Navigation überspringen
© Brooke Cagle / unsplash.com

10.04.2018 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Christine Keller

Pure Liebe, pure Wahrheit

4 Schritte, um liebevoll zu handeln, ohne die Wahrheit zu verbiegen.

Jesus stellt uns vor zwei heraufordernde Aufgaben: 1. Wir sollen an seiner Wahrheit festhalten. Wir sollen sie weder verbiegen noch auf faule Kompromisse eingehen. Stattdessen sollen wir für seine Wahrheit einstehen. Wie? Hier knüpft die 2. Aufgabe an: Wir sollen Menschen lieben – von ganzem Herzen, ganzer Seele und mit unserem ganzen Sein.

Wer aber kompromisslos zu einer Wahrheit steht, verhält sich oft nicht liebevoll oder wird zumindest nicht als liebevoll wahrgenommen. Lassen sich die zwei Aufgaben einfach nicht unter einen Hut bringen beziehungsweise in einem Herzen vereinen?

Pastor und Autor Joshua Harris ist überzeugt: Wir können beiden Aufgaben nachkommen. Er stellt in seinem Buch „Die Pharisäer-Falle: An der Wahrheit festzuhalten, ohne zu verletzen“ vier Schritte vor, wie man Liebe und Wahrheit verbinden kann.

1. Im Fokus: Gnade

Fangen wir bei der Grundlage an: Warum stehen wir überhaupt in Beziehung zu Gott? Nicht, weil wir bessere Menschen sind; auch nicht, weil wir die korrekte Glaubenslehre gepachtet haben, sondern weil Gott gnädig ist. Er hat vor vielen, vielen Jahren seinen fehlerlosen Sohn auf die Welt geschickt, um für die Fehler der Menschen zu bezahlen.

Nicht, um sie glattzubügeln oder zu vertuschen – nein, er hat jegliche Schuld ausgelöscht, zunichte gemacht, besiegt. Jetzt ist sie weg.

Es ist die gute Nachricht schlechthin – das Evangelium. Der Dreh- und Angelpunkt des Evangeliums ist Gnade. Und das sollten wir uns immer wieder bewusst machen:

Als Jesus-Anhänger haben wir nicht in erster Linie Recht, sondern Gnade.

2. Prioritäten sortieren

Mit dieser Grundlage starten wir in unser Glaubensleben. Aber bleibt es unser oberstes Ziel, dieses Geschenk zu feiern und es an andere weiterzugeben? Wenn es so ist: Perfekt!

Leider verlieren wir uns jedoch schnell in Randthemen der Bibel und handeln nach „unserem“ elften Gebot: „Du sollst deinen Nächsten überzeugen. Suche dazu die schlagkräftigsten Argumente.“ Das erfordert viel Zeit und Energie! Und wofür das Ganze? Um anderen zu beweisen, dass meine Auslegung die richtige ist?

Paulus gibt seinem Theologen-Azubi Timotheus folgenden Rat:

Lass dich nicht auf törichte und nutzlose Auseinandersetzungen ein. Du weißt ja, dass sie nur zu Streit führen. Wer Gott dienen will, soll sich nicht herumstreiten, sondern allen Menschen freundlich begegnen, ein geduldiger Lehrer sein, bereit, auch Böses zu ertragen. Er soll versuchen, alle, die sich der rettenden Botschaft widersetzen, mit Güte auf den richtigen Weg zu bringen. Denn vielleicht führt Gott sie ja zur Einsicht, dass sie umkehren und die Wahrheit erkennen. (2. Timotheus 2, 23-25).

Kurz zusammenfasst: Nutzlose Diskussion umgehen, freundlich und geduldig sein, mit Güte auf den richtigen Weg verweisen und dann Gott überlassen, was daraus wird.

3. Es beginnt bei mir

Gerne stellen wir auch negative Veränderungen in unseren Kirchen und Gemeinden fest. An allen möglichen Ecken und Enden fehlt es an Hingabe, Zuverlässigkeit und Opferbereitschaft. Kein Wunder, dass viele Projekte abgesägt werden und weniger Besucher im Gottesdienst sitzen.

Jemand muss diese Abwärtsspirale endlich stoppen! Das mag alles zutreffen, aber: Veränderungen beginnen nie bei anderen, sondern immer bei einem selbst.

