Es ist ein später wenn auch denkwürdiger Schritt: Der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, und der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Martin Dutzmann, gehen aufeinander zu. Sie wollen gemeinsam den Verrat aufklären, den manche Christen zur Zeit der Nationalsozialisten an Sinti und Roma begangen haben.
Christen lieferten Christen an Nazis aus
Romani Rose beklagt: „Wir waren schutzlos von unseren Glaubens-Brüdern und Schwestern der Nazibarbarei überlassen worden.“
Martin Dutzmann, der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche, will da nicht widersprechen. Noch heute gehören 80 Prozent der Sinti und Roma der katholischen und jeder Fünfte einer protestantischen Kirche an. „Es sind Glaubensgeschwister!“ Genauso wie Juden seien sie oft an die Nationalsozialisten verraten worden. „Das macht es nicht mehr oder weniger schlimm. Aber das ist ein verstörender Gedanke.“
Forschung statt Desinteresse
In Zukunft sollen die Forschungen zur Schuldverstrickung der Evangelischen Kirche in die Verfolgung von Sinti und Roma intensiviert werden. Den Auftakt gebildet hat jetzt ein Gutachten der Historikerin Verena Meier. Hat aus ihrer Sicht die Evangelische Kirche die Aufarbeitung ihrer Beziehung zu Sinti und Roma verschlafen? Aus Sicht Meiers ist das noch zu milde ausgedrückt. Sie spricht eher „von Desinteresse“.
Das ist auf jeden Fall jetzt vorbei. Die Evangelische Kirche will ein klares auch politisches Signal setzen. Immerhin könnte in Kürze eine Partei mit völkischem Gedankengut in den Bundestag einziehen.
Württemberg ist Vorreiter
Positiver Vorreiter ist übrigens die Evangelische Kirche in Württemberg. Sie hat einen speziellen Beauftragten für den Dialog mit Sinti und Roma. Für Oberkirchenrat Klaus Riet etwas Selbstverständliches, gerade auch in der jetzigen politisch angespannten Situation: „Wir sind da für die Schwachen. Das ist unser Platz. Da ist unsere Aufgabe. Und wenn wir bei dem bleiben, dann mache ich mir keine Sorgen über unsere Zukunft.“
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Es ist interessant, wie hier wieder neu die Schuldfrage in den Mittelpunkt gestellt wird. Schuld, schuld, schuld.
Viel wichtiger finde ich es was eurde daraus gelernt? Vielleicht sollte man sich … mehreinmal überlegen was man KONKRET daraus für heute lernen kann?
Zum Beispiel gegen einen OnlinePranger (ala HeinrichBöllStiftung) für Andersdenke / politische Gegner vorzugehen, der nach schlechter Presse nur passwortgeschützt wurde, aber weiter existiert.
Oder selbst Toleranz einfordern und Intolerant handeln, wie KGE beim CSD alle Gegner der HomoEhe als Arschlöcher bezeichnet hat. Wo ist da das Aufstehen...
Wer solches Verhalten duldet läuft in die Stuttgarter Erklärung 2.0 rein.
Als schön nur in der Vergangenheit forschen nach der Schuld forschen, aber bloß nichts konkretes für die Gegenwart rausziehen.
Ob die immer heftiger geschwungene Nazikeule wirklich noch abschreckt, ob sie nicht inzwischen weitgehend wirkungslos geworden ist oder der AfD sogar zusätzliche Wähler an die Urnen treibt, bleibt … mehreine offene Frage. Klar dagegen ist, dass es sich um eine ungeheuerliche Verharmlosung des Nationalsozialismus handelt. Wenn die Demokratin Frauke Petry, die sich nachweislich gegen rechtsradikale Tendenzen bei einzelnen AfD-Mitgliedern einsetzt, ein Nazi sein soll, kann der Nationalsozialismus ja nicht so schlimm gewesen sein. Die staatsfinanzierten Kämpfer gegen rechts, Politiker und Journalisten, die Nazi-Vergleiche inflationär benutzen, zeigen damit nur, dass sie nichts aus der Geschichte zweier Diktaturen gelernt haben.