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© V. Jung

02.09.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Volker Jung

Mein Lieblingstext in der Bibel (8)

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung spricht über Micha 6,8.

 
Mein Konfirmationsspruch ist einer meiner Lieblingsverse in der Bibel. Ich habe mir den Spruch nicht ausgesucht. Der Pfarrer, der mich konfirmiert hat, hat ihn ausgewählt. Allerdings: Als ich ihn bei der Konfirmation zum ersten Mal hörte, war ich enttäuscht. Die Worte haben mich zunächst gar nicht angesprochen. Das hat sich sehr geändert. Heute sind sie für mich eine sehr klare und wunderbare Zusammenfassung dessen, was Glauben als Lebenshaltung bedeutet. Die Worte stehen bei dem Propheten Micha Kapitel 6, Vers 8:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

Drei Dinge werden da genannt. Und sie sind „gut“. Das heißt: Sie helfen zum Leben. Das ist wichtig. Was gut ist, bedrängt, bedrückt, versklavt Menschen nicht. Was gut ist, hilft wirklich Leben.

Da heißt es zuerst: Gottes Wort halten. Der Prophet Micha macht mit allem, was er sagt, deutlich, was das bedeutet. Gottes Wort halten heißt: sich an den Geboten orientieren und damit für Recht und Gerechtigkeit eintreten. Es geht ungerecht zu unter Menschen, wenn Schwache an den Rand gedrängt oder gar ausgeschlossen werden. Oder wenn Menschen aus irgendeinem Grund verachtet oder diskriminiert werden, zum Beispiel Witwen, Waisenkinder und Fremde.

Recht und Gerechtigkeit sind aber nicht alles. Sie können sogar kalt und herzlos sein, wenn sie zu leeren Prinzipien werden. Deshalb kommt ein zweites hinzu: Liebe üben. Da geht es um den respektvollen, freundlichen, liebevollen Umgang miteinander.

Und schließlich, drittens: „demütig sein vor deinem Gott“. Vermutlich war das die Formulierung, die mich als Konfirmand am meisten irritiert hat. Das klingt doch sehr danach, sich ducken und klein machen zu müssen. Aber das ist ein großes Missverständnis. Es geht um „wachsame Frömmigkeit“. Das habe ich bei einem großen theologischen Lehrer gelernt. Und „wachsame Frömmigkeit“ ist nichts Drittes, das neben Recht und Liebe tritt. Sie ist die Grundlage von Gerechtigkeit und Liebe. „Wachsam fromm“ ist ein Mensch, der darauf schaut, was er von Gott empfangen hat und täglich empfängt. „Wachsam fromm“ ist ein Mensch, der mit Gott mitgeht. Christinnen und Christen schauen dabei auf Jesus Christus und darauf, wie er das gelebt hat. Er ist Vorbild dafür, wie Recht und Liebe zusammen gesucht und gelebt werden. Und so bedeutet „mitgehen mit Gott“ ihm nachzufolgen.

So habe ich mir die Worte meines Konfirmationsspruches angeeignet. Und ich denke immer wieder über sie nach und prüfe dabei mich und mein Leben. Und ich vertraue mich damit Gott an und denke: „Ja, es ist mir gesagt, was gut ist.“

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