Das Alte Testament gibt für diese Haltung ein gutes Beispiel: Das Volk Israel hat sich von Gott entfernt und lebt in einem unmoralischen und ungerechten Miteinander. Als man bei einer Renovierung im Tempel die Schriftrolle mit Gottes Gesetzen wiederfindet, wird sie König Josia vorgelesen. Er versteht sofort, dass grundlegende Veränderungen angesagt sind.

Was tut er nun? Predigen? Vorträge über seine neugewonnene Erkenntnis halten? Nein. Josia zerreißt sein Gewand und zeigt Reue. Derjenige, der zuerst erkannt hat, dass Gott sich das Leben anders vorstellt, beginnt bei sich selbst.

4. Auf Gott ausgerichtet

Worauf richten wir uns also aus – auf Gott und seine Wahrheit oder auf einen Glaubensbruder, der von uns die richtige Theologie noch lernen kann? Wenn wir uns nicht selbst Antworten auf verzwickte Fragen zusammenschustern, sondern Gott um Erkenntnis bitten, zeigt er uns nach und nach seine Perspektive. Die wird uns verändern und zu liebevollen Menschen machen.

Wir werden aber mit absoluter Sicherheit auf Gläubige stoßen, die eine andere Meinung in Bezug auf verschiedene Fragen haben. Aber ist es unsere Aufgabe, sie zu bekehren? Statt uns auf andere Menschen auszurichten, sollen wir uns auf Gott ausrichten. Er ist nämlich derjenige, der die Wahrheit verkörpert und von dem wir lernen können.

Trotzdem kann es sein, dass wir sein Wort nicht immer richtig verstehen. Spätestens im Himmel werden wir erfahren, bei welchen Themen wir uns geirrt haben. Dann werden wir es kaum fassen können:

Wir dürfen trotzdem bei Gott sein – der Gnade sei Dank!

Diese Schritte klingen für dich gar nicht weltbewegend? Das kann gut sein, aber diesen Anspruch haben sie auch nicht. Diese Schritte sollen nicht die Welt verändern – sondern uns.

 Christine Keller

Christine Keller

  |  Redakteurin

Hat in der Redaktion von ERF Jess gearbeitet. Ist ansonsten als freie Journalistin auch online und hinter der Kamera unterwegs. Sie hat Hummeln im Hintern, was aber nicht weh tut. Sie liebt es, To-Do-Listen zu schreiben und abzuhaken. Wenn‘s doch mal entspannt sein soll, nimmt sie gern ein gutes Buch zur Hand.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (10)

Buchner /

Vielen Dank fuer den sehr wertvollen Artikel.
Ich kann daraus viel lernen

Markus J. /

Artikeleinleitung: "Wir sollen Menschen lieben – von ganzem Herzen, ganzer Seele und mit unserem ganzen Sein." Erscheint mir sehr aus dem Zusammenhang gerissen und dann wieder neu zusammen mehr

Iris S. /

Die Andacht passt genau in die letzen Tage dieses Jahres und in meine gegenwärtige Situation. Als ob JESUS selbst zu mir gesprochen hätte. Ich durfte das ganze Jahr lernen und hatte oft auch mehr

Alexander Vogt /

Super, leider ist es oft sehr, sehr schwer, den Mund zu halten. Danke für Ihren Artikel.

Ernst W. /

Die Ursache ist, Menschen handeln ohne Liebe,
also lieblos, rücksichtslos selten um nachvollziehbare Tatsachen = Wahrheit bemüht.
Wen interessiert der nachvollziehbare Heilsplan für
uns Menschen mehr

Judith /

Bevor Jesus gekreuzigt wurde, machte er Pilatus unmissverständlich klar: "Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit zeugen soll..."
Das heißt für uns Christen auch, mehr

Debbie E. /

Es müssen nicht alle Fragen beantwortet werden. Gott kann auch Worte und Weisheit durch Frauen von Vorne strömen lassen. Man sollte immer das Gute mitnehmen und sich nicht darauf verkrampfen, was mehr

Johann J. /

In meinem Eifer für Gottes Wort und Jesus, schieße ich vermutlich oft über das Ziel hinaus und in meiner Aufregung habe ich manchen Bruder, manche Schwester vielleicht verärgert oder gekränkt. Diese mehr

fragezeichen /

Aber diese ganzen 'wichtigen' Gemeindefragen wie z.B. ob Frauen jetzt predigen dürfen oder nicht, sind damit ja immer noch nicht beantwortet.

C.D. /

Vielen Dank für diese ermutigenden Zeilen - die sind heute für mich aktuell in eine Situation "gesprochen" und sehr tröstlich :-)

Das könnte Sie auch interessieren