„Heute hier, morgen dort? Bin kaum da, muss ich fort …“ So heißt es in einem Lied von Hannes Wader und oft kommt mir mein eigenes Leben auch so vor. Nicht weil ich wie der Liedsänger von einem Ort zum anderen ziehe, sondern von einem Termin zum nächsten hetze, Aufgaben jongliere und mich am Ende des Tages oft frage, was ich überhaupt gemacht habe.
An solchen Tagen finde ich selbst dann, wenn alles um mich herum still wird, kaum zur Ruhe. Kennst du dieses Gefühl der Rastlosigkeit? Das Gefühl, ständig getrieben zu sein?
Dann hast du vielleicht auch erlebt, wie sehr dieses unangenehme Gefühl dich lähmt. Obwohl so viel zu tun wäre, kannst du dich nur schwer auf eine Aufgabe konzentrieren. Du rackerst dich ab, kommst aber gefühlt nicht vorwärts, und das verstärkt deine innere Unruhe nur weiter.
1. Lass dich nicht von der Rastlosigkeit anderer anstecken!
Die gute Nachricht ist: Du bist damit nicht allein. Vielen Menschen geht es wie dir und mir. In unserer schnelllebigen Zeit gibt es wahrscheinlich kaum jemanden, der noch nie innere Unruhe erlebt hat. Daher wirst du mit deinem Problem vermutlich auf Verständnis bei anderen stoßen.
Die schlechte Nachricht dabei ist allerdings: Genau das ist ein Problem. Dadurch dass fast jeder sein Päckchen an innerer Unruhe zu tragen hat, steigert unser soziales Umfeld oft unsere eigene Unruhe. Vielleicht bringen deine Kinder oder dein Mann diese mit von Schule oder Arbeit. Oder du arbeitest in einem stressigen Job, in dem jeder unter Zeitdruck arbeitet und du dir auch keine Pause gönnst, weil deine Kollegen das nicht tun.
Der erste wichtige Tipp, um wieder zur inneren Ruhe zurückzufinden, ist daher: Lass dich nicht von der Rastlosigkeit anderer anstecken. Der Arbeitsstress deines Mannes ist genauso wenig dein Problem wie die Überstunden deiner Kollegin.
Du bist als Person nur für die Rastlosigkeit eines einzigen Menschen verantwortlich und dieser Mensch bist du selbst.
Wenn du merkst, du befindest dich gerade in einem sozialen Gefüge, in dem Unruhe herrscht, tritt innerlich einen Schritt zurück oder gönn dir eine kleine Pause. Vielleicht kannst du dich für einige Minuten zurückziehen und einfach mal kurz tief ein- und ausatmen. Oder wenn möglich, mach einen Spaziergang im Park.
Dabei kannst du überlegen, was dich an der Unruhe der anderen selbst unruhig macht. Erst danach entscheide, wie du auf die Unruhe der anderen reagieren willst.
2. Nimm dir nicht zu viel vor!
Wenn die innere Unruhe nicht durch dein Umfeld ausgelöst wird, kann ein Grund dafür die Angst sein, etwas zu vergessen. Heutzutage werden wir mit Informationen geradezu bombardiert und auch unsere Aufgaben sind kleinteiliger geworden als die unserer Vorfahren.
Wo ein Arbeiter vor hundert Jahren „einfach nur“ ein Feld abzuernten hatte, steht ein Büroarbeiter heute täglich vor der Frage, ob er zuerst auf die dringende Mail reagiert, eine Bestellung auslöst oder ein möglicherweise wichtiges Telefonat führt.
Dies ist bitte nicht als Nostalgie der guten alten Zeit zu verstehen. Die Arbeitsbedingungen der meisten Menschen waren damals in allen anderen Belangen unterirdisch, aber meist gab es EINE konkrete Aufgabe, die erledigt werden musste. Solch eine Aufgabe zu haben, hilft dabei fokussiert zu arbeiten. Heute jonglieren die meisten Menschen jedoch sehr vielfältige und teils sehr kleinteilige Aufgaben und müssen an einem Tag häufig mehrfach die Prioritäten neu setzen.
Diese Fülle an Entscheidungen ermüdet und lässt dich vielleicht mit der bangen Frage zurück: Habe ich wirklich an alles gedacht? Eine Hilfe kann es sein, wirklich jede Aufgabe, die erledigt werden muss, zu notieren. Denn, sobald du etwas nicht mehr im Kopf behalten musst, entlastet dich das. Auch sich vorab eine wichtige Tagesaufgabe zu setzen, die auf jeden Fall erledigt werden soll, kann helfen.
