Familie: zwischen Liebe und Wahnsinn
Patchwork, Adoption, Ehe, Erziehung & Co – Familie gestalten in einer rasanten Zeit.
In den riesigen, patriarchalischen Hirten-Clans des Alten Testaments spielte sie eine zentrale Rolle: die Familie. Doch selbst bei den Griechen in der Antike hatten die Männer noch das Sagen. Und die Zweck- und Zwangs-Ehen des Mittelalters, irgendwo weit entfernt von wahrer Liebe, waren offiziell sogar nur einem Bruchteil am oberen Ende der damaligen gesellschaftlichen Hierarchien vorbehalten – überwiegend dem Adel. Was wir heute völlig normal finden, war früher nie so ganz selbstverständlich: romantische Liebe, eine Traum-Hochzeit, spektakuläre Flitterwochen und später noch eigene Kinder.
Doch auch das gängige Familien-Modell unterliegt im 21. Jahrhundert schon wieder einem Wandel. Was Familie ist oder sein könnte, scheint sich jetzt an der Schwelle zu einer neuen Epoche erneut zu verändern.
Denn zum Beispiel Patchwork-Familien, Hausmänner, Adoptivkinder oder Liebe ohne Landesgrenzen in einer globalen Welt gab es bis vor Kurzem kaum.
Eine Beziehung pflegen, eine Familie haben und Kinder erziehen: Wie geht das heute jenseits von Klischees? Was fordert Paare dabei heraus?
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Stärke (2): Eine starke Familie
Patchwork-Familie: Herausforderung und Chance
Der Begriff „Patchwork“ geht auf eine traditionelle Nähtechnik zurück, bei der aus vielen einzelnen Stoffstücken ein neues Muster zusammengesetzt wird. Ein schönes Bild, auch wenn die Realität einer Patchworkfamilie oft mit Zerbruch und Trauer verbunden ist. Schließlich fehlt ein Elternteil im Alltag, durch Tod oder Trennung des Paares.
Eine harmonische Patchworkfamilie zu gründen ist häufig mit mehr Problemen verbunden, als man am Anfang erahnen kann.
Wer in eine Beziehung mit einem Vater oder einer Mutter startet, sollte der Tatsache ins Auge blicken, dass es jahrelange Beziehungsarbeit brauchen kann, bis alle gut miteinander auskommen.
6 Tipps, wie ein gutes Miteinander von Kind und neuem Partner gelingen kann:
Tipp 1: Nichts überstürzen
Das neue Paar sollte sich und den Kindern Zeit lassen, die neue Situation zu gestalten. Es kann helfen, etwas Zeit verstreichen zu lassen, ehe man mit einem neuen Partner einen gemeinsamen Haushalt startet.
Wann das Kind bereit für diesen Schritt ist, kann sehr unterschiedlich sein.
Tipp 2: Erwartungen und Rollen frühzeitig klären
Wird die neue Beziehung ernst, sollte das Paar offen über ihre Vorstellungen und Erwartungen an die neue Familienkonstellation sprechen. Es sind oft eine ganze Reihe von praktischen, alltäglichen Themen zu klären, die allerdings einen großen Einfluss darauf haben, ob der gemeinsame Familienstart gelingt.
Tipp 3: Auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen
Selbst wenn ein Kind nichts gegen den neuen Partner einzuwenden hat, kann allein die Aussicht auf Veränderung Ängste und Sorgen auslösen.
Wichtig ist es daher, die Gefühle des Kindes wahrzunehmen und darauf einzugehen – sowohl als Elternteil als auch als neuer Partner.
Tipp 4: Geduldig sein
Es können Jahre vergehen, bis Kind und neuer Partner sich gut verstehen oder es zumindest ein konfliktarmes Verhältnis zwischen ihnen gibt. Eigene Ansprüche, gleich eine harmonische Familie zu haben, muss man zurückschrauben. Eine gute Beziehung, zu der Liebe und Anerkennung gehört, muss man sich Stück für Stück erarbeiten.
Tipp 5: Stabilität und Sicherheit vermitteln
Absprachen sollten gemeinsam getroffen und bestimmte Gewohnheiten beibehalten werden, die dem Kind wichtig sind. Stabilität und Sicherheit vermittelt man dadurch, dass man dem Kind Raum gibt, seine Gefühle offen und klar zu äußern und es an Planungen teilhaben lässt. Wenn das Kind sich wertgeschätzt fühlt, kann es dem Partner leichter Akzeptanz entgegenbringen.
