Kennst du das auch? Eigentlich wolltest du Nein sagen, hast aber doch Ja gesagt. Noch lange nach dem Gespräch verstehst du nicht, warum du dich auf etwas eingelassen hast, was du gar nicht wolltest. Denn die Argumente des anderen haben dich nicht überzeugt – und doch hat sein Verhalten dich dazu gebracht, seiner Bitte Folge zu leisten.
Mittlerweile meldet sich in solchen Situationen oft mein Manipulations-Alarm und ich erkenne, dass der andere gerade versucht, mich zu beeinflussen. Dann kann ich direkt darauf reagieren.
Das war und ist aber nicht immer so. Vielfach habe ich zunächst nur ein ungutes diffuses Gefühl, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt. Dieses vergiftet die Beziehung dann im Folgenden. Ich gehe der Person aus dem Weg, weil ich in ihrer Nähe mir unerklärbare Gefühle wie Wut, Angst oder Schuldgefühle empfinde, die ich nicht an einer bestimmten Sache, die die Person getan oder gesagt hat, festmachen kann.
Ich merke: Etwas stimmt nicht. Ich fühle mich nicht mehr wohl. Aber weil ich nicht klar benennen kann, was im Argen liegt, nimmt die Beziehung unweigerlich Schaden.
Manipulative Taktiken erkennen, um sie zu durchbrechen
Manipulative Taktiken und Verhaltensweisen zerstören Beziehungen – oder führen mindestens zu einer Irritation. Wenn aber wie in toxischen Beziehungen manipulatives Verhalten an der Tagesordnung ist, kann echte Nähe gar nicht erst entstehen. In solchen Systemen bleibt jeder einsam – der Manipulator, aber auch die Manipulierten sowie andere Personen im gleichen Familien- oder Machtsystem.
Um wirklich etwas zu ändern, hilft es nur, den Finger in die Wunde zu legen. Dazu gehört, manipulative Taktiken zu erkennen und im besten Fall direkt in der Situation angemessen darauf zu reagieren. Das kann auch heißen, klar zu benennen, was gerade geschieht. Oder auch offen zu bekennen: „Ich weiß nicht, was los ist, aber irgendwie fühlt sich unsere Beziehung nicht mehr an wie früher.“
Doch Manipulation wäre keine solche, wenn sie uns nicht davon ablenken würde, direkte und klare Worte zu finden. Wenn wir manipuliert werden, tappen wir wie im Nebel und lassen uns von dem anderen lenken, statt auf unser Bauchgefühl zu hören.
Deshalb ist es so wichtig zu wissen, welche manipulativen Taktiken es gibt und was wir ihnen entgegensetzen können.
In diesem Artikel widmen wir uns zehn manipulativen Verhaltensweisen, die typisch für toxische Beziehungen sind und die Saraj Stutz in ihrem Buch „Damit sich der Nebel lichtet“ aufführt. Du wirst aber vermutlich merken, dass du sie auch in gesunden Beziehungen schon erlebt oder dich eventuell selbst bereits so verhalten hast. Wenn dir das auffällt, nimm dir vor, daran zu arbeiten.
Sollten alle diese Verhaltensweisen in einer deiner Beziehungen regelmäßig vorkommen, spricht vieles dafür, dass es sich um eine toxische Beziehung handelt. Dann rate ich dir, dich mit den aufgelisteten Artikeln am Ende weiter zu diesem Thema zu informieren.
1. Manipulative Identitätszuschreibung
Wurdest du schon mal von deinen Eltern als braves Kind gelobt, kurz bevor sie dir eine unliebsame Aufgabe übertrugen? Bei der manipulativen Identitätszuschreibung spricht dir jemand eine Eigenschaft zu, um dich zu einem gewissen Verhalten zu drängen.
Das Heimtückische daran ist, dass es sich oft um Eigenschaften handelt, die wir uns entweder selbst wünschen oder ablehnen. Durch deine starke emotionale Reaktion auf die Identitätszuschreibung lenkt der andere dich dahin, seinem Wunsch Folge zu leisten.
Wer würde nicht bereitwillig eine Sonderaufgabe übernehmen, nachdem der Chef einen vor allen anderen als besonders fleißige Mitarbeiterin gelobt hat? So tappst du aber unwissentlich in die Falle, zu etwas Ja zu sagen, nur um dem Bild des anderen von dir zu entsprechen.
Gleichsam ist nicht jede Identitätszuschreibung, die mit einem Wunsch oder Auftrag verbunden wird, gleich manipulativ. Eventuell meint der andere sein Lob ehrlich und die Verbindung zu einem Arbeitsauftrag ist reiner Zufall.
Dennoch lohnt es sich, zu prüfen, ob und inwieweit das Lob deine Antwort auf die Anfrage beeinflusst. Mach dich bewusst frei davon, aus reiner Gefälligkeit Ja zu sagen.
Vorsicht ist vor allem dann geboten, wenn Identitätszuschreibungen immer mit einem Auftrag verbunden sind. Oder wenn sie sich gebetsmühlenartig wiederholen. Wenn du für deinen Chef immer das fleißige Bienchen oder für deine Eltern nur das brave Kind bist, kann es sein, dass sie deinen Wert als Mensch von der Erfüllung einer bestimmten Rolle abhängig machen.
