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© Bastien Plu / unsplash.com

04.11.2022 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Lena Kolberg

Schluss mit Rastlosigkeit

Was deinem Leben mehr Ruhe und Balance gibt. 6 Tipps von Autor und Pastor John Marc Comer.

„Ganz gut, es ist gerade nur viel los“ – diese Antwort kennt wohl jeder. Auch ich benutze diesen Satz oft. Eigentlich finde ich ihn auch gar nicht so schlimm, denn ich bin gerne „ausgebucht“. Ich bin gesellig und spontan. Mit Menschen zusammen zu sein macht mir Spaß. Ich mag es, wenn ich etwas zu tun habe und das Leben mit all seinen Facetten und Möglichkeiten auskosten kann.

Zu viele Termine

Dabei bringe ich mich aber auch oft in die Situation, dass ich zu viele Termine an einem Tag erledigen will. Und wenn ich ehrlich bin, erwische ich mich von Zeit zu Zeit dabei, dass mir bei diesem Lebensstil schleichend die Kraft ausgeht – mal körperlich und mal emotional. Grund dafür ist nicht, dass ich gerne aktiv bin. Sondern, dass ich aus den Augen verliere, mein bewusstes „Ja“ und „Nein“ zu Terminen und Möglichkeiten zu geben. Ich handle über meine Kapazitäten hinaus und vernachlässige mein Leben nach Prioritäten auszurichten, die mir guttun. Aus Angst etwas zu verpassen.

Irgendwann setzt dann der Überlebensmodus ein. Da ich nicht mehr alles erledigen kann, arbeite ich nur noch das Nötigste ab. Haushalt, manche Verpflichtung oder eine gesunde Nahrungsaufnahme bringe ich nur nicht mehr unter einen Hut. Spätestens jetzt merke ich, wie innerliche Ruhelosigkeit Einzug nimmt – bis ich die Notbremse ziehe.

Wie möchte ich leben?

Jeder Mensch braucht unterschiedlich viele Reize in seinem Leben. Es ist typabhängig, wie viel innere Ressourcen und Kapazitäten einem zur Verfügung stehen und wann der innere Tank leer ist. Darüber entscheiden Punkte wie die eigene Biografie, die körperliche und emotionale Gesundheit, und, wie viel Verantwortung ich zu tragen habe und welche Ressourcen mir dabei zur Verfügung stehen. Außerdem besteht das Leben aus verschiedenen Phasen, die uns mehr und weniger herausfordern. Sich mit anderen zu vergleichen, bringt mich daher nicht weiter. Aber es kann helfen, sich eine Frage immer wieder neu zu stellen: „Wie möchte ich leben?“

Wenn wir sie für uns ehrlich beantworten, entwickeln wir eigene Lebensprinzipien. Gott hat uns einen freien Willen und Gestaltungsfreiheit gegeben. Wir selbst tragen Verantwortung für uns und können das nicht auf andere abschieben. In dieser Freiheit können wir ein Leben mit innerem Frieden wählen, in dem Jesus die Quelle unserer Ruhe ist und wir von ihm lernen. Denn er hat Hilfsmittel und Prinzipien parat, die wir anwenden können.

Grenzen erkennen

Damit, wie das gelingen kann, beschäftigt sich der Autor John Marc Comer in seinem Buch „Das Ende der Rastlosigkeit“. Er reflektiert, wie Jesus Auszeiten in seinem Leben kultiviert hat und welche Rituale und Werkzeuge er benutzt. Comers Tipps sind keine neue Erfindung, aber im Kontext seines Buches wird klar:

Jeder Mensch hat gewisse Grenzen. Diese zu akzeptieren und innerhalb ihrer passende Lebensstrukturen aufbauen, schafft Lebensqualität!

Dabei kann es helfen, sich alte Erkenntnisse, noch mal neu bewusst zu machen.

1) Lerne dich selbst kennen

Comer ist überzeugt, dass Gehetztsein nicht durch die vielen Anforderungen entsteht, denen wir im Alltag begegnen, sondern vielmehr durch die Art, wie wir mit ihnen umgehen. Außerdem ermutigt er seine Leserschaft zu hinterfragen, was sie eigentlich von einem Leben mit innerer Ruhe abhält. Es geht also darum, die eigenen Muster zu durchschauen und sich selbst besser kennenzulernen. Fliehe ich etwa aus stressigen Situationen, indem ich Netflix schaue, zu Schokolade und Chips greife oder Alkohol trinke? Oder aber gönne ich Körper und Seele echte Ruhe, wenn ich mal wieder auftanken muss? Gefühle von Einsamkeit, eine fehlende Verbindung zu Gott und anderen Menschen, Reizbarkeit sowie die Vernachlässigung des eigenen Körpers sind für Comer Warnsignale, dass ich mit äußeren Stressoren nicht gut umgehen.

Doch wie und wo komme ich persönlich zur Ruhe? Was kann helfen? Welcher Lebensstil löst in mir Stress aus und wie kann ich diesem vorbeugen? Solche Fragen zu beantworten, muss gelernt und trainiert werden. Doch es schafft innere Freiheit.

Die Wurzeln unserer Rastlosigkeit zu verstehen ist der erste Schlüssel für innere Balance.

