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/ Bibel heute

Die Wiederherstellung Israels

Jens Scholz über Jesaja 49,7–17.

So spricht der HERR, der Erlöser Israels, sein Heiliger, zu dem, der verachtet ist von den Menschen und verabscheut vom Volk, zu dem Knecht der Tyrannen: Könige sollen sehen und aufstehen, und Fürsten sollen niederfallen um des HERRN willen, der treu ist, um des Heiligen Israels willen, der dich erwählt hat. So spricht der HERR: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich bereitet und zum Bund für das Volk bestellt, dass du das Land aufrichtest und das verwüstete Erbe zuteilst, zu sagen den Gefangenen: Geht heraus!, und zu denen in der Finsternis: Kommt hervor! Am Wege werden sie weiden und auf allen kahlen Höhen ihre Weide haben.[...]

Jesaja 49,7–17

In der Lutherbibel ist der heute zu bedenkende Text mit „Die Wiederherstellung Israels“ überschrieben. Wer oder was ist hier mit Israel gemeint?

Jakob etwa, der später diesen Namen trug? Sicher nicht! Oder ist hier mit Israel das nördliche Reich des zerfallenen Gesamtgebiets nach Salomos Tod gemeint? Das bestand aus 10 Stämmen und wurde das „Haus Israel“ genannt. Und dann haben wir noch das politische, heutige Israel, das aber im Wesentlichen nur aus Juden besteht? Abgesehen von Arabern, Palästinensern…

Israel ist das von Gott erwählte Volk, welches aus den Lenden von Abraham, und zuletzt aus dessen Enkel Jakob hervorging. Der hatte vier Frauen. Mit denen zeugte er 12 Söhne. Diese sollten dann später die 12 Stammbäume Israels abbilden – nach ihren Namen sind diese  Stämme auch benannt. Aus ihnen ist ein großes Volk entstanden. Ein Volk mit einer großen Verheißung, soll es doch zu nichts Geringerem da sein, als dass an ihm alle Völker der Welt eines Tages heilen werden.

Nachdem sie aus der ägyptischen Gefangenschaft herausgeführt waren, hat Gott sie persönlich berufen – nachzulesen im zweiten Buch Mose, im Kapitel 19, in den Versen 5 und 6: „Und nun, wenn ihr fleißig auf meine Stimme hören und meinen Bund halten werdet, so sollt ihr mein Eigentum sein aus allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein; und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und eine heilige Nation sein.“

Zur Zeit Jesajas war das von den meisten Juden und Israeliten wohl längst vergessen und unvorstellbar – Schriftgelehrte mal ausgenommen. Die Geschichte des Volkes Gottes war – und ist immer noch – stark geprägt von Eigenwilligkeit und Starrsinn. Immer wieder enttäuschten Israeliten Gott, indem sie sich von ihm abwandten, oder noch schlimmer, anderen Göttern huldigten. In der niedergeschriebenen Geschichte liest man viel von zahlreichen Abwendungen vom Schöpfer – es war ein ständiges Schwanken, ein Auf und ein Ab.

Dieser Gott aber, Jahwe, der Mose einsetzte, um das Volk aus der ägyptischen Gefangenschaft zu befreien, der Gott, der den Israeliten seine heiligen 10 Gebote gab, hielt an seinem Plan fest und war immer wieder bereit, das Volk zu retten, wenn sie sich ihm erneut zuwandten.

Doch Gott wäre nicht DER Gott, wenn er wegen der Wankelmütigkeit seiner Auserwählten seine Absichten geändert hätte. Für seine eingesetzten Propheten war es eine schwere Aufgabe, immer wieder auf die Verfehlungen des Volkes und deren Könige hinzuweisen. Dann wurde von Jesaja ein unvorstellbarer und für die Israeliten kaum zu verstehender Plan geoffenbart. Etwas ganz Neues kommt zum Vorschein.

