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© Emmeline T. / unsplash.com

10.02.2025 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Wenn Angst regiert ...

Was mich in einer Welt voller Angst ermutigt. Eine Andacht.

Diese Welt macht mir Angst. Aktuell mehr als üblich. Und ich weiß auch gar nicht, wo ich da anfangen soll. Bei den schrecklichen Taten in Magdeburg und Aschaffenburg oder bei der menschenverachtenden Sprache über Migranten und Geflüchtete, die seitdem in politische Debatten Einzug gehalten hat, als wäre es das Normalste von der Welt.

„Das Böse beginnt, wenn man anfängt, Menschen als Dinge zu behandeln.“ So oder so ähnlich lautet ein Zitat des britischen Fantasy-Autors Terry Pratchett. Wer andere verletzt – körperlich durch Gewalt oder verbal durch pauschale Vorverurteilungen –, macht den anderen zur Sache.

Genau damit beginnt das Böse – und es beginnt mit Angst. Mit der Angst, die ich selbst gerade fühle.

Wenn Angst Menschen zu Gegnern macht

Wenn ich im Alltag die Schultern hochziehe und einen Schritt schneller laufe, weil da eine Gruppe dunkelhäutiger Männer steht und sich in einer fremden Sprache unterhält, unterstelle ich diesen Menschen, dass sie mir Böses wollen. Tatsächlich aber beachten mich diese meist nicht einmal. So meine Erfahrung in einem Viertel mit hohem Migrationsanteil.

Trotzdem werden diese Menschen in meinem Kopf zu potenziellen Gewalttätern, weil ich ihr Äußeres und ihre Sprache mit Berichten über Anschläge und Morde in Verbindung bringe. Angst hat sehr viel Macht – und gerade im Augenblick schüren die Medien und sozialen Netzwerke unfassbar viel Angst: Angst vor Terroranschlägen und Gewalttaten, Angst vor Inflation und Jobverlust, Angst vor dem Ende der Demokratie.

Diese Angst ist ein Problem, denn sie führt zu Panikreaktionen und Tunnelblick. Wenn ich ihr unreflektiert nachgebe, wird es ganz schnell toxisch. Angesichts aller möglichen Gefahren wird meine Welt auf einmal eng und dunkel.

Vor allem aber vergiftet unreflektierte Angst das Miteinander. Denn dann beäuge ich den anderen kritisch und nehme automatisch an, dass er es böse mit mir meint.

Wie sehr das mir und der Beziehung zu anderen Menschen schadet, habe ich erst letztens wieder erlebt.

Bei Gott sind meine Ängste in guten Händen

Wohin aber mit meinen Ängsten, die ja nicht per se grundlos sind, sondern für die ich vielleicht sogar handfeste Gründe habe? Als Christin habe ich erlebt, dass es einen Ort gibt, wo meine Ängste gut aufgehoben sind. Wo ich all meine Panik herausschreien und im besten Fall auch loslassen kann. Dieser Ort ist Gottes Gegenwart.

Ob ich Angst habe, dass Taten wie in Magdeburg oder Aschaffenburg auch in meinem Umfeld geschehen. Ob mich Ängste umtreiben, weil selbst demokratische Parteien dem Populismus Tür und Tor öffnen. Oder ob ich mich vor einer schlimmen Diagnose, einer Trennung oder Jobverlust fürchte: Am Ende hat nur einer die Dinge in der Hand – Gott.

Er sagt mir durch Jesus zu: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33).

Gott weiß, wo diese Welt hinsteuert. Er weiß, wo unser Land hinsteuert. Mir ist das ein riesiger Trost. Besonders zwei Wochen vor einer Wahl, die mir ehrlich gesagt Bauchschmerzen bereitet.

Mit neuem Blickwinkel der Angst begegnen

Dass ich bei Gott meine Ängste abgeben kann, entlässt mich nicht aus der Verantwortung. Angst ist ein Warnsignal. Angst fordert mich auf: „Schau hin! Sei wachsam!“ Und das ist gut so.

Aber erst wenn ich die negativen Gefühle, die meine Angst in mir auslöst, bei Gott abgegeben habe, werde ich frei, einen sachlichen Blick auf die Dinge zu richten, vor denen ich mich fürchte. Dann kann ich gelassen und in Gott geborgen überlegen: Wie ist die Faktenlage? Wo leiten Vorurteile meine Angst? Wo besteht reale Gefahr und wie kann ich ihr angemessen begegnen?

So werde ich wieder frei zu agieren und reagiere nicht mehr nur auf mein Umfeld und die möglichen Gefahren. Deshalb ist es entscheidend, immer wieder den Blick weg von meiner Angst auf Gott zu richten. Bei ihm bin ich in und trotz allen äußeren Umständen geborgen.

Ganz gleich, was mir Angst macht und was ich eventuell erleiden muss, Jesus ist und bleibt an meiner Seite.

Ich möchte mich auf diese neue Perspektive auf meine Angst einlassen. Bist du dabei?
 

Autor/-in

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Rebecca Schneebeli ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet nebenberuflich als freie Lektorin und Autorin. Die Arbeit mit Büchern ist auch im ERF ihr Steckenpferd. Ihr Interesse gilt hier vor allem dem Bereich Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungspflege. Mit Artikeln zu relevanten Lebensthemen möchte sie Menschen ermutigen.

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Kommentare (2)

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Ulrich /

Guter Artikel. Danke!

Norbert E. /

Mit ist Angst die gebetet hat. In IHM verbunden grüßt Norbert E.

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