Eigentlich habe ich Urlaub, aber der Tag fühlt sich dennoch wie ein Kampf gegen die Zeit an. Bin zu spät aufgestanden, komme mit meinen Aufgaben nur schleppend voran und bin prompt zu spät beim ersten Termin. Während ich mich neben meinem Mann im Auto für einen Moment zurücklehne, erschallt aus den Lautsprechern: „Ich renn durch mein Leben wie eine Lok auf zwei Beinen“.
Ich habe das Lied von Peter Fox schon oft gehört, doch diesmal trifft mich fast der Schlag. Der singt ja von mir! Genauso fühlt sich gerade mein Leben an, selbst im Urlaub. Während die flotte Mucke meinen Körper in angenehme Schwingungen versetzt, wird es innerlich in mir still. Will ich, dass mein Leben so weitergeht?
Nur nach vorne, nicht zurück?
Später reflektiere ich das Lied und meine eigene Lebenseinstellung mit Blick auf meinen Glauben. In der Bibel finde ich viele Vorbilder für einen energiegeladenen Lebensstil. Wenn Paulus in Philipper 3,13 schreibt: „Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist“, ähnelt das deutlich der Liedzeile „Die Welt muss sich drehen, nichts kann so bleiben“. Oder etwa nicht?
Tatsächlich fordert uns die Bibel an vielen Stellen auf, ins Tun zu kommen. Als Josua noch zweifelnd vor den Grenzen des versprochenen Landes steht, macht Gott ihm Mut und verspricht, bei ihm zu sein (vgl. Josua 1,6-9).
Wenn wir selbst bang vor einer Herausforderung stehen, spricht Gott auch uns zu: Komm, ich bin bei dir! Du schaffst das! Leg los!
Gottes Angebot: Ein Ruhetag
Das bedeutet aber nicht, dass wir wie eine „Lok auf zwei Beinen“ durchs Leben brettern müssen, wie es im Lied von Peter Fox selbstironisch heißt. Stattdessen setzt Gott sogar einen Extra-Tag ein, damit wir auftanken und zur Ruhe kommen können: Den Sabbat (vgl. 3. Mose 23,3). Alles, wozu wir an diesem Tag aufgefordert werden, ist ausspannen und Gemeinschaft mit Gott haben.
Doch das fällt mir persönlich schwer. Wenn die Arbeitswoche am Freitag abgeschlossen und Samstag die wichtigsten Besorgungen erledigt sind, bin ich oft einfach nur noch k.o. Statt nach Gottesdienst steht mir dann der Sinn nach Ausschlafen, um überhaupt die nächste Woche kräftetechnisch zu überstehen.
Oder mir fallen all die kleinen Sonderaufgaben ein, die zwischenmenschlichen Verpflichtungen, die auch irgendwie wichtig sind. Genau wie an diesem Urlaubstag, den ich mit mehr Ruhe hätte angehen können. Aber ich wollte meine Großeltern zu einer bestimmten Uhrzeit besuchen und habe mich davon stressen lassen.
Schnell wird so auch der Gottesdienstbesuch oder der Besuch bei Familie und Freunden zu einer weiteren Veranstaltung, zu der ich hinrenne wie die sprichwörtliche Lok.
Doch wie kann ich diesen Kreislauf durchbrechen?
Mehr als ein schneller Imbiss
Vielleicht indem ich nicht so sehr äußerlich, sondern innerlich einen Gang zurückschalte. Mir steht hier ein Bild vor Augen, das der König David in Psalm 23 beschreibt. Dort heißt es: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein“ (Psalm 23,5).
Während David diese Zeilen schreibt, befindet er sich – anders als ich oder Peter Fox – tatsächlich auf der Flucht. König Saul bedroht sein Leben und David verweilt nie lange an einem Ort. Trotzdem beschreibt er Gott als jemanden, der ihn in genau dieser Lage zu einem Festmahl einlädt.
Einen Tisch herrichten oder sich das Haupt mit Öl salben lassen, das tut man üblicherweise nicht, wenn man auf der Flucht ist. Warum schreibt David hier also nicht, dass Gott ihm eine Wegzehrung mitgibt oder ihm Schutz in einer Höhle bietet?
Weil er etwas verstanden hat, was ich selbst immer noch zu begreifen versuche: Gott macht uns mitten im Chaos, im Alltag, in Kämpfen und Aufgaben das Angebot, zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu sammeln.
Gott bietet mir in meiner Lok nicht nur eine Stulle auf die Hand oder einen Imbiss im Bordbistro an, sondern einen ausgiebigen Halt in einem Edelrestaurant.
Wenn ich das verstanden habe, kann ich Stück für Stück lernen, umzudenken und wie David innerlich zur Ruhe zu kommen. Ich darf mich stärken lassen und ausruhen, nicht nur kurz verschnaufen, mindestens einmal die Woche. Die Frage ist nur: Nehme ich dieses Angebot an?
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