2. Future Faking
Vielleicht kennst du den Ausdruck „das Blaue vom Himmel versprechen“. Dieser Ausdruck beschreibt Future Faking ziemlich exakt. Bei dieser manipulativen Taktik reagiert dein Gegenüber auf Kritik nicht mit einer Entschuldigung oder einem praktischen Vorschlag zur Verbesserung, sondern mit großen Versprechungen.
Du sprichst deinen Partner beispielsweise darauf an, dass er immer zu spät nach Hause kommt. Doch statt auf diese Kritik einzugehen, werden dir teure Urlaube versprochen, die dank seines wichtigen Jobs in Zukunft möglich sein werden. Oder ihr habt euch gestritten, doch statt einer Entschuldigung stellt er dir am nächsten Tag einen Ausflug in Aussicht.
Auch dieses Verhalten ist nicht per se manipulativ. Vielleicht geht deinem Partner eine Entschuldigung nur schwer über die Lippen und er drückt sein Bedauern lieber anders aus. Aber wenn dies immer wieder passiert und sich an seinem Verhalten weiterhin nichts ändert, solltest du aufmerken.
Ein typisches Merkmal von manipulativem Future Faking ist übrigens, dass das Versprechen, das der andere dir macht, ihn weniger kostet als das, worum du ihn eigentlich gebeten hast, und diese Versprechungen oft nicht eingehalten werden. Wenn du dies wahrnimmst, sprich den anderen ehrlich darauf an. Und mache vor allem klar, was du dir wirklich von ihm wünscht.
3. Fast Forwarding
Fast Forwarding ereignet sich üblicherweise zu Beginn von toxischen Beziehungen. Denn hier drängt der oder die andere dich zu raschen weitreichenden Entscheidungen.
In einer Partnerschaft kann das sein, wenn der andere schon nach sehr kurzer Zeit heiraten oder ein gemeinsames Kind will. Bei einer Freundschaft kann dies bedeuten, kurz nach dem Kennenlernen bereits gemeinsame Urlaube vorzuschlagen. Aber auch in anderen Bereichen kann dir ein solches Verhalten begegnen: Etwa, wenn dein neuer Finanzberater dich direkt zu einer hohen Investition drängt.
Auch hier ist wichtig: Menschen sind verschieden. Manche Menschen fühlen sich schneller mit anderen verbunden und äußern dies freimütig.
Fast Forwarding als manipulative Taktik erkennst du daran, wenn der andere dein Zögern nicht akzeptiert und dich zu überreden versucht.
In einem solchen Fall kann es dir helfen, dich erstmal zurückzuziehen, um dir darüber klarzuwerden, was du selbst willst, ohne dich vom anderen zu etwas drängen zu lassen.
4. Projektion und Opferrolle
Mit dieser Taktik tauchen wir in das Gefilde der Verhaltensweisen ein, die ganz klar manipulativ sind. Wenn jemand diese Taktik gegen dich verwendet, kannst du dir sicher sein: Du wirst manipuliert.
Unter dem Stichwort „Projektion und Opferrolle“ versteht man nämlich den bewussten manipulativen Tausch der Rollen. Eben hast du noch einen ernsten Kritikpunkt geäußert und jetzt dreht der andere das Blatt um. Er tätigt Aussagen wie „Alle sind gegen mich“ oder ähnliche. In jedem Fall tut er alles, um sich selbst zum Opfer und dich (oder andere) zum Täter zu machen.
Er hat dich angeschrien und geschlagen? Du hast ihn provoziert. Er hat einen wichtigen Termin vergessen? Du hast ihn nicht daran erinnert. Er hat nicht aufgeräumt wie versprochen? Das ist doch sowieso deine Aufgabe. Egal, was du anbringst, dir wird das Wort im Mund herumgedreht.
Wenn du dies in einer Diskussion bemerkst, geh darauf nicht ein. Versuche nicht, dich zu rechtfertigen oder zu entschuldigen – außer der andere bringt berechtigte Einwände, warum dich eine Teilschuld trifft. Dann erkläre oder entschuldige dich kurz, belasse es aber dabei.
Lass dich keinesfalls auf anstrengendes Ping-Pong ein, warum du eine Mitschuld trägst oder eben auch nicht, sondern erkläre das Gespräch stattdessen für beendet.
5. Double-Bind-Nachrichten
Double-Bind-Nachrichten sind ebenso wie die Opferrolle eine manipulative Taktik, und zwar eine, aus der du dich nur schwer herauswinden kannst. Wenn der andere mit Double-Bind-Nachrichten arbeitet, bedeutet das: Egal wie du dich entscheidest, der andere wird es dir negativ auslegen.
Es kann sein, der andere macht auf eine Kritik von dir einen Witz über sich selbst. Wenn du darüber lachst, wird er dir vorwerfen, dich über ihn lustig zu machen – dabei hat er ja den Witz gemacht. Und wenn du es nicht tust, wirft er dir vor, nie über seine Witze zu lachen.
