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11.01.2024 / Zum Schwerpunktthema / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Ute Heuser-Ludwig

Das Glück ist schon da

Wie es gelingt, alltägliche Glücksmomente zu entdecken und ins eigene Herz zu schreiben. Von Ute Heuser-Ludwig.

„Ich bin im Glück“ strahlt Judith Rakers in die Kamera. Ich schaue ihr ein bisschen neidisch zu, wie sie in einer Reisesendung auf einer weiten, grünen Wiese steht, auf der ein Fohlen erste Luftsprünge macht. Ich weiß, dass sie selbst reitet und Tiere mag. Kein Wunder, dass dieser Pferdemoment sie glücklich macht. Schön auch dieser Satz: „Ich bin im Glück“.

Aber ist das ein Dauerzustand? Ich fürchte nicht. Eben war das Glück noch da. Schon ist es wieder vorbei. Weiß ich eigentlich, was mich glücklich macht? Denn Pferde sind es nicht unbedingt, obwohl ich sie schön und prächtig finde. Aber mein Glück?

Glück will entdeckt werden

Um zu entdecken, was mich glücklich macht und das auch festzuhalten, greife ich zu einem grünen Stift. Wenn mir in meinen Arbeitsalltag ein kleines Glück über den Weg läuft, notiere ich ein paar Zeilen in meinem Terminplaner.

Zum Beispiel an einem Dienstag im vergangenen Januar: „Regen & Violine & Haydn – passt.“ Aha, da hat eine Musik anscheinend zu meiner Stimmung gepasst. Ein kurzer Glücksmoment. Der nächste im Februar: „Freinehmen“, mit großem Smiley. Ein freier Tag mitten in der Woche. Steht auch auf meiner Glücksliste. Noch eine Notiz: „Hurra, Ordnung im E-Mail-Eingang!“ Was habe ich mich gefreut, als ich mit Hilfe einer Kollegin mein Postfach endlich mal tipptopp aufgeräumt und sortiert hatte. Klarheit und Ordnung machen mich nämlich auch glücklich und sind fürs Arbeiten unerlässlich.

Noch eine grüne Notiz ist die E-Mail einer Hörerin: „Wenn mir die Worte fehlen, höre ich Ihr wunderbar mutmachendes Gebet. Und dann ist es so, als würde eine Schleuse geöffnet. Plötzlich sind die Worte da. Und ich starte damit in den neuen Tag. Dankeschön.“ Ein besonderes Glück, wenn meine Worte anderen aufhelfen, weiterhelfen.

Ein besonderes Glück, wenn meine Worte anderen aufhelfen, weiterhelfen.

Das passiert auch umgekehrt. Mir helfen die Worte anderer, trösten oder motivieren mich. Wie diese Liedzeile von Martin Buchholz: „Ich such das Weite, geh auf die Reise, ich breche heute noch auf, find den Weg, der beim Gehen erst entsteht.“

Glück passiert unterwegs

Mein Glück hat oft mit Worten zu tun. Sie sind es, die mir Momente schenken, in denen sich eine freundliche Hand unter meine Seele schiebt, Halt gibt, Liebe, Glück. Für mich fühlt sich das nach Gott an, nach seiner leisen Stimme, die mir immer wieder Gutes zusagt. Er will, dass mein Leben glückt. Er schenkt es. Durch Menschen. Durch Musik. Durch Bücher. Natürlich durch Bücher.

Es ist für mich der beste Beruf der Welt, sich mit Geschichten und Wort-Versuchen verschiedenster Autorinnen und Autoren zu beschäftigen, zu lesen, zu hören, zu genießen. Und die Freude und den Trost der Worte in Sendungen, Buchtipps, Gesprächen an andere weiter zu reichen: Lies doch mal, das ist schön, das tut gut, da steckt Gott drin, wenn du genau hinhörst. Dass Worte voller Gott sein können, geben schon die Bibelschreiber weiter: „Wer auf das Wort merkt, der findet Glück; und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt“ (Sprüche 16,20).
 

Glück ist schön und kurz

Ja, das Glück. Ist meist kurz. Ist meine Erfahrung. Deshalb ist das Notieren für mich wichtig. Da schaue ich dann nochmal hin. Doch, es war da, das Glück, die Überraschung, der Trost, die Freude.

Ohne das Festhalten versinken gute Momente häufig im Allerlei des Alltags. Sie sind noch schneller fort, als sie sowieso vergehen. Obwohl – eigentlich ist es auch ganz schön, dass ich das Glück nicht auf Dauer festhalten kann, dass ich immer wieder neu auf dem Weg bin, es zu entdecken.

Ent-decken, da steckt doch drin: Das Glück ist schon da, ich muss nur finden, sehen lernen, darüber stolpern, wach bleiben für den Moment.

„Ent-decken“, hat mir mal eine Autorin gesagt, da steckt doch drin: Es ist schon da, ich muss nur finden, sehen lernen, darüber stolpern, wach bleiben für den Moment. So wie Judith Rakers auf der Pferdewiese. Eigentlich auch schön, dass jeder sein Glück hat, die eigene Art von Glück. Und dass wir trotzdem oder gerade deshalb zum Glück anderer beitragen können.

Glück ist ein Geschenk

Ach ja, Gedichte machen mich auch glücklich. Deshalb zum Schluss ein paar Zeilen von Reiner Knieling. Sein Buch „Kraftworte. Voller Zuversicht leben“ (Adeo Verlag) steht auch auf meiner persönlichen grünen Liste:

Taucht in die Liebe ein
saugt sie auf
Lasst Wunden heilen
und Kräfte wachsen

Lasst euch
fließen
beschenken
glücklich machen.
 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und mir trotz allem ‚Weh und Ach‘ ein glückliches neues Jahr.
 

 Ute Heuser-Ludwig

Ute Heuser-Ludwig

  |  Moderatorin und Redakteurin

Schwerpunkt der Moderatorin und Redakteurin ist das „Lesezeichen“. Die gelernte Kulturpädagogin ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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Kommentare (1)

I.Johanna /

der grüne Stift und das zeitnahe Notieren ist eine gute Idee.
Probiere ich vllt. mal....
ich erlebe auch viele Glücksmomente mit meinen lieben Kindern, Enkeln und Urenkeln. Ich danke Gott dafür.

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