Tipp 6: Vater oder Mutter nicht schlechtreden
Ein Kind sollte nicht zwischen seinen Eltern entscheiden müssen oder von einem Elternteil und dessen neuen Partner manipuliert werden. Zusammenarbeit steht an höchster Stelle.
Als Zweitmutter oder Zweitvater sollte man so gut es geht dem Kind vermitteln, dass man kein Feind ist, sondern ein zusätzlicher Unterstützer oder Helfer, der es gut meint.
Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das Letzte, wonach er die Hand ausstreckt, das Kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die Familie.
Adolf Kolping
Frauen und Männer – der Epochenwandel fordert neue Rollen
Nebenfrauen, Sklavinnen, Heimchen am Herd: Wie sieht es heute aus?
Die Männer gehen tagsüber schuften, die Frauen stellen schon mal das Bier in den Kühlschrank. Weniger Frauen in Chefpositionen sowie schlechtere Gehälter für Arbeitnehmerinnen – das war auch anno dazumal nicht ungewöhnlich.
Entgegen abgenutzter Rollen-Klischees ist die Bibel andererseits ein wirklich großartiger Emanzipator – für Frauen, Männer und Familien! Dass Männer auch mal schwach sein dürfen, zeigen Barak und die Richterin Debora im Alten Testament. Er wollte ohne sie Israel nicht von den Kanaanitern befreien.
Debora nahm ihn an die Hand – und zog mit ihm los. Eine der emanzipiertesten Frauen in der Bibel ist heute noch Symbol dafür, wie Frauen und Männer sich ergänzen. Auch in Familien. Mehr dazu bei ERF Plus spezial:
Dass sich die Rollen breitflächig verändert haben, verunsichert viele Männer im 21. Jahrhundert. Sie suchen und brauchen eine neue Rolle in ihren Familien. Denn emanzipierte Frauen haben viele typisch männliche Aufgaben übernommen. Und: Wer hätte vor 60 Jahren gedacht, dass es im Jahr 2020 einmal Hausmänner, Elternzeit für Väter oder etwa kochende und backende Ehepartner gibt?
Geschlechterrollen in der Familie
„Frauen sind schwach, Männer sind stark. Das heißt: Männer dürfen nicht schwach sein und Frauen dürfen nicht stark sein“ – ein Geschlechterbild, das es zu überdenken gilt, findet Paartherapeutin und Sexologin Veronika Schmidt.
In der Bibel heißt es: „Es hat darum auch nichts mehr zu sagen, ob ein Mensch Jude ist oder Nichtjude, ob im Sklavenstand oder frei, ob Mann oder Frau. Durch eure Verbindung mit Jesus Christus seid ihr alle zu einem Menschen geworden“ (Galater 3,28).
Veronika Schmidt macht sich daher stark für die Gleichstellung der Geschlechter. Jeder soll und darf seine Stärken entdecken und leben – jenseits von Rollenklischees.
Ewige Liebe – wovon alle träumen
Es war Liebe auf den ersten Blick. Der Hochzeitstag mit den Flitterwochen unglaublich schön. Alles schien so einfach, wie in einem Hollywood-Streifen. Doch was machen Ehepaare, wenn es später im Alltag mal kracht und scheppert?
6 praktische Tipps für ein erfülltes, langes Eheleben:
Tipp 1:
Gemeinsam Zeit miteinander verbringen: Oft leben Paare aneinander vorbei. Denn Job, Kinder und Haushalt sind Zeitfresser. Gemeinsame Hobbys sind dann enorm wichtig.
Tipp 2:
Über Bedürfnisse sprechen: Sagen Sie offen, was Ihnen fehlt und was Ihnen wichtig ist, ohne anzuklagen. Tun Sie dies in Momenten, in denen gerade kein Konflikt vorliegt.
Tipp 3:
Die Bedürfnisse des anderen achten: Gönnen Sie Ihrem Partner genügend Zeit für Hobbies und Aktivitäten außerhalb der gemeinsam Zeit.
Tipp 4:
Auf Warnsignale achten, die eindeutig sind: Oft wenden sich Menschen ab, wenn sie in einer Beziehung ihre eigenen Bedürfnisse unerfüllt sehen.