2) Nimm nicht jedes Angebot wahr, das sich dir bietet

Comer nennt in seinem Buch verschiedene Bereiche, die in uns Unruhe auslösen, aber die wir leicht so umstrukturieren können, dass sie uns weniger Stress bereiten. Das beste Beispiel: Social Media. Digitale Nachrichten erreichen uns durchgehend und die permanenten sozialen Interaktionen nehmen viel Raum in unserem Leben ein. Dieser subtile Stress fällt kaum auf, wartet jedoch an allen Ecken. Comer betont: Es wird immer mehr Angebote und Reize geben, als wir annehmen können – gerade im digitalen Bereich. Hier gilt es bewusst zu entscheiden, welche wir wahrnehmen wollen und welche nicht.

3) Suche Stille und Abgeschiedenheit

John Marc Comer fragt provokant: „Wollen wir überhaupt Ruhe oder benutzen wir den äußeren Lärm, um inneres Getriebensein zu übertönen?“ Auch hier stellt sich wieder die Frage, wie wir unser Leben überhaupt leben möchten. Es kann sich unangenehm oder gar bedrohlich anfühlen, sich seiner inneren Welt zu stellen.

Deshalb ist genau das meinst das Erste, was wir opfern, wenn viel um uns herum passiert und der Stresspegel steigt. Aber gerade im Alleinesein liegt der Schlüssel. Hierbei geht es noch nicht einmal darum, die Zeit unbedingt im Gebet zu verbringen! Aber sich abgesondert Zeit zu nehmen, weg von Menschen und Reizen, das schafft der Seele Raum zum Atmen und wir werden wieder sensibler für unsere wirklichen Gefühle, Ziele und Wünsche.

4) Plane einen Tag Pause ein

Die Idee hinter dem Ruhetag ist, sich einen Tag in der Woche bewusst freizuhalten, um den Blick auf das zu richten, was wesentlich ist. Für uns Christen ist das Gott. Aber alle Menschen brauchen Rituale und feste Strukturen, um einen guten und gesunden Lebensstil zu pflegen. Deshalb gibt es im wöchentlichen Turnus diese Erinnerung zur Ruhe zu kommen und einfach „zu sein“.

Dieser Tag, der in der Bibel Sabbat genannt wird, kommt nicht zu uns, sondern wir müssen ihn uns nehmen!

Was damit gemeint ist, ist ein klares „Ja“ zu einem Tag der Ruhe finden. Dieser Tag ist FÜR uns. Eine Form kann sein, einen Gottesdienst zu feiern, wenn dies zur Ruhe beiträgt.

Unser Sabbat kann aber auch ganz anders aussehen! Es geht nicht darum, ein bestimmtes Bild vom Ruhetag oder Sonntag zu erfüllen. Dieser Tag schenkt dir die Möglichkeit, die rasante Geschwindigkeit des Alltags anzuhalten. Dabei hilft es, etwas zu tun, was dir eine ruhige Grundstimmung für die kommende Woche gibt. Das kann auch Wandern, Malen oder in die Sauna gehen sein.

5) Lebe einfacher

Auch den Inhalt meines Lebens zu reduzieren, kann helfen, um wieder mehr Raum zu haben und unabhängiger zu sein. Egal, ob es um Termine oder materielle Güter geht. Wir leben in einer Zeit, die uns vermittelt, dass wir umso glücklicher sind, je mehr wir haben. Nur: Das ist nicht die Wahrheit.

Langfristig können weder Dinge noch Events unsere Bedürfnisse stillen. Daher die Ermutigung: Weniger ist mehr!

Comer lädt hier dazu ein, ehrlich mit sich selbst zu sein und sich zu fragen: Was brauche ich wirklich? Denn je weniger wir besitzen, desto weniger müssen wir uns darum kümmern und haben mehr freie Zeit. Also besser Sachen weggeben, die wir ohnehin nur von der einen in die andere Ecke schieben.

6) Entschleunige

Wir müssen nicht in allen Lebensbereichen alles gleichzeitig bewältigen, sondern dürfen eins nach dem anderen tun. Lerne, nicht alles auf einmal, sondern lieber eine Sache bewusst zu tun. Dazu gehört, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und nicht gedanklich bereits in kommenden Tagen, Aufgaben oder Treffen zu sein. Und auszuhalten, wenn Dinge nicht laufen, wie wir es gerne hätten. Das langsame Auto vor uns, der verspätete Zug oder Bus. Wir dürfen in Ruhe warten, statt in gestresste Hektik zu verfallen.

Plane dir lieber von vornherein genug Zeit ein, um entspannt 10 Minuten vor einem Treffen anzukommen, und reduziere somit den Druck in deinem Alltag. Ein weiterer Tipp ist, unser Handy aufzuräumen und Apps nur zu bewussten Zeiten zu nutzen. Setze dir eine zeitliche Begrenzung für Social Media. Lerne wieder, nicht mehr zu jeder Zeit erreichbar zu sein. Solche Stellschrauben entschleunigen und haben eine enorme Wirkung!

Freiheit spüren

Diese 6 Tipps ebnen den Weg, um mehr Freiheit zu spüren und einen Raum für Ruhe in unserem Alltag zu schaffen. Wie genau du das individuell umsetzen möchtest, kannst du selbst entscheiden. Aber es beginnt bei der Frage: Wie will ich leben? Und wie setze ich das um?

Dieser Artikel gibt nur Ausschnitte aus dem Buch „Das Ende der Rastlosigkeit“ wieder. Wenn Sie sich weiter mit der Thematik beschäftigen wollen, können Sie es bei uns im Shop erwerben.
 

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