Gleichzeitig kann eine endlos lange To-Do-Liste auch Stress auslösen. Daher ist es wichtig, zwar eine Liste zu haben, auf der alle deine Aufgaben stehen, dir für den jeweiligen Tag aber nur eine gewisse Menge an Aufgaben zu notieren und auch NUR diese im Laufe des Tages regelmäßig zu überprüfen.
Um hier realistisch zu planen, gibt es einen einfachen Trick: Plane für jeden Tag mindestens eine Aufgabe weniger ein, als du meinst schaffen zu können. So schaffst du dir Freiräume zum Durchatmen.
Insgesamt raten viele Experten dazu, nur 60 Prozent der Arbeitszeit für feste Aufgaben zu verplanen. Die anderen 40 Prozent deiner Zeit hältst du dir frei für Unvorhergesehenes. Das können Aufgaben sein, die länger dauern, eine unvorhergesehene Störung oder eine neue wichtige Aufgabe.
Wenn du so arbeitest, kannst du sicher sein, dass nichts vergessen wird, und du kannst im besten Fall deinen Tag mit einem positiven Gefühl abschließen. Beides wirkt innerer Unruhe entgegen.
3. Komm in Bewegung, um zur Ruhe zu kommen!
Manchmal liegt innere Rastlosigkeit nicht an der Arbeit. Vielleicht fühlst du dich unabhängig von deinen Aufgaben getrieben, ohne genau zu wissen, warum. Das kann mehrere Ursachen haben. Zum Beispiel kann es sein, dass du Bewegung brauchst. Wir sind als Menschen nicht dazu gemacht, den ganzen Tag herumzusitzen und auf Bildschirme zu starren. Genauso sieht aber der Arbeitsalltag vieler Menschen aus.
Ich kenne das von mir, dass ich mich abends oft erschöpft, aber nicht müde fühle. Mein Kopf verarbeitet noch die Eindrücke des Tages, gleichzeitig fühle ich mich körperlich träge. Oft setze ich mich dann vor einen Film oder eine Serie. Gesünder wäre es aber, den Hintern vom Sofa hochzubekommen und rauszugehen.
Denn das bietet dem Gehirn wirklich neue Eindrücke und hilft dem Körper den Stress, der sich während der Arbeit aufgebaut hat, wieder abzubauen. Besonders förderlich ist es, sich draußen in der Natur zu bewegen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass etwa Nadelbäume Duftstoffe absondern, die unser Immunsystem stärken.
Lies im Artikel „Wie Bäume unser Immunsystem stärken“ mehr dazu.
Aber auch ein Spaziergang um den Block oder eine Trainingseinheit im Fitnessstudio oder bei einem Sportkurs kann helfen. Sogar körperlich weniger fordernde Tätigkeiten wie Gartenarbeit, Handarbeiten, Backen oder Kochen können helfen.
Denn während deine Hände oder Beine etwas zu tun haben, ordnet dein Gehirn im Hintergrund langsam deine Gedanken.
Dann kommst du leichter dahinter, was dich unruhig macht. Vielleicht sind es ungelöste Konflikte, Medienüberflutung oder ständige Erreichbarkeit; vielleicht merkst du aber auch einfach, dass dir nur ein anderer Impuls gefehlt hat und die Bewegung allein dich schon ruhiger macht.
4. Sprich über die Auslöser mit Gott und anderen Menschen!
Eventuell gibt es ganz konkrete Auslöser, die dich unruhig machen. Wenn dem so ist, und kennst du die vermutlich bereits. Das allein hilft aber noch nicht. Denn wenn du einen einfachen Ausweg aus unserer Rastlosigkeit wüsstest, würdest du diesen ja einschlagen.
Vielleicht bist du unzufrieden mit deinem Job, siehst aber keine anderen beruflichen Möglichkeiten. Oder eines deiner Kinder hat Probleme in der Schule und das raubt dir den Schlaf.
Wenn äußere Umstände, die du nicht direkt ändern kannst, dich unruhig machen, helfen die oben empfohlenen Anti-Unruhe-Maßnahmen wahrscheinlich nur bedingt. Sie sind dann wie ein notdürftiges Pflaster auf einer tiefen Schnittwunde. Unter dem Pflaster blutet es weiter und irgendwann beginnt die Wunde, sich zu entzünden.
