04.05.2025 / Serviceartikel
Herz, was möchtest du nur?
7 Schritte, wie du lernst, die Stimme deines eigenen Herzens besser zu hören und ihr zu folgen.
Wieder einmal ist eine Woche rum. Ich sitze auf meinem Sofa, bin ausgelaugt und erschöpft. Wieder war die Zeit für mich zu kurz, der Alltag zu voll. Jetzt habe ich Ruhe und Zeit für mich, aber was will ich mit dieser Zeit eigentlich anfangen? Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht. Ich sehe den Wäschekorb in der Ecke. Stimmt, das wollte ich auch noch tun. Ich beginne, Wäsche zu falten, statt mich mit den Fragen in meinem Inneren zu beschäftigen.
Vielleicht kennst du diese Situation. Irgendwie rast das Leben an dir vorbei, alte Lebensträume sind verschütt gegangen oder sie fühlen sich plötzlich nicht mehr so erstrebenswert an. Eventuell hast du sogar erreicht, was du dir vorgenommen hast, aber jetzt sitzt du trotzdem da und fühlst dich leer.
Irgendwie ist dir dein Herz auf dem langen Lebensweg verloren gegangen, nur wo kannst du es wiederfinden? Vermutlich nicht zwischen den Socken.
Die eigene Herzensstimme wiederfinden – geht das überhaupt?
Linda McSweeny kennt Gefühle wie diese. Als Pastorenfrau hat sie über Jahre hinweg funktioniert. Lächeln, es allen recht machen und bloß nicht Nein sagen, das war ihre Devise. Erst als ihr Mann krank wurde und sie allein den Schein eines perfekten Lebens nicht mehr aufrechterhalten konnte, merkt sie: So kann es nicht weitergehen.
Durch Schmerz und Tränen fand sie den Weg zurück zu ihrem eigenen Herzen. In ihrem Buch „Vom Glück, das eigene Herz zu finden“ beschreibt sie diesen Weg hinaus aus zerbrochenen Träumen und überfordernden Erwartungen an sich selbst. Sie will damit anderen Mut machen, sich aufzumachen, ihr eigenes Herz und ihre eigenen Lebensträume wiederzuentdecken.
In diesem Artikel stellen wir sieben Schritte vor, die sie dabei empfiehlt.
Check-up: Was braucht es, um den Weg zum eigenen Herzen zu wagen?
Doch zunächst ist eine kurze Bestandsaufnahme wichtig. Quasi wie ein Check-up fürs Auto, damit die Reise gelingen kann. Wir starten bei den Gefühlen. Häufig betrachten wir unsere Gefühle als Tatsachen. Wenn wir unzufrieden sind, meinen wir, dass etwas im Außen unseres Lebens schlecht sein muss, und versuchen alles, um es zu verändern.
Linda McSweeny macht schon zu Anfang ihres Buches deutlich: Unsere Gefühle sind Wegweiser, keine Tatsachen. Und sie sagen oft mehr über unser Innenleben aus als über die Umstände um uns herum. Hier im Innenleben beginnt die Reise zur Veränderung, nicht in der Außenwelt, die uns Stress zu bereiten scheint.
Deshalb ist es wichtig, Gefühle anzunehmen und in sich zu bewegen, sie aber weder vorschnell zu verurteilen noch in blinden Aktionismus zu verfallen.
Für den Weg zum eigenen Herzen tanken wir außerdem ein gesundes Maß an Selbstfürsorge, ganz besonders dann, wenn du glaubst, kein Recht dazu zu haben. Linda McSweeny empfiehlt: „Beginne, dich von außen zu betrachten, so wie einen Menschen, den du kennst und den du sehr liebst.“ Dieser wohlwollende Blick auf dich selbst ist die Voraussetzung für Veränderung. Sonst läuft dein Tank unweigerlich leer.
Dazu gehört laut McSweeny auch, den eigenen Körper als Verbündeten anzusehen. Denn dein Körper weiß oft instinktiv, was du brauchst. Wenn du müde bist, gähnst du, oft ohne, dass du es willst. Auch in anderen Bereichen kann es dir helfen, verstärkt auf Körperempfindungen zu achten und dafür sensibel zu werden. Sie sind wie die Warnleuchten in deinem Auto und geben frühzeitig Meldung, wenn etwas nicht im Lot ist.
Fühle doch jetzt einmal in dich hinein: Was brauchst du gerade? Was würde dir in diesem Moment guttun? Und dann tue es, bevor du diesen Artikel weiterliest.