Der Prophet verkündigt in seinen Schriften einen Knecht Gottes, einen Knecht mit merkwürdigen Eigenschaften: verachtet und verabscheut, hässlich und unansehnlich, ein Diener – so einer sollte es sein. So einer sollte das Volk wieder einen?

Das vollkommene Israel, also die Gemeinschaft der 12 Stämme, existiert seit Salomos Tod nicht mehr. Juden, Benjameniter, einige Leviten lassen sich heute noch identifizieren. Jedoch die sogenannten 10 verlorenen Stämme sind in „alle Winde verweht“, sind in dem Schmelztiegel der verschiedenen Völker-wanderungen aufgegangen und nahezu unauffindbar.

Circa 750 Jahre später schreibt Paulus an die Galater: Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn. Sollte mit diesem angekündigten Knecht von Jesaja etwa Jesus gemeint sein? Seine Aufgabe ist vielfältig: das Volk Israel wieder zu einen und ein Erlöser für alle Gläubigen sein.

Wir können bei Hesekiel im 37. Kapitel nachlesen, dass die Vereinigung vom Haus Juda und den 10 Stämmen, auch das Haus Israel genannt, eines Tages Wirklichkeit werden wird. Im Vers 19 können wir lesen: „Seht, ich nehme das Holz Josefs, das für Efraïm und die Stämme Israels steht, die zu ihm gehören, und füge es mit dem Holz Judas zusammen, sodass sie in meiner Hand eins werden.“ Und in der Offenbarung, im 21. Kapitel heißt es über das sich auf die Erde herabsenkende, himmlische Jerusalem: „ … und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten.“

Das alles ist sehr verwirrend. Wenn da nicht Licht ins Dunkel kommt, wie soll das gehen? Im Magazin „IsraelNetz“ konnte man im Jahre 2020 einen interessanten Artikel über die Einwanderung in Israel aus aller Welt lesen. In der Überschrift des Beitrages heißt es: „Auf der Suche nach den verlorenen Stämmen Israels. Zehn israelitische Stämme sind seit ihrer Verschleppung nach Assyrien im 6. Jahrhundert vor Christus verschollen. Bibelleser stellt das vor die Frage, wie sich die Prophetien über die Rückkehr aller Kinder Israels ins Heilige Land da noch erfüllen können.“

Im darauffolgenden Text wird dann ausführlich über den Stand der Dinge referiert, unter anderem über die Spurensuche über Namen und Tonscherben in aller Welt, aber auch über den Stand der Wissenschaft unsere DNA zu analysieren und daraus Rückschlüsse zur Herkunft zu ziehen. Sehr interessant!

Aber Glauben heißt nicht Schauen. Glauben heißt Vertrauen. Glaube ich Gottes Wort? Glaube ich, dass Gott mehr tun kann, als ich mir bis dato vorstellen kann? Muss ich immer Beweise und Wissen zur Erkenntnis haben? Viele unserer Glaubensvorfahren sagen dazu mit Recht – wie ich finde – ein klares Nein. Oft erfahren wir von Erzähltem aus der Bibel, was lange nicht bewiesen werden konnte, dass es sich nach vielen Jahrhunderten aber dann doch als nachweisbar und richtig herausgestellt hat.

Nein, ich darf glauben und vertrauen, dass der Gott, der Jesus zu uns sandte, Recht hat, und Jesus sich als der treue Knecht herausstellen wird. Sein zweites Erscheinen steht noch aus. Gott verspricht seinem Volk: „ ... so will ich doch deiner nicht vergessen.“ Das möchte ich ernst nehmen. Und deshalb stimme ich schon jetzt in den zukünftig zu erwartenden Jubel, wenn der Himmel jauchzt, die Erde sich freut und die Berge den Herrn loben, mit ein. Das Volk Gottes wird getröstet und alles Elend wird zu Ende sein.

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Kommentare (1)

Sigrid K. /

Danke, lieber Herr Scholz, für Ihre gute Auslegung des Jesaja Textes. Unser Herr hat Großes vor mit seinem Volk und mit uns.
Gesegnete Weihnachten!
Herzliche Grüße Sigrid K.