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© DROEMER

21.11.2020 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Vera Nölke

99 Fragen an den Tod

Nachschlagewerk beschäftigt sich mit Tabuthema.

 
 

Tod ist ein Thema, über das man bei uns im Alltag nicht gerne spricht. Tod schockiert. Tod lässt einen sprachlos zurück. Dennoch gehört der Tod zum Leben dazu, er markiert das Lebensende. Wenn jemand im Umfeld im Sterben liegt oder stirbt – darf ich dann wütend sein? Was genau passiert beim Sterben? Fragen über den Tod – oder besser gesagt an den Tod beantwortet das Buch „99 Fragen an den Tod“. Vera Nölke hat es gelesen.

Autoren aus der Praxis

Den Fragen über Tod, die ungerne gestellt werden, nähern sich die Autoren Prof. Dr. Claudia Bausewein und Rainer Simader an. In ihren Arbeitsfeldern haben sie täglich Kontakt mit Menschen, die im Sterben liegen und mit deren Angehörigen. Die Direktorin der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin am Klinikum der Universität München, Prof. Dr. Claudia Bausewein, ist zugleich aktiv im geschäftsführenden Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Rainer Simader arbeitete therapeutisch viele Jahre u.a. mit Menschen am Lebensende (Palliative Care). Seit 2018 ist der Physiotherapeut aktiv im Bildungswesen des Dachverband Hospiz Österreich.

Ein Buch in Frageform aufgebaut

Insgesamt 99 Fragen über die Themen Tod, Trauer und Sterbebegleitung stellen die Autoren und beantworten sie zugleich. Gefragt wird nach dem Vorgang des Sterbens oder nach dem Umgang mit Kindern und Jugendlichen in Trauerzeiten. Dabei ist das Buch in sieben thematische Teile aufgeteilt. In weiteren zwei Teilen finden sich Adressen und ein Glossar mit den Bedeutungen der medizinischen Begriffe.

Antworten, die zum Reden anregen

In den Antworten erklären die Autoren mögliche Verhaltensweisen, z. B. wenn die sterbende Person nicht akzeptieren kann. Auch warum Gefühle wie Angst, Wut oder gar Verzweiflung auftreten, erläutern sie mit praxisnahen Beispielen. Durch fiktive Gespräche zeigen die beiden Autoren auf, wie Gespräche über schwierige Themen geführt werden können – wenn der Sterbende beispielsweise „den nächsten Urlaub plant“.

Verständliche Formulierungen bei einem schwierigen Thema

Dabei formulieren die Experten die Inhalte verständlich und sachlich für Menschen, die in der Situation einer Sterbebegleitung stehen. Direkt beschreiben sie beispielsweise die letzten Vorgänge im Bestattungsunternehmen.

Der Leitfaden thematisiert die christliche Haltung und die Frage nach der Religiosität insofern, dass die Autoren aufmerksam machen auf die Möglichkeit, sich Unterstützung oder Kontakt bei Angehörigen der Religionsgemeinschaft zu suchen, sollte z.B. der Wunsch einer letzten Ölung bestehen.

Ja, ich darf wütend sein

Der Tod und das Sterben waren Themen, von denen ich vor gut 5 Jahren nicht wusste, wie ich darüber sprechen soll. Aber ein Familienmitglied lag im Sterben und ich hatte mehr Fragen als Antworten. Darf ich wütend sein, dass sie gerade stirbt? Und darf ich mit der Sterbenden auch über andere Themen sprechen als nur über ihre Krankheit? Durch das Buch habe ich gelernt: Ich darf wütend sein, und ich darf mit der Sterbenden über andere Themen sprechen, denn eine offene Kommunikation empfehlen die beiden Autoren.

Ein Lebensbegleiter

Auf pragmatische Art und Weise ist das Buch ein Lebensbegleiter, lesenswert für Menschen, die in der Sterbebegleitung aktiv sind oder sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen möchten. Durch verschiedene Stilmittel gelingt es den Autoren, bei den Lesern für eine Auseinandersetzung mit schwierigen Phasen und Themen zu sorgen. Sie ermutigen dazu, miteinander Worte zu finden, Themen anzusprechen und Gesprächsräume für Erinnerungen zu öffnen. „99 Fragen an den Tod“ – ich fand es hilfreich, die Antworten zu lesen.


Das Buch ist erschienen im Droemer Verlag, kostet 20 Euro und ist bei uns im Shop erhältlich.


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