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Antisemitismus

Woher kommt der Hass auf Israel – und wie äußert er sich? Hier finden Sie die neusten Beiträge zum Thema Antisemitismus.


Am 7. Oktober 2023 hat die palästinensische Terrororganisation Hamas einen überraschenden Angriff auf Israel gestartet. Einmal mehr wirft das die Frage auf: Woher kommt der Hass auf die Juden? Eine einfache Antwort gibt es nicht.

Auf diesem Dossier finden Sie Einschätzungen und Beiträge zum Thema, unter anderem aus der „ERF Themenwoche Antisemitismus“ vom 22. – 28. Januar 2024.
 

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5 Fragen an den Antisemitismus

Was bedeutet Antisemitismus, wo kommt er her – und warum ist er so gefährlich? Fünf Antworten zu den zentralen Fragen rund um die Judenfeindlichkeit.
 

Was ist Antisemitismus?

Es gibt keine einheitliche Definition. Antisemitismus umfasst eine Vielzahl von Vorurteilen, Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt, die sich gegen Juden als Volk bzw. Religionsgemeinschaft richten. Judenfeindlichkeit zeigt sich in vielen Facetten und bezieht sich auf politische, soziale und kulturelle Aspekte des Zusammenlebens. Antisemitismus ist oft verbunden mit Verschwörungsgedanken, wie zum Beispiel der Idee der vermeintlichen Weltherrschaft, die Juden erreichen wollten.

Seit wann gibt es den Antisemitismus?

Judenfeindlichkeit ist ein altes Phänomen. Schon in der Antike gibt es Nachweise für antisemitisches Denken und Handeln, die Juden wurden beispielsweise schon unter dem Seleukiden-König Antiochos IV. verfolgt. Der Schriftsteller Tacitus wirft der jüdischen Religion vor, „allen anderen entgegengesetzt zu sein“.

Im ersten Jahrhundert n. Chr. beginnt der so genannte Antijudaismus, die Feindschaft zwischen Judentum und Christentum nach deren Aufspaltung. Diese Form des Judenhasses gipfelt in den mittelalterlichen Vorwürfen, Juden hätten Brunnen der christlichen Bevölkerung vergiftet und seien für die Ausbreitung der Pest verantwortlich.

Einen weiteren traurigen Höhepunkt erreichte der Antisemitismus mit dem deutschen Nationalsozialismus und dem Holocaust (der Shoa).

Welche Formen des Antisemitismus gibt es?

Man kann, wie schon skizziert, zeitlich unterscheiden: 

  • die antike Judenfeindlichkeit (vor Christi Geburt, römische Kaiserzeit) 
  • der christliche Antijudaismus (ab dem ersten Jahrhundert, Feindschaft zwischen Christen und Juden)
  • der neuzeitliche Antisemitismus (seit der Aufklärung, mit Fokus auf dem sozialen Status von Juden, später auch vermehrt mit rassistischem Gedankengut angereichert)
  • der Antizionismus (seit der Gründung des Staates Israel 1948, Gegenbewegung zum Zionismus)

Weitere Formen sind:

  • Politischer Antisemitismus
    Grundgedanke: Die Juden seien eine verschworene, einflussreiche Gemeinschaft, die nach Macht giert und die Weltherrschaft übernehmen will. 
  • Sozialer Antisemitismus 
    Grundgedanke: Juden kommen mit unlauteren Mitteln (z.B. Wucher) zu Reichtum, es kommt zu Sozialneid. Entsprechend brauche es Gegenmaßnahmen: Bestimmte Berufe sollten ihnen verboten und Vermögen eingezogen werden.
  • Kultureller Antisemitismus
    Grundgedanke: Es gibt immer wieder verstörende Neuerungen in Architektur, Kunst, Literatur und Musik. Die seien auf den dekadenten Einfluss „des Judentums“ zurückzuführen.
  • Nationalistischer Antisemitismus
    Der Grundgedanke: Juden seien als Kultur nicht fähig zur Integration, blieben unter sich und damit ein Fremdkörper in jeder Nation. Durch diese „Illoyalität“ schaden sie jedem Land.

Was macht den Antisemitismus so gefährlich?

Der Hass auf Menschen hat verschiedene Gesichter. Rassismus ist eines davon und meint das Abwerten anderer Menschen, z.B. aufgrund biologischer oder kultureller Merkmale.

Antisemitismus wertet auch ab, funktioniert aber zusätzlich umgekehrt: Juden werden als „überlegen“ gebrandmarkt, denn sie handeln intelligent, verfügen über Geld und wollen – so der Vorwurf – mit ihren überlegenen Möglichkeiten andere vernichten und letztlich die Welt beherrschen.

Antisemitismus ist oft verbunden mit verschwörerischem Denken, das sich scheinbar mit jedem Politiker, erfolgreichem Unternehmer oder Nobelpreisträger mit jüdischem Hintergrund bestätigt.

Warum ist der Antisemitismus jetzt wieder ein Thema?

So vielfältig der Antisemitismus schon immer war und wie vielfältig er sich im Jahr 2024 äußert, eine interessante Parallele zeigt sich in der Geschichte: Wann immer es größere politische, soziale und wirtschaftliche Krisen gab, erlebte der Hass auf Juden einen Aufschwung. Beispiele sind die Pestjahre in Europa oder die Folgen des 1. Weltkriegs und der Weltwirtschaftskrise ab 1929 in Deutschland.

Vielleicht, weil damit ein Schuldiger für die Umwälzungen genannt werden kann – denn das Ganze muss ja Gründe haben. Hier greift der klassische Sündenbock-Gedanke.

Außerdem werden unübersichtliche Situationen mit einer Erklärung scheinbar fassbarer. Die Komplexität schwindet – man hat den Grund ja gefunden: Die Juden. Vielleicht ist die heutige Zeit, die viele als Multikrise wahrnehmen, wieder ein Zeitpunkt, der solche Gedanken scheinbar wieder gesellschaftsfähig macht.

Nahostkonflikt

Der Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 hat Israel in den fünften Konflikt mit Gaza geführt. Wie betrifft der Krieg die Menschen vor Ort, warum schwelt der Konflikt schon so lange und wie ist Frieden möglich?
 

Die Geschichte Israels und Palästinas

Was dran ist an der Sichtweise derer, die Israel primär als Täter und die Palästinenser primär als Opfer sehen? Lässt sich das historisch halten? Sind Palästinenser tatsächlich seit mehr als 75 Jahren Opfer einer zionistischen Eroberungs- und Apartheitspolitik?

Die Theologin Hanna Willhelm hat sich intensiv mit diesen Fragen befasst. In einer dreiteiligen Artikelreihe wirft sie einen genauen Blick auf die Geschichte und Entwicklung des Nahostkonflikts.

 

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Zum ZDF Liveblog

 

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