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© Levi Clancy / unsplash.com

04.02.2021 / Feature / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Katja Völkl

Zu großem Dank verpflichtet

Seit 1700 Jahren leben Juden in Deutschland.

 

Das jüdische Leben im Gebiet des heutigen Deutschlands hat eine lange Geschichte: Bereits im Jahr 321 spielen Juden eine wichtige Rolle in der Gesellschaft. So erlässt am 11. Dezember 321 der römische Kaiser Konstantin ein Gesetz, das Juden erlaubt, Ämter in der Stadtverwaltung Kölns zu bekleiden. Es ist ein deutlicher Beleg dafür, dass jüdische Gemeinden schon in der Spätantike ein wichtiger Bestandteil der europäischen und deutschen Kultur sind.

Anlässlich des Jubiläums 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, sind zahlreiche festliche Aktivitäten geplant, die jüdisches Leben zeigen und feiern.

„Kauft nicht bei Juden“ 

Doch leider gibt es auch Schattenseiten, die Juden in Deutschland erlebt haben und noch immer erleben. Josias Terschüren ist Pressesprecher der „Initiative 27. Januar“. Er nennt ein Beispiel für noch immer bestehenden Antisemitismus: „Es gibt eine Bewegung, die Juden und Israelis aus akademischen Beziehungsnetzwerken und Forschung heraushalten will. Sie begründen das mit der Situation der Palästinenser in Israel. Doch letztlich läuft das auf etwas heraus, was wir schon in den 1930er Jahren hatten: Deutsche, kauft nicht bei Juden.“

Die 3D-Regel

„Antisemitismus ist Judenhass“, sagt Josias Terschüren und erklärt, wie man Antisemitismus schnell erkennen kann: „Es gibt eine einfache 3D-Regel: Wenn Aussagen Juden oder Israel dämonisieren, delegitimieren oder doppelte Standards an sie gelegt werden, sind sie antisemitisch. Wenn also Juden oder Israel als schlecht und böse dargestellt werden, wie z.B. beim Bild des bösen Juden aus dem Mittelalter, der christliche Kinder schlachtet, um aus ihrem Blut Matzen zu backen, handelt es sich um eine Dämonisierung.“

Positive Beispiele

Doch sollte hier betont werden, dass nicht an jeder Ecke der Antisemitismus lauert. Josias Terschüren sieht eine durchaus positive Entwicklung in Deutschland und zitiert Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Nur wenn Juden hier vollkommen sicher, vollkommen zu Hause sind, ist dieses Deutschland vollkommen bei sich.“ Terschüren bestätigt das und sagt: „Da passiert schon ganz viel.“ Wie z.B. die Gründung der Organisation „Initiative 27. Januar“. Sie entstand anlässlich des 60. Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz durch einen überkonfessionellen und überparteilichen Zusammenschluss engagierter Münchner Bürger. Ihnen liegt nicht nur die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch die Nähe und Freundschaft mit Israel am Herzen. Und so gibt es in Deutschland einige Verbände und Organisationen, die eine enge Freundschaft mit Israel pflegen.   

Nur wenn Juden hier vollkommen sicher, vollkommen zu Hause sind, ist dieses Deutschland vollkommen bei sich.

„Allerdings“, sagt Terschüren, „merke ich, dass wir oft eine große Unsicherheit im Umgang mit Juden haben“. Diese Unsicherheit ist es manchmal, die dann auch ganz unbeabsichtigt zu Missverständnissen und unangenehmen Situationen führen kann.

Menschen wie du und ich

So kann auch eine gut gemeinte Geste, die Juden als Juden in besonderer Weise herausstellt, der falsche Weg sein. „Von jüdischer Seite wünscht man sich, weder positiv noch negativ diskriminiert zu werden, sondern ganz normal miteinander umzugehen. Juden sind Menschen wie du und ich. Wir sollten sie so behandeln wie jeden anderen Menschen auch“, stellt Josias Terschüren klar.

Den positiven Einfluss der Juden nicht vergessen

Außerdem sollten wir uns darüber im Klaren sein, wie sehr Juden unser Leben beeinflusst haben, betont Terschüren: „Nur wenigen ist bewusst, wie viel jüdische Denker, Schriftsteller, Wissenschaftler, aber auch die jüdische Kultur und jüdische Werte zu unserer Gesellschaft beigetragen haben. Wir glauben an einen jüdischen Messias. Jesus von Nazareth ist als König der Juden am Kreuz gestorben. Und von daher tun wir auch gut daran, unseren eigenen Hintergrund aufzuarbeiten und ich ermutige jeden dazu, das neu zu entdecken. Ich glaube, dann wächst auch das Ansehen des Judentums und der Juden in unserem Land wieder und wird dort behandelt, wo es hingehört. Wir schulden dem jüdischen Volk eine Menge Dankbarkeit.“

Nur wenigen ist bewusst, wie viel jüdische Denker, Schriftsteller, Wissenschaftler, aber auch die jüdische Kultur und jüdische Werte zu unserer Gesellschaft beigetragen haben. Wir glauben an einen jüdischen Messias. Jesus von Nazareth ist als König der Juden am Kreuz gestorben. Und von daher tun wir auch gut daran, unseren eigenen Hintergrund aufzuarbeiten und ich ermutige jeden dazu, das neu zu entdecken.

 Katja Völkl

Katja Völkl

  |  Redakteurin und Moderatorin

Die gebürtige Münsteranerin ist für aktuelle Berichterstattung zuständig. Von Hause aus ist sie Lehrerin für Deutsch und Philosophie und Sprecherzieherin. Sie liebt Hunde, geht gerne ins Kino und gestaltet Landschaftsdioramen.

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