Wenn du so mit deinen Gefühlen und deinem Körper umgehst, passt du die Geschwindigkeit des Veränderungsprozesses deinem ganz persönlichen Herzschlag an und das brauchst du auf deiner Reise. Denn oft wollen wir viel zu viel in kurzer Zeit erreichen, aber gerade Veränderungen im Bereich unserer Seele brauchen Zeit.
Gib dir diese Zeit. Gestehe sie dir zu. Sieh den Weg zu deinem Herzen nicht als Formel 1-Rennen, sondern als Urlaubsreise, auf der du Staus, ausgedehnte Erholungspausen und unerwartete Zwischenstopps miteinberechnest.
Zwei Saboteure, die du meiden solltest
Auf dem Weg zu dir selbst, stellen sich dir laut McSweeny vor allem zwei Saboteure in den Weg: Bequemlichkeit und Geschäftigkeit. Sie mögen wie Gegensätze wirken, hindern dich aber beide an einem wirklichen Veränderungsprozess.
Saboteur Nummer 1: Bequemlichkeit
Dass Bequemlichkeit ein Hinderungsgrund ist, erschließt sich automatisch. Wenn ich aus Angst Annehmlichkeiten zu verlieren, nicht bereit bin, etwas zu verändern, wird sich üblicherweise auch nichts verändern.
Vielleicht bist du unzufrieden mit deinem Job oder deiner Rolle in der Familie, aber etwas zu ändern, würde finanzielle Unsicherheit oder Konflikte bedeuten. Also ignorierst du deine Gefühle. Für den Moment mag dich dies vor Unannehmlichkeiten bewahren, langfristig wirst du so immer mehr ein Leben führen, das nicht zu dir passt und dir irgendwann auch nicht mehr gefällt.
Daher sei mutig und gehe an, was dich stört, auch wenn es unbequem ist. Frage dich nicht: „Wie erhalte ich irgendwie den Status Quo?“, sondern „Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein?“
Saboteur Nummer 2: Geschäftigkeit
Im Gegensatz zur Bequemlichkeit mag es verwundern, dass auch Geschäftigkeit uns daran hindert, nach unserem Herzen zu leben. Ist es denn nicht gut, Ziele zu haben und zu verfolgen? Ganz sicher, aber nur dann, wenn diese Ziele auch deinem Herzen entsprechen. Wann hast du dich das letzte Mal gefragt, ob die Art, wie du deine Zeit füllst, dem entspricht, wie du dir dein Leben vorstellst?
Oft neigen wir dazu, uns hauptsächlich mit unseren Aufgaben, Ehrenämtern und Rollen zu identifizieren. Doch was, wenn diese plötzlich wegfallen, zum Beispiel durch eine Krankheit?
Wer bist du, wenn du einmal nichts tust und leistest? Weißt du das überhaupt noch?
Suche wieder neu den Menschen hinter deinen Aufgaben und Rollen. Du bist wichtiger als das Bild, das du nach außen abgibst. Gib dir selbst Raum, dich zu entfalten, und zwar nicht nur durch aktives Tun, sondern auch durch Ruhe und Besinnung. Überlege neu, was dein Herz wirklich tun will und gib diesen Dingen Priorität.
7 Schritte zu deinem Herzen
1. Formuliere deinen Traum!
Wer möchtest du sein und wie möchtest du sein? Stelle dir diese Fragen einmal ehrlich und höre genau hin. Habe dabei nicht als Erstes die Dinge im Blick, die du erreichen oder leisten möchtest, sondern erschaffe dir stattdessen dein persönliches Vorbild für die Person, die du SEIN möchtest.
Denk daran: Konkrete Ziele kannst du dir später stecken. Überlege jetzt stattdessen: Mit welcher Haltung möchtest du in den Tag starten? Wie möchtest du dich fühlen, wenn du abends ins Bett gehst? Schreibe es dir auf und bewege es ruhig einige Zeit in deinem Inneren.
2. Mache den ersten Schritt!
Hast du ein Bild davon bekommen, wie du sein und leben möchtest? Dann kommt jetzt der erste Schritt Richtung Umsetzung. Überlege konkret, welcher kleine Schritt dir helfen könnte, dich in diese Richtung zu entwickeln.
Du musst für den Moment noch keinen Masterplan parat haben oder schon weitere Schritte planen. Wähle einfach einen Schritt aus, der dir machbar erscheint und möglichst konkret ist.
