Hilfe, ich ertrinke!
Der Griff zur Flasche geschieht öfter als man denkt. Wir zeigen, wie Menschen mit dem Abrutschen in die Sucht umgegangen sind und welche Hilfen es gibt.
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Renate Frick verliebt sich in einen alkoholabhängigen Mann. Ein glückliches Familienleben ist unmöglich, aber verlassen kann sie ihn nicht.
Mit 11 wird Donald Woods zum Säufer. Seine Vorbilder sind sein Vater und sein Großvater.
Andreas Gralewski verliert durch den Alkohol Familie, Job und landet auf der Straße.
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Raus aus dem Bordell-Alltag
Fast zu Tode gesoffen
Pontus J. Back ist erfolgreicher Rockmusiker. Doch der Finne hat ein dunkles Geheimnis: Er ist alkoholabhängig. Er trinkt Alkohol, um seine Angst vor dem Tod zu verdrängen. Diese Angst zerfrisst seine Seele und zunehmend auch seinen Körper.
Selbst drei Flaschen Wodka reichen ihm irgendwann nicht mehr. Doch das macht sein Körper nicht mehr mit. Im Krankenhaus geht es buchstäblich um Leben und Tod. Ein Erlebnis brachte die Wende – weg von der Flasche.
Der Weg in die Alkoholsucht
Alkoholsucht ist nicht nur in Finnland ein Problem. In Deutschland konsumiert laut der Hauptstelle für Suchtfragen jeder Mensch statistisch gesehen pro Jahr im Schnitt eine Badewanne voller alkoholischer Getränke, etwa 134 Liter. Bier, Wein, Spirituosen und Sekt sind für viele tägliche Lebensbegleiter.
Dabei gibt es viele Gefahren, denn wer zu viel Alkohol trinkt, lebt im Schnitt kürzer. Auch die Lebensqualität sinkt. Es gibt viele Ursachen, warum man zur Flasche greift oder zu tief ins Glas schaut. Häufig steckt hinter dem Drang Alkohol zu trinken ein tiefes inneres Bedürfnis oder Defizit, das ungestillt ist.
Einsamkeit, Stress, eine innere Leere oder seelische Belastungen aus der Vergangenheit treten durch den Konsum von Drogen zwar in den Hintergrund. Doch schnell entsehen so ungesunde Lebensmuster, die zu Suchtverhalten führen können – mit häufig verheerenden gesundheitlichen Folgen. Wenn der Sog zum Suchtmittel größer ist, als der eigene Wille, dann hat bereits Suchtverhalten eingesetzt.
Joachim Scholten erlebt als Kind häusliche Gewalt. Im betrunkenem Zustand schlägt sein Vater die Familie. Nach traumatischen Erfahrungen beginnt der Junge zu stottern. Mit 15 Jahren kann er das Leben nicht mehr ertragen und versucht, sich mit Alkohol zu betäuben.
Joachim Scholten wird abhängig. Zwei Ehen scheitern an der Alkoholsucht, die Beziehung zu seiner Tochter bricht ab. Nach 17 Jahren an der Flasche will Joachim Scholten endlich frei werden und ein neues Leben anfangen.
Feuerwehrmann Andreas Gralewski leidet unter schwerer Alkoholsucht. Er braucht drei Flaschen Schnaps, um über den Tag zu kommen. Ändern will er daran nichts. Hilfe nimmt er nicht an. Es kommt, wie es kommen muss: Er verliert seinen Job. Schließlich verlässt ihn auch seine Frau mit den Kindern und er landet auf der Straße.
Das Einzige, was ihm bleibt, ist die Flasche. Obdachlos und lebensmüde dröhnt er sich jeden Tag zu. Nach fünf Jahren ist er dem Tod sehr nah. Dann begegnet ihm Gott.
Sober Sensation – Party ohne Drogen
Für Gideon Bellin gehörte Alkohol jahrelang genauso zu einer Party, wie gute Musik. Doch dann legt er als DJ auf einer Geburtstagsfeier auf, bei der es keinen Alkohol gibt, und ist skeptisch: Kann das funktionieren?
Der Abend überrascht ihn und lässt eine besondere Idee in ihm wachsen. Was daraus entsteht ist das Projekt Sober Sensation – eine neue Vision in der pulsierenden Partystadt Berlin. Man kann also auch Spaß haben ohne Alkohol und Drogen.
Trinken macht ungehemmt
Grundsätzlich ist der Gebrauch oder Genuss von Alkohol vollkommen okay, meint Ralf Mauelshagen vom Suchthilfeverband Blaues Kreuz. Aber manchmal bekommen Gewohnheiten einen anderen Akzent. Beim Alkohol könnte es die Feststellung sein: „Wenn ich was getrunken habe, kann ich auf andere zugehen und bin ganz ungehemmt." Kommt es zum Missbrauch, ist der Schritt in die Abhängigkeit nicht mehr weit. Nicht nur der Trinkende ist betroffen.
Ausweg aus der (Co-)Abhängigkeit
Nicht nur Männer greifen zur Flasche als Seelentröster. Auch Frauen sind dem Alkohol nicht abgeneigt. Mit all den negativen Folgen eines Missbrauchs. Gefährlich ist der übermäßige Alkohol aber nicht nur für die Trinkerin selbst. Bei schwangeren Frauen ist auch das werdende Kind beeinträchtigt.
Dass Menschen in der Sucht eine Perspektive bekommen und einen Ausweg aus der Sackgassen finden können, davon sind die christlichen Suchthelfer des Sozialwerkes Malchin-Teterow überzeugt. Weil die Co-Abhängigkeit oft die Ehefrau trifft, gibt es dort auch eine Angehörigen-Selbsthilfegruppe.
Alkoholsucht: Wo finde ich Hilfe?
Hilfe bei Alkoholproblemen gibt es u. a. bei folgenden Organisationen:
- Blaues Kreuz in Deutschland e.V. – Bundeszentrale, Wuppertal
- Blaues Kreuz in der Evangelischen Kirche Bundesverband e.V. – Dortmund
- Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. – Hamm
- Diakonische Werke in Ihrer Nähe