19.07.2020 / Andacht

Beziehung statt Fakten

Über den Unterschied zwischen „Gott kennen“ und „Gott erleben“.

Ich kenne Brad Pitt. Persönlich habe ich ihn zwar noch nicht getroffen. Aber ich weiß eine Menge über ihn. Die bunten Blätter informieren mich immer bestens. So weiß ich, wie viele Kinder er hat und wo er lebt. Was ich nicht weiß: Wie es in ihm aussieht oder was er fühlt. Das konnte die Regenbogenpresse zum Glück noch nicht über ihn herausfinden. Wie einen guten Freund kenne ich Brad Pitt also nicht. Ich bin kein Teil seines Lebens. Aber ich kenne die wichtigsten Fakten über ihn.

Eine sehr gute Freundin von mir erlebt etwas Ähnliches: Sie kennt Gott. Sie hat in der Bibel einiges über ihn gelesen. Sie hat sich von Christen erzählen lassen, wie sie Gott erlebt haben. Und sie hat ein eigenes Gottesbild. Ich kann also berechtigterweise sagen: Sie kennt Gott. Trotzdem kann sie bisher nicht in eine Beziehung mit Gott treten. Sie sagt immer: „Ich möchte an Gott glauben, aber ich kann einfach nicht.“ Wie einen guten Freund kennt sie Gott also noch nicht. Bisher hat sie Gott nicht in ihr Leben gelassen. Aber sie kennt die wichtigsten Fakten über ihn.

Meine persönliche Gottesbeziehung: Mehr als bloßes Wissen über Gott

Beide Beispiele zeigen: Es gibt einen Unterschied zwischen kennen und kennen. Ich kann jemanden kennen, indem ich Dinge über ihn weiß. Oder ich kenne jemanden persönlich: Dann stehe ich in einer Beziehung zu der Person. Im Englischen lässt sich das noch viel besser ausdrücken: Es gibt einen Unterschied zwischen „to know about God“ und „to know God“.

In der ersten Variante weiß ich Dinge über Gott. Ich kenne vielleicht ein paar seiner Eigenschaften durch Erzählungen. Aber ich lebe nicht in einer Beziehung mit ihm. Viel mehr ist Gott das Objekt, über das ich etwas weiß. Man kann also ins Deutsche übersetzen: „Ich weiß über Gott Bescheid.“ Anders sieht es bei der zweiten Variante aus: „To know God“ bedeutet, dass ich Gott persönlich kenne. Ich weiß nicht nur Dinge über ihn, sondern ich erlebe ihn. Gott ist Teil meines Lebens und ich lebe mit ihm im Austausch. Ich habe eine Beziehung zu ihm.

Es gibt einen Unterschied zwischen kennen und kennen. Ich kann jemanden kennen, indem ich Dinge über ihn weiß. Oder ich kenne jemanden persönlich.

Ich bin zur Gemeinschaft mit Gott berufen

In meinem Leben mischen sich bei mir beide Formen des „Gott-Kennens“. Aus Predigten, Erzählungen und christlichen Gruppenstunden weiß ich Bescheid über Gott. Ich kann ihn zwar nicht vollständig fassen, aber ich kenne viele Geschichten über ihn. Gleichzeitig lebe ich in einer Beziehung mit Gott. Ich vertraue ihm und tausche mich mit ihm aus. Das klappt mal mehr und mal weniger gut. Aber ich möchte diese persönliche Beziehung.

Und genau das wünscht sich Gott auch – für jeden einzelnen Menschen: Er möchte mit jedem in eine persönliche Beziehung treten. Jeder soll ihn kennen – und  nicht nur über ihn Bescheid wissen. Das betont auch der Apostel Paulus immer wieder. Nach Jesu Tod und Auferstehung hat er in vielen Ländern christliche Gemeinden gegründet. Paulus schreibt folgendes:

Gott ist treu. Er selbst hat euch berufen zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn (1. Koriinther 1,9)

Und diese Gemeinschaft mit Jesus Christus ist auch gleichzeitig eine Gemeinschaft mit Gott. Denn Jesus ist Gottes Sohn. In ihm hat sich Gott den Menschen gezeigt. Jesus ist also Gott (Johannes 10,30).

Meine Gottesbeziehung ist eine tägliche Herausforderung

Ich stelle fest, dass ich immer wieder an der persönlichen Beziehung zu Gott scheitere: Ich weiß im Kopf Bescheid über Gott. Aber im Herzen kann ich ihm oft nicht vertrauen. Gott weiß das. Er kennt mich und hat Geduld mit mir. Jeden Tag fordert er mich heraus, ihn neu kennenzulernen. Er möchte das, was ich über ihn zu wissen glaube, durch Erlebnisse mit ihm ersetzen. Deshalb lädt er mich immer wieder neu ein, mit ihm in Kontakt zu treten. Denn die gute Nachricht ist: Gott will eine Beziehung mit mir.

Autor/-in: Hannah Thielmann

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