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© Riccardo Mion / unsplash.com

10.09.2024 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Katrin Faludi

Angst – Segen und Fluch zugleich

Der neue ERF Jess-Podcast „Heavenly Mental“ hilft, Angst zu verstehen.

„Angst habe ich, weil ich Mensch bin und weil ich lebe – und das ist gut so!“

Einen solch entspannten Umgang mit Angst kann man lernen, davon ist die Wetzlarer Psychotherapeutin Sandra Erbach überzeugt. Im neuen ERF Jess-Podcast „Heavenly Mental – Über Gott und die Psyche“, für den wir sie als Expertin gewinnen konnten, widmen wir uns den grundlegenden menschlichen Gefühlen und starten in der ersten Folge mit der Basis-Emotion überhaupt – der Angst.

„Angst hat mich jetzt schon 35 Jahre am Leben gehalten“, sagt Sandra Erbach. „Ohne Angst wären wir gar nicht lebens- und überlebensfähig. Gott hat sich wirklich etwas Gutes ausgedacht, denn Angst ist ein wichtiger Schutzmechanismus in Gefahrensituationen.“

Gefühle sind wie Organe

Jede unserer Emotionen erfüllt einen wichtigen Zweck. Sie sind in unserer Psyche angelegt wie die Organe im Körper. So, wie wir Leber, Niere und Herz haben, haben wir eben auch Wut, Angst, Trauer, Freude und vieles mehr. Gefühle gehören zum Menschsein dazu.

Doch haben viele Menschen nicht gelernt, ihre Gefühle einzuordnen und zu verstehen. Sandra Erbach beobachtet, dass Gefühle in unserer Gesellschaft einerseits überbetont werden, andererseits aber wenig Wissen über den Umgang damit vermittelt wird. Daher erleben viele Menschen Emotionen häufig als diffus.

Viele Menschen haben nicht gelernt, ihre Gefühle einzuordnen und zu verstehen, daher erleben sie ihre Emotionen häufig als diffus.

Das löst Unsicherheit aus, und da wir Unsicherheit nicht mögen, neigen wir dazu diese Gefühle zu unterdrücken. Unterdrückte Gefühle aber suchen sich ihren Weg zurück an die Oberfläche, mitunter mit unangenehmen Folgen. Das ist insbesondere bei Angst der Fall.

Wird Angst unterdrückt, fällt der wichtige Schutzmechanismus aus seiner angestammten Rolle und schränkt stattdessen die Lebensqualität ein. Doch wie funktioniert Angst überhaupt? Wozu brauchen wir sie?

Kampf oder Flucht

Angst bewirkt, dass unser Körper in einer bedrohlichen Situation innerhalb eines Wimpernschlages in einen Kampf- oder Fluchtmodus umschalten kann, auch fight-or-flight response genannt. Herzfrequenz und Atmung steigen an, die Pupillen weiten sich, die Muskeln werden stärker durchblutet. In Sekundenbruchteilen sind wir dank der Angst in der Lage, auf Gefahr zu reagieren.

Die wirklich lebensbedrohlichen Situationen, die diese Reaktion erfordern, sind im Alltag allerdings selten geworden. Trotzdem erleben viele Menschen, wie Angst sie auch ohne Lebensgefahr immer wieder überflutet. Das uralte Muster springt an, obwohl es gar nicht benötigt wird: Die Angst hat sich verselbständigt.

Dabei kann es passieren, dass sie von Betroffenen gar nicht als solche wahrgenommen wird. In der Praxis erlebt Sandra Erbach oft, dass ihre Patienten auf die Frage „Wie geht es Ihnen?“ antworten: „Ich fühle mich gestresst!“ Doch Stress ist keine Emotion, sondern eine Körperreaktion. In Wahrheit steckt dahinter häufig Angst, die sich in unterschiedlichen Facetten zeigen kann: Unsicherheit, Unruhe, „Bammel“ oder gar Panik.

Viele Menschen sind ungeübt darin, die körperlichen Empfindungen und das Gefühl dahinter auseinanderzuhalten. „Der Körper ist der Befehlsempfänger der Gedanken“, erklärt die Psychotherapeutin. Das heißt: Unsere Gedanken und Bewertungen über eine Situation lösen Gefühle überhaupt erst aus.

Um einen konstruktiven Umgang mit unserer Angst zu finden, müssen wir zuerst also erkennen, welche Situationen welche Gedanken und Bewertungen bei uns nach sich ziehen, die dann überhaupt erst die Angst auslösen. Die gute Nachricht lautet: Das kann man lernen und wird auch künftig Thema im Podcast sein.

Was Angst außerdem leistet

Neben der lebensrettenden Kampf-oder-Flucht-Reaktion erfüllt Angst noch einen weiteren Zweck. Wie alle Emotionen ist sie ein Signal, mit dem wir unseren Mitmenschen unsere Bedürfnisse mitteilen. Zudem erfahren wir viel über uns selbst, wenn wir lernen, unserer Angst zuzuhören.

Wer seine Angst und ihre Ursprünge versteht, ist ihr nicht mehr ausgeliefert und muss auch nicht mehr den Lügen glauben, die sie uns erzählt, etwa: „Es wird immer so schlimm bleiben!“ oder „Hilfe, ich sterbe gleich!“ In der ersten Folge nimmt Sandra Erbach gerade solche Gedanken unter die Lupe und erklärt, was dran ist.

Hilfreiche Tipps, um deine Angst zu verstehen und einen gesunden Umgang damit zu finden, gibt Sandra Erbach in der ersten Folge von „Heavenly Mental“, ein Podcast von ERF Jess.
 

Der Podcast ist in folgenden Podcast-Portalen verfügbar:

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Autor/-in

Katrin Faludi

  |  Redakteurin

Katrin Faludi hat Medienwissenschaft und Amerikanistik studiert. Hauptberuflich arbeitet sie seit vielen Jahren als Radioredakteurin, nebenberuflich ist sie Buchautorin. Zu ihren Themen gehören Lebenshilfe und seelische Gesundheit, denen sie mit einer Prise Humor sehr gerne die Schwere nimmt. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und mag alles, was mit Sprache(n) zu tun hat.

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Kommentare (1)

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XXX /

Angst hin oder her. Ich würde von solchen Büchern die Finger lassen. Oftmals von Cheftheoretikern geschrieben die überhaupt nicht wissen, wie sich ein Überlebenskampf anfühlt.
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