Ob du dir täglich einen Spaziergang gönnst oder dir wöchentlich Zeit nimmst, um Ideen zu sammeln, was du in fünf Jahren einmal machen willst, ist egal. Geh einfach mal los! Weiteres wird sich auf dem Weg finden.
3. Verbinde Innen- und Außenleben!
Je mehr du beginnst, deinen Träumen entgegenzugehen, desto mehr kommen sie dir entgegen. Davon ist Linda McSweeny überzeugt und auch ich habe das schon erlebt. Bereits der erste Schritt aus deiner Komfortzone wird dich vermutlich weiterbringen. Vielleicht bekommst du eine konkrete Idee für den nächsten Schritt, den du vorher noch nicht absehen konntest, oder neues Selbstbewusstsein.
Im besten Fall verändert sich auch deine Perspektive. Plötzlich erscheint dir möglich, was vorher unmöglich schien. Das gibt dir den Mut, dich weiter auf die Person zuzubewegen, zu der du einmal werden willst.
Vor allem aber kommen dein Innen- und dein Außenleben wieder mehr in Einklang. McSweeny umschreibt dies so: Das, was in dir passiert, und das, was du lebst, kommt zusammen. Mit einem Mal stehen dein Außenleben und deine Herzenswünsche nicht mehr in Kontrast, sondern nähern sich langsam aneinander an. Allein schon dies zu erleben, kann dir in dieser Phase Aufschwung geben.
4. Lebe im Hier und Jetzt!
Ganz wichtig, um sich wirklich mit dem eigenen Herzen zu verbinden, ist der Schritt ins Hier und Jetzt. Lass den Druck beiseite, deine Ziele unbedingt erreichen zu müssen. Stattdessen begib dich mit leeren Händen in den Prozess der Veränderung und akzeptiere, dass du Ausgang und Erfolg nicht beeinflussen kannst.
McSweeny schreibt dazu: „Dein Traum fängt nicht erst an zu leben, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Er beginnt, wenn wir losgehen.“ Auch wenn es uns als Menschen glücklich macht, uns weiterzuentwickeln, hängt davon letztlich nicht unser Glück ab.
Schon kleine Erfolgsmomente auf dem Weg können dir mehr Glück und Freude schenken als das große Ziel am Ende. Daher nimm sie wahr und schätze sie.
5. Sage „Protestgedanken“ den Kampf an!
Es gibt Gedanken, die sich regelrecht in unser Inneres eingenistet haben und uns davon abhalten, uns weiterzuentwickeln. Das können Gedanken sein wie „Ich habe nicht genug Zeit“ oder „Ich kann das nicht“. Sobald du an eine Weggabelung kommst, werden sie laut und melden Protest an.
Wichtig ist dann, diese Gedanken nicht direkt für wahr zu halten, sondern sie sich gelassen anzuschauen und zu entscheiden, ob du auf sie hören möchtest. McSweeny sagt hier ganz klar: „Jeder Gedanke und jedes Gefühl, das dich frustriert, beengt oder beängstigt, könnte eine Lüge in sich tragen.“ Sei dir dessen bewusst!
Du wirst diese Gedanken aber nicht los, indem du sie ignorierst. Deine Seele und dein Körper haben sich eventuell schon dein ganzes Leben daran gewöhnt, auf diese Gedanken zu hören. McSweeny ergänzt: „Wir können Gedanken und Gefühle nicht einfach vertreiben. Wir müssen ihnen begegnen und sie annehmen. Dennoch brauchen wir unser Leben nicht von ihnen bestimmen zu lassen.“
Sie empfiehlt, solche Protestgedanken mit auf den Weg zu nehmen, anstatt dich von ihnen davon abhalten zu lassen, überhaupt loszugehen. Denn spätestens an der nächsten Weggabelung tauchen sie sowieso wieder auf.
Hilfreich ist hierbei, dir nach und nach neue positive Sätze zu überlegen, mit denen du die alten Protestgedanken ersetzt, und diese sichtbar zu platzieren, zum Beispiel am Spiegel.
Doch Vorsicht! Auch diese Sätze müssen zu dir passen. Eventuell wirst du anfangs einen allzu positiven Gedanken noch nicht annehmen können, dann wähle einen Gedanken, den du leichter glauben kannst.