Tipp 5:
Fremdgeh-Gedanken stoppen, bevor sie entstehen: Beziehen Sie Gott und das, was er für das Thema Ehe bereithält, in Ihre Gedankenwelt mit ein.
Tipp 6:
Sich daran erinnern, warum man sich in seinen Partner verliebt hat: Entscheiden Sie sich jeden Tag wieder neu für Ihren Partner.
Ehe- und Familienleben aktiv gestalten
Auch wenn viele Deutsche keinen Wert auf eine kirchliche Hochzeit legen: Familien zu gründen, liegt wieder stärker im Trend. 39 Prozent der Deutschen denken, dass Paare schon heiraten sollten, bevor sie Kinder bekommen.
Was viele vorher kaum ahnen: Nach dem ersten Hoch des heftigen Verliebtseins tauchen im Alltag von Paaren oft Probleme auf. Denn häufig entdecken Verliebte erst später, dass sie doch unterschiedlicher sind als zuerst gedacht. Oder es gibt Streit um die richtigen erzieherischen Methoden für die Kinder.
„Eine Ehe kann dich enorm fördern, aber eine Ehe kann auch etwas sein, was in dir gewisse Problemzonen hervorbringt“, sagt Pastor Leo Bigger aus der Schweiz dazu.
Und: Die eine Traumfrau oder den einen Traummann gibt es nicht – denn wenn sich früher jemand falsch verheiratet hätte, wären heute alle Menschen falsch vermählt! Er versteht Ehe als eine Art Feuer, in das beide Partner immer wieder Holz nachschieben müssen.
Pastor Leo Bigger gibt viele hilfreiche Tipps, wie man bis ins hohe Alter glücklich zusammenbleibt: Schnittmengen und eine gemeinsame Kultur finden, romantische Dates ab und zu, zusammen Gottesdienste besuchen, mit den Kindern Hobbys teilen und eigene Familienwerte leben.
„Ich war ein Ego-Schwein“
Wie es ist, sich abzuschotten und mit seiner Ehefrau und den Kindern auseinanderzuleben, weiß Alex Günther. Denn er zerstörte sein Familienleben fast und verbrachte keine Zeit mehr mit seinen Liebsten.
„Ich bin tatsächlich eiskalt geworden.“ Eines Abends fasst Alex Günther einen für seine Ehefrau und die gemeinsamen Kinder traurigen Entschluss – nämlich kein Herz mehr zu haben für andere Menschen. So baut er sich seine eigene Ego-Welt, um sich seiner Familie zu entziehen. Und widmet sich fortan wie ein Besessener auch nachts dem Auto-Tuning. Immer schneller, immer weiter: Schon bald ist Alex Günther im Chip-Tuning total gefragt.
Als seine Frau die Nase voll hat und sich scheiden lassen will – seine Kinder hassen ihn inzwischen gänzlich –, hat Alex Günther nur noch einen Wunsch: sein steinernes Herz wieder loszuwerden und ein erfülltes Familienleben zu haben.
So betet er und betet, bis seine Familie ihm verzeiht. Und dann passiert etwas unbeschreiblich Schönes: „Mensch, der Papa ist ja total lieb geworden!“, sagt seine Tochter zu ihm. Denn alle merken jeden Tag, dass er ein neuer Mensch ist und wieder empfinden kann.
Familie am Ende
Wie geht es weiter, wenn die vertraute Welt zusammenbricht?
„Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!“ Die Bibel verbietet an vielen Stellen die Scheidung. Doch was tun, wenn der andere für immer abhaut? Immerhin rund ein Drittel aller Ehen in Deutschland geht kaputt, auch wenn sich viele die Entscheidung nicht leicht machen.
Bleibt dann nur noch, die Rentenansprüche und das Versorgungsrecht zu klären? Wenn die Familien-Welt zusammenbricht, bietet das Weisse Kreuz Hilfe an.
Wenn Eltern sich trennen
Viele Erwachsene leiden, wenn sie erleben, wie es ist, sich scheiden zu lassen. Doch wie geht es eigentlich Kindern, deren Eltern sich gegen das Zusammenleben als Familie entscheiden?
Die Trennung seiner Eltern war für Samuel Köhler eine Katastrophe. Als Reaktion zieht er sich immer mehr von seiner Familie zurück und flüchtet in eine Welt aus Alkohol und Drogen. Doch die ersehnte Liebe und Erfüllung bleiben aus.
