie man mit Konflikten umgehen kann. Es lohnt sich also, auch auf diese Geschichten einen genauen Blick zu werfen.
Versöhnung statt Rache
Eine prominente biblische Person ist Joseph, der Sohn des Patriarchen Jakob. In seiner Geschichte findet sich reichlich Konfliktstoff. Wolf-Dieter Kretschmer hat über diese Geschichte nachgedacht – eine Geschichte, die im Kern von Versöhnung handelt.
Er hat überraschende Entdeckungen gemacht:
- Schwere Wegstrecken haben in Gottes Plänen ihren Sinn: Der Sklave Joseph wurde im Haus des Offiziers Potifar und im Staatsgefängnis für seine spätere Führungsaufgabe geprägt. Gottes Wege erschließen sich oft erst in der Rückschau.
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Gott schreibt Geschichte – auch mit mir: Ich bin Teil Gottes großer Geschichte mit dieser Welt. Es kommt darauf an, dass ich meinen Platz einnehme und mich dort einbringe, wo Gott mich hingestellt hat.
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Versöhnung ist nur dort möglich, wo Unrecht als solches benannt wird: Versöhnung setzt Vergebung voraus. Vergeben werden kann mir nur dann, wenn ich meine Schuld als solche bekenne und die Bereitschaft zur Verhaltensänderung mitbringe.
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Ich kann es mir leisten, großmütig zu sein: Es entlastet mich zu wissen, dass Gott Geschichte schreibt, und es macht mich demütig. Wenn er die Geschicke dieser Welt lenkt, kann ich es mir leisten, auf Genugtuung zu verzichten.
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Versöhnung eröffnet neue Perspektiven: Nicht nur zerbrochene Beziehungen können heilen. Versöhnung schafft die Voraussetzung für ein gutes Leben im umfassenden Sinn und es ermöglicht eine bessere Zukunft.
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Versöhnung ist unter Umständen ein langer Prozess: Es wäre naiv zu denken, dass mit einer Aussprache alles „in Butter“ ist. Versöhnung ist ein zartes Pflänzchen, dass nur langsam wächst. Ich muss mich darauf einstellen, dem Prozess Raum geben und mit Rückschlägen rechnen.
Nach dem Streit – Vergebung und Versöhnung?!
Oft verletzt man sich im Streit gegenseitig. Dann ist die erste Reaktion: Rückzug. Doch damit ist die Sache noch lange nicht bereinigt. Im Gegenteil: Es führt häufig dazu, dass sich die Fronten verhärten, innere Mauern errichtet werden und Bitterkeit das Herz vergiftet.
Aber was tun, wenn es kräftig gekracht hat? Schnell kommt der Rat „Vergib dem anderen“. Doch das ist leichter gesagt als getan. Lesen Sie hier, warum es keine Lösung ist, sich nach einem Streit aus dem Weg zu gehen:
Lasten ablegen
Vergebung ist das zentrale Thema des christlichen Glaubens. Jesus selbst fordert seine Nachfolger auf zu vergeben, wenn ihnen Unrecht angetan wurde. Deswegen stehen besonders Christen in der Gefahr, zu schnell Vergebung auszusprechen, obwohl sie innerlich noch nicht bereit dazu sind. Denn Vergebung ist manchmal schwer und braucht viel Zeit. Jeder Konflikt hinterlässt Verletzungen, Kränkungen prägen sich immer tiefer ein. Das kann dazu führen, dass die Seele Schaden nimmt.
Katrin Faludi hat mit dem Psychiater und Chefarzt der psychotherapeutischen Abteilung der Klinik Hohemark Dr. Martin Grabe gesprochen, wie Vergebung aus psychologischer Perspektive funktioniert. Sich schmerzvolle Gefühle aus der Vergangenheit bewusst zu machen und zu bearbeiten ist nur der erste Schritt in Richtung Heilung. Damit es Menschen dauerhaft besser geht, müssen sie diese alten Geschichten auch loslassen können.
Es ist meine Erfahrung, dass unvergebene alte Geschichten eine große Rolle im Leben von Menschen spielen.
Dr. Martin Grabe, Psychiater und Chefarzt
Vergebung unmöglich?
Manche Vergehen wiegen so schwer, dass Vergebung unmöglich erscheint. Birgit Peters ist geschockt, als die Polizei ihr diese Nachricht mitteilt: „Wir haben ihren Mann tot aufgefunden. Auf einer unbelebten Straße. Erstochen in seinem Taxi.“
Der 19-jährige Täter wird gefasst und die Witwe verfolgt jeden einzelnen Verhandlungstag. Sie hätte den Mörder ihres Mannes am liebsten im Gerichtssaal erschossen. Birgit Peters erzählt, wie sich ihre Haltung dem Täter gegenüber verändert hat und wie sie es geschafft hat, ihren Hass zu überwinden.
Vergebung erlebt
Jaques Vermeulen glaubt, immer an allem schuld zu sein. Schuld, dass seine Eltern ihn brutal verprügeln, schuld, dass sein Leben nicht gelingt. Wut und Verbitterung prägen sein Leben. „Wer schuld ist, muss bestraft werden“, denkt er sich. Er will ins Gefängnis und sorgt dafür, dass er dort landet.
Doch auch in Gefangenschaft, spürt er keine Erleichterung. Die Frage: „Wo kann ich Vergebung finden?“ wird übermächtig. Dann erlebt Jaques Vermeulen Gottes Vergebung, sodass er schließlich anderen und sich selbst vergeben kann.