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05.08.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min

Autor/-in: Manfred Rekowski

Mein Lieblingstext in der Bibel (7)

Präses der ev. Kirche im Rheinland Manfred Rekowski über Matthäus 25,40.

 

Mit den Lieblingsversen ist das ja so eine Sache. Jedenfalls bei mir. Ich habe nicht unbedingt den einen Vers, der mein absoluter Liebling ist. Also so ein Vers für immer und ewig. Das wäre ja auch seltsam, sprechen wir doch zu Recht vom lebendigen Gotteswort.

 


Und so sprechen mich verschiedene Verse in je unterschiedlichen Situationen und Zeiten meines Lebens besonders an. Im Moment sind es Worte aus dem Matthäus-Evangelium. Das ist ein Vers fürs Hier und Heute. In Jesu Rede vom Weltgericht geht es um das, was man seinen Brüdern und Schwestern an Hilfe und Zuwendung zukommen lässt, wenn sie der Hilfe bedürfen: Essen und Trinken, Obdach und Kleidung, Fürsorge und Begleitung.

In Matthäus 25, 40 kommt Jesus selbst zu Wort. Dort heißt es:


„Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“

Jesus schlägt die Brücke zwischen ihm und den Menschen. Zwischen ihm und denen, die Hilfe brauchen. Er sagt: Was ihr für die tut, die in Not sind, das tut ihr für mich; da tut ihr an mir. Dieser Vers beschäftigt mich derzeit aus zwei Gründen besonders.

1. Jesus macht sich mit denen gemein, die in Not geraten sind. Das erinnert mich daran, dass uns in allen Menschen, denen wir helfen, der lebendige Gott selbst begegnet. Dienst am Menschen ist also Gottesdienst.

und

2. Jesus fragt nicht danach, warum die Menschen in Not geraten sind. Der Gedanke „selbst schuld“ spielt für ihn keine Rolle. Er stellt den Menschen in den Mittelpunkt, weil er Hilfe anderer braucht.

In diesen Tagen und Wochen wird in unserem Land und in vielen Ländern Europas heftig diskutiert, ob man Menschen helfen soll, die auf dem Mittelmeer in Seenot und Todesgefahr geraten. Die Menschen, die übers Mittelmeer nach Europa kommen wollen, kommen aus Afrika. Sie fliehen vor Krieg und Gewalt. Viele von ihnen fliehen aber auch vor der eigenen Perspektivlosigkeit aus ihrer Heimat.

Und deshalb denken nicht wenige hierzulande: Sind die nicht selbst schuld, wenn sie sich in die Hände skrupelloser Schlepper und an Bord deren völlig untauglicher Boote begeben? Wenn wir sie vor dem Ertrinken retten, kommen nur noch mehr. Warum also sollten wir ihnen helfen?

Ja, warum sollten die denen helfen? Warum sollen wir dem Junkie helfen? Warum der Frau, die Mann und Kinder verlassen hat und die schließlich auf der Straße gelandet ist? Warum?

Die Antwort auf diese Fragen ist ebenso einfach wie unbequem. Jesus gibt sie: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (Matth. 25,40).

Darum:
Um Christi willen.

 

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