Der Sommer liegt vor uns, die Ferienzeit und damit auch die Urlaubszeit beginnt. Eine Zeit, sich zu erholen vom Alltagsstress und den ganzen Pflichten, die mit Arbeit und Schule verbunden sind.
Doch leider sind diese Wochen, in denen wir als Menschen zur Ruhe kommen, nicht immer erholsam. Plötzlich habe ich Zeit zum Nachdenken und tue das dann auch. Das kann dazu führen, dass ich wichtige Dinge in meinem Leben in Frage stelle. Warum mache ich die Dinge so, wie ich sie mache? Warum verhalte ich mich, wie ich es tue? Und was hat das mit meinen Beziehungen zu tun?
Angst bestimmt das Leben
Meine Beobachtung: Viel hat im Leben mit Angst zu tun! Das merke ich bei mir und anderen. Angst ist eine der wesentlichen Triebfedern menschlichen Lebens: Verlustängste, Versagensängste, die Angst davor, abgelehnt und nicht geliebt zu werden. Die Angst, von anderen benachteiligt und ausgenutzt zu werden. Die Angst, zu kurz zu kommen, Ansprüchen nicht zu genügen. Angst vor Krankheit und Tod, vor Schaden am Besitz oder was auch immer.
Nicht zuletzt lähmt uns Menschen die Angst vor einer ungewissen Zukunft, die wir nicht beeinflussen können. Immer, wenn es um unberechenbare und unbeherrschbare Veränderungen geht, ist die Angst nicht weit entfernt.
Angst steckt tief in uns Menschen drin. Immer mal wieder schwappt sie nach oben und kommt ans Tageslicht.
Angst durch den Glauben
Leider ist auch der christliche Glauben oft mit Angst behaftet. Menschen haben Angst vor einem strafenden Gott, vor der Hölle, vor Versagen im Glauben. So war auch der Reformator Martin Luther auf der Suche nach einem gnädigen Gott. Die Angst vor einem Gott, der jedes kleine Fehlverhalten unbarmherzig bestraft, trieb ihn in die Verzweiflung. Seine Angst vor Gott wich erst, als Luther erkannte, dass der Mensch allein durch den Glauben gerettet wird – und nicht durch eigene Leistung.
Das Wissen um Gottes Gnade nimmt auch mir die Angst vor Versagen.
Wenn ich mal wieder der Meinung bin, Glaubensregeln einhalten zu müssen, um Gottes Ansprüchen zu genügen, lässt es mich entspannt aufatmen. Die Botschaft des Evangeliums ist damit vor allem anderen auch eine Botschaft, die mich von Angst befreit – und zwar nicht nur von der Angst gegenüber Gott.
Jesus und die Angst in meinem Leben
In der Bibel sagt Jesus zu seinen Nachfolgern: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33). Hier spricht Jesus direkt die Angst an, die ich als Mensch in dieser Welt habe. Angst vor Krankheit, Tod und Verlust; Angst vor Gewalt, Armut und Einsamkeit. Was auch immer mir in dieser Welt Angst bereitet, schließt Jesus mit ein.
Jesus macht hier die generelle Feststellung: „In der Welt habt ihr Angst“. Er sagt damit: Ohne Angst kommt kein Mensch durchs Leben. Und da ist was dran. Selbst, wenn ich reich und topfit bin, habe ich doch Angst, meinen Reichtum zu verlieren oder von heute auf morgen schwer zu erkranken. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Was mache ich also mit meiner Angst? Wo gehe ich damit hin? An wen wende ich mich?
Meine Angst steht unter einem neuen Vorzeichen
Jesus bleibt bei seiner generellen Feststellung, dass kein Mensch ohne Angst durchs Leben geht, aber nicht stehen. Er ergänzt: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Das ist die Botschaft von Jesus. Er ist derjenige, dem ich meine Ängste anvertrauen kann und der mir hilft, mit meinen Ängsten klarzukommen. Aber, wie geht das? Wie kann mir Jesus eine Hilfe sein?
Wenn ich glaube und darauf vertraue, dass Jesus tatsächlich der Sohn Gottes und vom Tod auferstanden ist und nun in Ewigkeit bei Gott lebt, habe ich einen festen Ankerpunkt im Leben. Das hilft mir, mit den Ängsten in meinem Leben umzugehen, und setzt alle Dinge in eine neue Relation. Weil ich eine Perspektive habe, die über diese Welt hinausweist, ändert sich mein Blickwinkel. Ich gebe den Dingen, die mir so wichtig erscheinen, einen anderen Wert.
