Samstagmorgen, Familienfrühstück. Duftend habe ich die Brötchen vor einer Weile aus dem Ofen gezogen, die Kaffeemaschine zischt leise. Eine Kerze verströmt ihr warmes Licht, die Akkorde ruhiger Musik finden ihren Weg aus dem Wohnzimmer zu uns. Die Kinder gesellen sich noch etwas schlaftrunken und in Schlafanzügen an den Esszimmertisch. Der ist gedeckt mit Obst und, wie bei uns üblich, mit unzähligen Aufstrichen. In letzter Zeit der Hit: ein heller Nussaufstrich, eine Art Nutella ohne Kakao, dafür mit mehr Haselnuss.
Ich atme tief ein und nehme den Moment in mich auf. Er macht mich glücklich. Was komisch ist. Denn oft brauche ich kein Frühstück. Immer wieder esse ich erst zu Mittag, ich höre schon seit Jahren auf meinen Bauch.
Außerdem brauche ich oft nicht viele Menschen, um glücklich zu sein. Ich komme gut mit mir zurecht und schätze Ruhe und die Zeit allein.
Und doch: Dieser Moment macht mich glücklich. Ich weiß auch weshalb. Ich bin zusammen mit meinen Lieblingsmenschen. Ich bin denen nahe, die mir am wichtigsten sind – und denen ich am wichtigsten bin.
Das Glück im Üblichen
Das mag sich perfekt anhören, ist es aber nicht. Teilweise haben wir schlecht geschlafen, sind entsprechend müde. Wir unterhalten uns über die heutigen ToDos. Protest der Kinder. Vor uns stehen Einkaufen, Putzen, Montag ist Altpapier. Das Übliche eben.
Ich halte den Moment für mich fest. Ist das Übliche vielleicht wertvoller, als es mir oft bewusst ist? Ist das Glück nicht gerade mitten im Alltäglichen zu finden?
Ich atme noch einmal tief ein und sage mir: Du hast es gut, du bist ein glücklicher Mann. Zumindest jetzt, in diesem Moment bin ich glücklich, nahe bei meinen Lieblingsmenschen.
Deine Nähe macht mich glücklich
Diese Nähe erinnert mich auch an eine Aussage aus der Bibel. Da heißt es am Ende von Psalm 73: „Ich aber setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn; dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück“ (Psalm 73,28, Gute Nachricht Bibel).
Da ist es wieder, dieses Nahe-Sein bei einem Lieblings-Gegenüber. Da ist jemand, der mich als seinen Lieblingsmenschen ansieht. Neben vielen anderen – zugegeben – und doch sieht Gott auf besondere Weise und wohlwollend auch auf mich. Er hat mich gewollt, ausgedacht und gemacht, so bezeugt es die Bibel. Es tut mir gut, seine Nähe zu suchen.
Das hört sich wieder perfekt an, ist es aber nicht. In Psalm 73 zählt der Autor eine Reihe von Dingen auf, die ihm das Leben mehr als schwer machen. Erst danach schließt er mit der beglückenden Erfahrung, Gott nahe zu sein.
Die Nähe will gesucht werden
Auch für mich gilt: Diese Nähe zu Gott will gesucht und entdeckt werden. Im Üblichen, nach einer schlechten Nacht, zwischen den dringenden Aufgaben und mit all den Fragen, die ich habe.
Aber sie ist da, diese Nähe. Und das Glück, das darin steckt. Deshalb atme ich tief ein und lasse auch diese Aussage auf mich wirken – und spreche unwillkürlich ein kurzes Gebet: „Dir nahe zu sein, Gott, ist mein ganzes Glück. Weil du jemand bist, der mich annimmt. Mir durch diesen Tag hilft, für mich kämpft, sich meine Beschwerden anhört. Es passiert so viel Gutes, wenn ich dir nahe bin.
Danke, Gott! Deine Nähe macht mich glücklich.“
Wie ist das bei Ihnen? In welchen Momenten erleben Sie die Nähe Gottes? Oder fühlt er sich weit weg an? Vielleicht atmen sie einmal tief ein – und sprechen ein Gebet, das zu Ihnen passt. Es darf auch meines sein. Ich wünsche Ihnen Gottes Nähe. Und das Glück, das darin liegt.
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Also,
ich behaupte ja, das kennen wir alle:
echter Kampf um Redlichkeit, Zugewandtheit, liebevolle, gerechte Anteile am täglichen Leben; der Familie, Schule, Gemeinde, kommunal wie christlich, … mehröffentlichem Leben.
Und daneben stehen die, die unnötigerweise lästern und blecken und feixen. Kabbale, Intrigen und Palaver, Kriege vom Zaun brechen, weil ihnen danach ist und sie so gestrickt sind....
An Karsten hier im zweiten Kommentar:
Ja, schrecklich. Was Menschen Menschen antun: Christen in Südamerika den Natives, den Kolonien in Afrika oder Nordamerika etc. etc.
Seit vielen Jahren ist Krieg zwischen Muslimen im Jemen, oder zwischen Muslimen und Muslimen und Christen und Animisten im Sudan, Nigeria etc. etc. Wer kräht nach Denen?! Die Liste ist endlos.
Meine Empathie reicht nicht für acht Milliarden Menschen! Isso.
Schaue den Singvögeln draußen beim Baden und Futtern zu, im frischgefallenen Schnee plantschen sie.
Da bin ich im Hier und Jetzt, Gott ist da. shalom, Euch!
Die Frage drängt sich auf: Wie empfinden Menschen in tiefem Leid, in Verfolgung, in Todesangst und Todesnot? Kann da noch das Wort Glück gedacht, gebraucht oder gesprochen werden? Der Psalm könnte … mehrdas nahelegen. Aber beispielsweise die bittere Wirklichkeit, dass immer noch der größte Teil der Geiseln vom 7. Oktober in den Händen der Hamas ist, sprengt für mich die Grenzen meiner Vorstellungskraft. Hier ist in meinem Herzen eher das Wort Zuflucht anstelle des Wortes Glück. Aber wahrscheinlich ist es ja doch ein, wenn auch unbegreifliches, Glück eine solche Zuflucht bei dem einen wahren Gott zu haben.
Danke! Eigentlich kann ich nicht ausdrücken, wie sehr mir das heute nahe gegangen ist, es trifft mich, es gibt mir Kraft. Danke!