Daher ist es sinnvoll und kann sogar geboten sein, in einer solchen Lage den Rat anderer Menschen zu suchen. Es kann sein, dass du nur jemanden brauchst, der dir mal zuhört und dir eine Schulter zum Anlehnen bietet. Das können zum Beispiel eine gute Freundin sein, der eigene Partner oder jemand aus deiner Familie, dem du vertraust. Eventuell kann dieser Mensch dir auch einen Tipp geben, wie du mit der belastenden Situation umgehen und wieder zur Ruhe zurückfinden kannst.
Wenn du aber merkst, dass du mehr Hilfe brauchst und der Rat von Freunden und Familie nicht ausreicht, kannst du dich mit deinem Problem auch an einen Seelsorger, eine Therapeutin oder einen Lebensberater wenden. Solche Menschen sind dazu ausgebildet, Rat in schwierigen Lebenslagen zu geben und können dir dabei helfen, entweder die Auslöser deiner Rastlosigkeit auszuräumen (was oft nicht möglich ist) oder dich unterstützen, einen konstruktiven Umgang damit zu finden, damit du im Alltag wieder mehr zur Ruhe kommst.
Auch Gebet kann dir helfen, innere Unruhe zu überwinden. Gott kennt dich besser als jeder Mensch. Obwohl du vielleicht nicht real seine ermutigenden Worte hörst wie bei Freunden oder Familie, stehen in der Bibel viele Zusagen, die du auch für dich in Anspruch nehmen darfst. Eine davon steht in 1. Petrus 5,7: „Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch“. Daran darfst du dich festhalten.
Schon Gott deine Sorgen im Gebet zu nennen, kann dich ruhiger machen. Denn so erinnerst du dich daran, dass mit ihm ein Größerer deine Nöte im Blick hat.
Es kann sein, dass Gott dir während des Bibellesen oder Gebets konkrete Lösungen aufzeigt, wie du mehr Ruhe in deinen Alltag integrieren kannst.
Vielleicht weist er dich sanft darauf hin, welche alltäglichen Gewohnheiten dir nützen oder schaden und wo du da etwas ändern solltest: Etwa abends früher ins Bett zu gehen, weniger Kaffee zu trinken oder jeden Tag für eine kurze Zeit rauszugehen. Höre daher genau hin, wenn du Gott deine Unruhe klagst, ob er dir vielleicht einen Fingerzeig gibt, wie du deine Rastlosigkeit reduzieren und vielleicht sogar ganz überwinden kannst.
5. Nimm Rastlosigkeit nicht einfach so hin!
Dies ist kein eigenständiger Tipp mehr, sondern eher eine liebevolle Erinnerung. Oft habe ich schon vor der Rastlosigkeit kapituliert. Ich habe mir gesagt: „Mein Leben ist eben stressig, basta!“ Für den Moment half das, um nicht dauernd gegen die innere Unruhe anzukämpfen, aber besser oder leichter wurde mein Alltag davon nicht.
Natürlich können weder du noch ich erwarten, dass das Leben an sich ruhiger wird. Aber statt vor der Ruhelosigkeit zu kapitulieren, ist es besser zu fragen: Was kann ich allem zum Trotz dennoch tun, um innerlich ruhiger zu werden? Vielleicht gönnst du dir mal eine Massage oder baust hin und wieder einen Tag lang Überstunden ab. Manchmal braucht es aber auch nur ein überzeugtes innerliches „Davon lasse ich mich jetzt nicht verrücktmachen“.
Am Ende des Tages entscheidest du darüber, von was du dich stressen lässt. Und obwohl viele Prozesse zwischen Auslöser und Unruhe unbewusst und scheinbar automatisch ablaufen, kannst du dich dennoch entscheiden, ein Stoppsignal zu setzen.
Denn auch das sollte dir bewusst sein: Innere Unruhe macht nicht nur unzufrieden, sondern kann auch deinen Blutdruck und Puls ansteigen lassen und zu anderen körperlichen Stresssymptomen führen, besonders wenn du auch nachts nicht mehr abschalten kannst. Dadurch kann dich deine innere Unruhe faktisch krank machen.
Willst du das? Ganz sicher nicht! Ich auch nicht. Daher sagen wir der Rastlosigkeit gemeinsam den Kampf an. Dazu kannst du einfach einen unserer fünf Tipps in der nächsten Woche austesten. Oder aber du überlegst dir eine eigene kleine Maßnahme, die dir in der nächsten Woche helfen könnte, deinen Alltag mit mehr Gelassenheit anzugehen.
Wenn du magst, teile gerne mit uns, ob dir unsere Tipps geholfen haben und was dir hilft, um zur Ruhe zu kommen. Wir freuen uns auf deine Rückmeldung.
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