
21.07.2017 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 5 min
Autor/-in: Jörg KuhnVier Phasen einer Ehe
Die Ergänzung ist der lohnenswerte Weg in jeder Beziehung.
In vielen Filmen – ob romantisch oder actiongeladen - sehen wir die dramatische Entwicklung wie aus einem Mann und einer Frau ein Paar wird. Vielleicht haben die beiden im Film eine Katastrophe verhindert, einen übermächtigen Feind bezwungen – oder den Intrigen der Verwandtschaft erfolgreich widerstanden. Je nach Genre sind die Bösewichte und Hindernisse anders gestrickt, aber Hauptsache ist, dass die Hauptpersonen sie überwunden haben. Ihr Zusammenkommen, bestenfalls die Hochzeit, ist dann das Happy End.
Doch eigentlich würde es erst da beginnen spannend zu werden – wie im echten Leben. Wobei „spannend“ durchaus zwei Seiten hat – interessant, attraktiv und andererseits stressig bis explosiv. Das kommt in den meisten Ehen vor und entspricht den ersten zwei Phasen einer Beziehung. Schade, wenn nach einem großen Knall oder auch kleinen Rissen die Luft raus ist und die Zwei nicht die nächsten Stufen erreichen (wollen).
Traum- oder Alptraumehe?
Psychologen haben festgestellt, dass man in Ehen verschiedene Phasen beobachten kann:
Phase 1: Der Ehetraum
Es beginnt mit dem Verliebtsein. Die Ehe soll die Sehnsucht, den Traum nach Glück, Bestätigung und Nähe erfüllen.
Phase 2: Der Albtraum
Ablehnung taucht auf. Durch so manche Enttäuschung geht der ursprüngliche Ehetraum verloren. Leider resignieren an diesem Punkt viele Partner, brechen aus, betäuben sich oder reagieren anders destruktiv.
Phase 3: Der Tagtraum
Das Paar kommt in der Realität an und entdeckt, dass das gemeinsame Leben jenseits des Traumes auch gut sein kann.
Phase 4: Die Traumehe
Beide Partner erleben die gegenseitige Ergänzung und wagen neue, gemeinsame Träume, die auch erreichbar sind.
Jede Ehe wandelt sich, denn sie ist eine dynamische Beziehung, die sich durch innere und äußere Einflüsse verändert. Im guten Fall entwickelt sie sich konstruktiv weiter. Oft haben beide Partner zu Beginn ganz unterschiedliche, geheime Erwartungen. Wie es jemand mal auf den Punkt gebracht hat: „Wenn eine Frau heiratet, hofft sie, dass ihr Mann sich verändert - und er tut es nicht. Wenn ein Mann heiratet, hofft er, dass seine Frau bleibt, wie sie ist – und sie tut es nicht“.
Wer an seinen unrealistischen Hoffnungen hängen bleibt wird garantiert enttäuscht. Er übersieht dabei auch das Wachstumspotenzial, das in der Ehe steckt. Dabei liegt so viel Reichtum in einer gereiften Beziehung, wenn falsche Erwartungen ausgeräumt und durch ein tieferes Erkennen des Anderen ersetzt werden! Es lohnt sich also, die einzelnen Phasen anzunehmen und auszuhalten.
Wie die vier Phasen einer Ehe unsere Beziehungen prägen
Diese vier Phasen kann man übrigens in verschiedenen gemeinsamen Lebensbereichen erkennen. Hier ein paar Beispiele.
Die Gefühlspalette
Wenn eine Ehe zerbricht, passiert es meistens nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, bei dem man sich über Monate oder Jahre auseinander gelebt hat. Aber der Tiefpunkt muss nicht das Ende sein, wie auch den vier Phasen der Gefühlpalette:
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Wir zeigen jene Gefühle, die wir für einander als angenehm deuten.
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Wir lassen den negativen Gefühlen freien Lauf – oder wir verbergen sie resigniert. Wenn wir Ärger & Co. runterschlucken bleibt eine unverdauliche Maße in uns, die entweder wie Säure zerfrisst oder wie Sprengstoff, der irgendwann explodieren kann.
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Wir stellen uns zu unseren Gefühlen, auch wenn sie peinlich oder unbequem sind.
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Wir schätzen unsere Gefühle gegenseitig und können sie unbedrohlich zum Ausdruck bringen. Das beutet Annahme und Anteil geben, mitfühlen und sich trotzdem nicht hierunterreißen lassen, trösten, ermutigen oder sich echt mitfreuen.
Intimität ist kein Selbstläufer
Sex gehört zum Kernbereich einer Ehe. Wenn da nichts (mehr) läuft, steckt noch anderes in der Krise. Auch hier kann es die vier Phasen geben:
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Wir fühlen uns voneinander abhängig und wollen die Romantik auf keinen Fall zerstören.
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Wir fühlen uns verunsichert, und je nach Situation entweder intensiv nahe oder bedrohlich fern. Oft funktioniert es nicht wie erwartet. Unwohlsein, Unlust, körperliche Schmerzen oder schmerzliche Erinnerungen an frühere Ereignisse können hindern oder ganz blockieren.
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Wir spüren, dass Intimität nur durch Rücksicht oder Überwindungsbereitschaft und ein gewisses Risiko möglich ist.