Dann brauche ich keine Angst vor der Zukunft und all ihren Unwägbarkeiten zu haben.
Auch wenn ich nicht schon weiß, was morgen sein wird, kann Jesus mir helfen, in Situationen ruhig zu bleiben, die beängstigend sind.
Wer auf die Angst schaut, sinkt ein
Wohlgemerkt: Mein Glaube an Jesus kann das in mir bewirken. Aber er tut das nicht immer. Dazu gibt es eine vielsagende Geschichte aus der Bibel. Zu finden ist sie in Matthäus 14,25ff. Die Jünger von Jesus sind auf dem See Genezareth in ihrem Boot. Es ist Nacht und ein Sturm zieht auf. Jesus sieht seine Jünger in Not und kommt auf dem Wasser zu ihnen. Die Jünger halten ihn jedoch für einen Geist. Erst als er sie anspricht, weicht ihre Angst.
Petrus, der sich eben noch wie alle anderen gefürchtet hat, steigt aus dem Boot und geht Jesus entgegen. Er ist scheinbar von jeder Angst befreit, doch kurz vor dem Ziel wird er wieder von ihr überwältigt. Als er die Wellen bemerkt und den Wind, ist er nicht mehr auf Jesus fokussiert und beginnt zu sinken.
Aber Petrus ist immerhin so weit auf Jesus zugekommen, dass dieser nur seine Hand ausstrecken muss, um den sinkenden Petrus zu retten. Petrus hatte sein Vertrauen in Jesus wegen der Umstände verloren. Das brachte ihn ins Straucheln.
Worauf schaue ich?
Auch in meinem Leben ist es so: Wenn ich Jesus im Blick habe, kann ich gut mit schwierigen Situationen umgehen. Wenn ich aber sämtliche Einflüsse auf mich einstürmen lasse und voller Angst auf die Unmöglichkeiten meines Lebens schaue, nehmen diese meinen Blick gefangen und ich verliere das Vertrauen in Jesus. Dann überwältigt mich die Angst wieder.
Ich habe in Situationen in meinem Leben, in denen ich besonders viel Angst hatte, versucht, meinen Blick bewusst auf Jesus zu richten. Ich habe mir vor Augen gehalten, dass er größer als meine Ängste ist. Ich will nicht behaupten, dass mir das immer gelungen ist und gelingt. Aber ich bin damit immer ein Stück weitergekommen.
Letztlich ist es eine Frage der Übung. Eine Übung in Sachen Vertrauen.
Wenn ich im Urlaub Zeit dazu habe, über mein Leben all die Dinge nachzudenken, die mir Angst machen, will ich bewusst an Jesus denken – und an seine Worte: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Danke für Ihren Artikel mit dem Satz: "...Wenn ich mal wieder der Meinung bin, Glaubensregeln einhalten zu müssen, um Gottes Ansprüchen zu genügen..."
Ja, "wieder mal" wollte ich nur kurz etwas am … mehrComputer aufräumen. Daraus wurde eine Stunde! Und das am Sonntag, den ich eigentlich davon frei halten will. Meine Zielverfehlung habe ich Gott bekannt, ohne mir lange Vorwürfe zu machen.
In meiner fortlaufenden Bibellese im Römer-Brief las ich (Röm.8,1) "So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind." Das war für mich eine unerwartete Bestätigung, dass alles OK ist zwischen Gott und mir.
Dann las ich Ihren Artikel in einem ERF-Newsletter, und freute mich über die wiederholte Bestätigung: ES IST WIEDER ALLES OK ZWISCHEN GOTT UND MIR!
Ich habe fast nur vor einer Sache Angst. Falsche Entscheidungen zu treffen. Und leider habe ich auch manchmal schon gravierende falsche Entscheidungen getroffen, die mich zurückgeworfen haben. In … mehrdiesen Momenten denke gerne an das göttliche Paradies und hoffe, bald von dieser Welt erlöst zu werden. Dieses Denkmuster hat einen großen Vorteil. Es nimmt einem komplett die Angst vor dem Tod und schenkt einem eine große Freiheit, da man sich an nichts Irdisches klammert. Da ich allerdings noch am leben bin, beschäftige ich mich auch weiterhin mit der Frage, welche Schritte in Zukunft für mich die richtigen sein könnten, und wie ich helfen kann, eine verdrehte Welt gerade zu biegen.