Er beschließt zur Fremdenlegion zu gehen. Vorher möchte er aber noch einmal seinen Bruder Aaron besuchen, um sich zu verabschieden. Dieser Besuch wird sein ganzes Leben verändern.
Trennung ohne Trauma
Kinder und Jugendliche von Eltern, die sich getrennt haben, treffen wir überall. Noch immer wird jede dritte Ehe in Deutschland geschieden. Eine Trennung hinterlässt oft tiefgreifende Wunden, egal wie friedlich sie abgelaufen sein mag. Was geht in Kindern vor, wenn Eltern sich trennen?
Welche kurz- und langfristigen Folgen ziehen Trennungen nach sich? Was können Eltern tun, damit ihre Kinder eine Scheidung gut überstehen? Welche Umstände können auch zu einer Traumatisierung von Kindern führen und wie erkenne ich das?
Darüber haben wir mit der analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin und Traumatherapeutin Dr. Regina Hiller gesprochen.
Kinderglück in einer kalten Welt
In einer Zeit, in der Kinder keinen besonders hohen Stellenwert hatten, sagte Jesus zu seinen Jüngern etwas Erstaunliches: „Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat“ (Markus 9,37).
Auch wenn viele Menschen wahrscheinlich Kinder nie so lieb haben, wie Jesus dies tut: Die kleine Pia erfährt dieses Glück, gerade weil sie ein besonderes Mädchen ist. „Da habt ihr aber eine Aufgabe auf euch genommen“ – diesen Spruch musste sich Rebecca Dernelle-Fischer aus Belgien öfters mal anhören, seitdem sie mit ihrem deutschen Mann, einem Pastor, die kleine Pia adoptierte hatte. Denn sie hat ein schweres Handicap. Jetzt hat sie eine Familie gefunden. Und freut sich darüber, von ihren Eltern und Geschwistern geliebt zu werden. Mehr dazu bei ERF Plus Lesezeichen.
Es ist einfacher, eine Nation zu regieren, als vier Kinder zu erziehen.
Winston Churchill
Statistik: gemeinsames Spielen und Sport bei Kindern und Eltern am beliebtesten
Eine Statistik mit Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, wie lange und womit Väter und Mütter in Deutschland Zeit mit ihren Kindern verbringen. Befragt wurden dabei Väter und Mütter in Paarbeziehungen:
Hier finden Sie weitere Details zur Umfrage. Mehr Statistiken finden Sie bei Statista.
Jesus: der großartigste Single
Was tun, wenn man aus irgendwelchen Gründen keine eigene Familie hat? Wie ist ein Leben ohne Partner und ohne daraus entstehende Kinder? Was manche als Katastrophe fürchten, sehen andere als Vorteil.
So etwa Musikerin und Autorin Katja Zimmermann. Sie räumt mit dem Klischee auf, dass Singles am Ende ihren Traumprinzen finden müssen, um ein Happy End zu erleben. Sie rät dazu, die Zeit bewusst zu nutzen, um Gaben zu entwickeln und in der Persönlichkeit zu wachsen.
Weihnachten alleine: Ist das schlimm?
Und was machen Alleinstehende an Weihnachten alleine? Weltweit feiern Millionen Menschen Weihnachten als Familienfest, aber die Party könnte auch sehr gut für Singles taugen. Denn was Weihnachten eigentlich bedeutet, geht in dem jährlich-stressigen Kollektiv-Spektakel nur allzu gerne unter. Schließlich feierte Jesus als Single auch Feste mit. So ist sein eigener Geburtstag für Alleinstehende etwas ganz Besonderes.
Die Berliner Theologin Astrid Eichler meint, dass das Weihnachten-Feiern in der Familie für Singles nicht immer unbedingt empfehlenswert sei. Wer Weihnachten ohne Eltern feiern will oder gar muss, für den ist Gott da. Denn was viele Menschen in ihren eigenen Familien finden, bietet er Singles genau so an: Liebe, Gemeinschaft, Schutz, Verständnis, Geborgenheit und Treue.
Die Bibel bezeichnet Gott immer als Vater von Jesus, von uns Menschen und als Schöpfer aller Wesen – aber einmal bezeichnet die Heilige Schrift ihn sogar als Mutter: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“ (Jesaja 66,13).
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