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Wir können offen über unsere sexuellen Bedürfnisse sprechen und oft darauf eingehen. Wir haben unseren eigenen, originellen Sex gefunden, der unsern Lebensumständen immer wieder angepasst wird. Wir haben eine Balance zwischen Nähe und Freiraum und in unserer Verschiedenheit gefunden. Das betrifft auch die oft unterschiedlichen Bedürfnisse nach Beständigkeit mit festem Ablauf oder Abwechslung und dem Wunsch immer wieder was auszuprobieren.
Ergänzung durch Unterschiede
Es gibt noch weitere Bereiche in einer Ehe, die verschiedene Phasen durchlaufen. Zusammenfassend nun der Bereich der es am deutlichsten auf den Punkt bringt, unsere Unterschiedlichkeit:
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Wir passen Unterschiede an und vermeiden Konflikte, um unseren Traum nicht zu zerstören.
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Wir erkennen die Unterschiede immer klarer – und sie stören uns. Wir erwarten Veränderung vor allem beim Partner.
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Wir akzeptieren Unterschiede als wertneutral oder sehen ein, dass sie nicht nur störend sein müssen.
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Wir schätzen unsere Unterschiedlichkeit als Potenzial, das unsere Beziehung wertvoll und besonders macht. Wir erleben die gegenseitige Ergänzung als eigentlich größte Bereicherung unserer Beziehung.
Kein fixes Muster: jede Ehe ist einzigartig!
Natürlich läuft in einer Beziehung nicht alles durch die vier Phasen. Und besonders ist das kein Prozess, der gleichzeitig durch alle Bereiche geht. Paare können sich auf einem Gebiet von Anfang an sehr gut ergänzen, ohne Frustphase. In andern Bereichen schaffen die Beiden es unterschiedlich schnell im Zusammenspiel. Und auch bei „Fortgeschrittenen“ kann es Themen geben, die eine Herausforderung bleiben und immer wieder mal heftig stressen können.
Also lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn nach dem Sonnenschein voller guter Gefühle ein ernüchternder Regenschauer kommt und Sie sich fragen, ob Sie im falschen Film sind. Das Leben ist oft so, aber mit der Realität lebt es sich besser.
Eine hundertprozentige Einheit, Harmonie und Ergänzung ist eine Illusion, denn das Vollkommene gibt es erst im Himmel. Ich denke aber, dass es sich in diesem Leben, auch schon gut leben lässt. Und um das zu erleben hat uns Gott in seinem Wort, der Bibel viele hilfreiche Anleitungen gegeben. Außerdem bieten „Team.F“ und andere Lebensberatungen und Institute ermutigende Seminare für verschiedene Lebensabschnitte und Herausforderungen in der Ehe an.
In diesem Sinn: Gottes Segen und Gelingen auf dem Weg durch die Phasen Ihrer Ehe!
Ihr Kommentar
Kommentare (5)
Jesus Christus, vollkommen Gott in Dreeinigkeit. Vollkommen Mensch im Heilsplan des Dreeinigen Gottes. Nach Hebräer Brief ( Gottes Wort) alles Menschliche ( Gottgeschaffene) erlernt: Schönes, … mehrGefühle, Liebe, Geschlechtliche ( auch hier im Willen des Dreeinigen Gottes ohne Gebotsübertretung sich verhaltend)! Darüber nachdenken ist für mich hilfreich. Hermann
Sehr hilfreich, aufschlussreich
Vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Für den Ausnahmefall, den Sie beschreiben ist meine Aussage nicht passend formuliert. Ja, ich kenne auch Paare, die aufgrund einer Erkrankung oder Behinderung die … mehrsexuelle Seite ihrer Beziehung nicht „normal“ pflegen oder leben können und sich trotzdem lieben. Oft haben sie aber Wege gefunden, sich doch in diesem Bereich zu beschenken und zu befriedigen, wie es ihren begrenzten Möglichkeiten entspricht.
Allerdings gibt es manche Ehepaare die keinen Sex zusammen haben, weil sie z.B. die Lust aneinander verloren haben durch Lieblosigkeiten, Untreue, Ersatzbefriedigung und Vergleichen mit Pornos, Streit wegen Geld, Hobbies, Karriere und vielen mehr. Oft haben Partner auch nicht ihre Lebensgeschichte und Herkunftsfamilie angeschaut, sodass darin begründete Verletzungen, Abneigungen bis Blockaden sich unbemerkt in die Ehebeziehung einschleichen und die Intimität zerstören.
Ich wollte mit meiner Aussage nur kurz darauf hinweisen, fehlenden Sex in der Ehe als ein Symptom, eine Auswirkung wahrzunehmen, um den Ursachen nachzugehen, darüber zu sprechen, aufzuräumen und Intimität neu aufzubauen.
Liebes Team,
folgende Aussage halte ich für bedenklich:
"Sex gehört zum Kernbereich einer Ehe. Wenn da nichts (mehr) läuft, steckt noch anderes in der Krise."
Es gibt auch Ehen wo die Partner sich … mehrvon Herzen lieben und aufgrund einer Erkrankung die Sexualität zwischen den Partnern nicht mehr möglich ist?
Was sollen die dann tun?
Es wäre interessant auch darüber etwas zu lesen.
Es grüßt sie recht nachdenklich