6. Nutze die Macht der kleinen Schritte!
Bleibe auch jetzt weiter bei dem Weg der kleinen Schritte. Du brauchst immer nur den Mut für den nächsten Schritt, nicht für die ganze Reise. Dabei ist es normal, wenn du dich überfordert fühlst. Mache trotzdem einfach einen nach dem anderen Schritt. McSweeny schreibt dazu: „Man wird bereit für eine Sache, indem man sich ihr mit kleinen Schritten annähert.“
Mache dir bewusst: Im Leben bist du immer in Bewegung. Auch wenn du hier oder da nochmal eine falsche Abbiegung nimmst, kommst du irgendwann wieder an eine andere und kannst die Richtung ändern. Daher gehe mit Vertrauen auf Gott mutig vorwärts. Langsam und in deinem eigenen Tempo, ohne dich zu überfordern.
7. Vertröste deine Träume nicht auf später!
Manchmal braucht es Zeit, Lebensträume zu erreichen. Aber für manche Lebensträume ist eventuell gerade kein Platz. Das gehört zum Leben dazu. Doch dich immer nur auf später zu vertrösten und zu hoffen, dass deine Träume sich irgendwann auf magische Weise erfüllen, ist auch keine Option. Träume sind kein Trostpflaster, um irgendwie den Alltag zu überstehen.
Entscheide dich daher schon heute, Zeit mit etwas verbringen, was dich erfüllt. Selbst wenn es nur wenige Stunden oder gar Minuten sind.
McSweeny erklärt dazu: „Wenn du beginnst, eine Stelle in dir mit einem kleinen Abenteuer zu füllen, dann kann dieses wachsen, Stück für Stück, ganz langsam, in dem Rahmen, wie es eben möglich ist.“
Du musst deinen Traum nicht heute oder morgen verwirklichen, auch nicht nächste Woche oder nächstes Jahr. Aber gib dich nicht zufrieden mit der Opferrolle, weil dir dein Leben gerade nicht die Möglichkeiten bietet, um deine Träume zu verfolgen.
Stattdessen werde aktiv und höre auf das, wonach dein Herz sich sehnt. Suche dir Hilfe von außen, wenn du bei der Umsetzung Unterstützung brauchst. Vielleicht kann dein Mann einen Nachmittag pro Woche die Kinder betreuen, während du Schritt für Schritt dein eigenes Unternehmen aufbaust.
Vielleicht kann dein Traum sogar mehr Platz in deinem Leben einnehmen, als du jetzt glaubst. Aber dazu musst du mutig sein und dir deine Wünsche und Bedürfnisse eingestehen und sie auch gegenüber nahestehenden Menschen äußern. Nur dann kann sich im Außen etwas verändern.
Gott begegnest du nur im eigenen Herzen
Nun ist es so weit, du hast dich auf die Reise gemacht. Vieles ist noch beschwerlich, manches fühlt sich eventuell schon leichter an. Aber hier und da nagen vielleicht noch Fragen an dir: Warum mache ich das? Was habe ich davon?
Zunächst einmal wirst du ausgeglichener werden, wenn du im Einklang mit deinem Herzen lebst und den Wünschen, die Gott dort hineingelegt hat, Ausdruck verleihst. Du wirst dann nicht mehr von dem Gefühl geplagt, irgendwer anderes sein oder eine bestimmte Rolle spielen zu müssen.
Außerdem ist eine tiefe Begegnung mit Gott nur im eigenen Herz möglich. Wenn du nicht weißt, wer du selbst bist, beeinträchtigt das deine Beziehung zu Gott. Denn er möchte mit dir – deinem ganz tiefen Ich und nicht nur deinen Rollen und Aufgaben – Gemeinschaft haben.
Das ist nur möglich, wenn du dein eigenes Herz kennst und auf die Stimme deines Herzens hörst. Denn genau dort ist auch Gott gegenwärtig und will dir nahe sein.
Damit dies möglich wird, braucht es nicht zuletzt auch vertrauensvolles Loslassen. Nicht jede Unzufriedenheit wird sich auflösen, wenn du verstanden hast, wonach dein Herz sich sehnt. Du wirst weiter schwierige Situationen zu bewältigen und unschöne Gefühle auszuhalten haben.
Aber wenn du das annimmst als Teil des Lebens und im Vertrauen auf einen Gott, der dich als die Person liebt und hält, die du tief in deinem Inneren bist, kannst du Sorgen leichter wieder ziehen lassen. Ist das nicht eine hoffnungsvolle Aussicht?
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