Oder der andere eröffnet dir die Möglichkeit, dich vermeintlich zwischen zwei Optionen zu entscheiden. Vielleicht sagt er zu dir: „Ich habe nichts dagegen, wenn du deine Freundin besuchst.“ Aber wenn du gehst, wird er schmollen und dich nachher wissen lassen, wie einsam er sich gefühlt hat. Und wenn du dableibst, wird er monieren, dass du sowieso lieber bei deiner Freundin wärst, als mit ihm Zeit zu verbringen.
Double-Bind-Nachrichten halten dich also gefangen. Du kannst es hier nicht richtig machen.
Am besten entspannst du dich also und entscheidest dich für das, was du selbst am liebsten in der Situation tun möchtest, und nimmst die Konsequenzen hin.
Wenn immer noch ein gewisses Vertrauen zwischen euch herrscht, kannst du auf den Double-Bind hinweisen, indem du sagst: „Ich kann es dir in dieser Situation nicht recht machen. Egal, wie ich mich entscheide, du wirst es falsch auslegen.“ Dies hilft allerdings nur, wenn es eine toxische Verhaltensweise in einer ansonsten guten Beziehung ist. Wenn dein Partner hochgradig manipulativ ist, wirst du damit nicht weiterkommen.
6. Gaslighting
Noch belastender als Double-Bind-Nachrichten ist Gaslighting. Der Begriff stammt aus einem Theaterstück, in dem ein Ehemann seiner Frau weismachen will, die sich sichtbar ändernde Helligkeit von Gaslaternen nicht wahrzunehmen. Der Mann stellt so lange die Wahrnehmung seiner Frau in Frage, bis sie fürchtet, verrückt zu werden.
Genau das passiert beim manipulativen Gaslighting auch, selbst wenn hier tatsächliche Gaslaternen keine Rolle mehr spielen. Der andere stellt deine Wahrnehmung so lange in Frage, bis du dich entweder nicht mehr traust, sie zu äußern, oder ihr nicht mehr vertraust.
Eventuell wird dir sogar vorgeworfen, hysterisch, depressiv oder aggressiv zu sein. Und dann reizt der andere dich so lange, bis du genau dieses Verhalten zeigst und die Realität des Manipulators bestätigst.
Da Gaslighting eine hochgradig manipulative Taktik ist, gibt es wenig, was du als Opfer tun kannst, um dieses Verhalten zu unterbinden. Wenn jemand deine Wahrnehmung nicht respektiert, kannst du die Person dazu nicht zwingen.
Zu deiner moralischen Unterstützung kann es aber helfen, Menschen außerhalb der Beziehung um ihre Wahrnehmung zu bitten und dich so zu versichern, dass die behauptete Realität des Manipulators nicht stimmt.
7. Taktisches Vergleichen
Hattest du auch diese eine Freundin oder diesen einen Freund, nach dem immer gefragt wurde, wenn du mit einer Klassenarbeit aus der Schule heimkamst? Oder hält dir dein Partner oder deine Partnerin immer wieder vor, was der Ex-Partner besser konnte als du?
Wenn wir mit anderen verglichen werden, hat das meist einen bitteren Beigeschmack. Niemand möchte hören, dass die frühere Kollegin das aber so und so gemacht hat, oder nach den Verdiensten anderer gefragt werden, wenn man stolz seinen eigenen Erfolg verkünden möchte. Wir vergleichen uns selbst schon viel zu oft mit anderen, da ist es umso verletzender, wenn andere es auch tun. Besonders, wenn wir schlechter dabei abschneiden.
Gerade Eltern passiert es schnell, Geschwister miteinander oder ihre Kinder mit deren besser erzogenen Spielkameraden zu vergleichen. Vielfach geschieht das ohne böse Absicht. Die Eltern wünschen sich einfach, dass die Kinder sich positive Eigenschaften voneinander abschauen.
Jedoch haben auch Manipulatoren die Angewohnheit, Vergleiche zu ziehen und so dein Verhalten zu lenken. Ein Beispiel: Ein Chef fördert bewusst erbitterte Konkurrenz in seinem Team um eine besser bezahlte Stelle. In Meetings lobt er mal den einen, mal den anderen. So arbeiten die Mitarbeitenden zwar produktiver, aber das Arbeitsklima leidet. Doch das nimmt der Chef billigend in Kauf.
Die Situation mit dem Chef ist sehr offensichtlich, doch wie gehst du damit um, wenn eine Freundin dich immer mit einer anderen Bekannten vergleicht oder deine Eltern dir sagen, dass deine Schwester viel häufiger bei ihnen anruft als du? Nicht jedes Vergleichen ist ja gleich manipulativ gemeint. Manchmal handelt es sich nur um die wenig versteckte Äußerung eines Bedürfnisses oder Wunsches.
Zunächst einmal: Wenn es dich stört, mit anderen verglichen zu werden, solltest du den anderen darauf ansprechen und dich freundlich, aber bestimmt davon abgrenzen. Damit setzt du ein klares Signal, dass du als die Person gesehen werden willst, die du bist, und dich nicht der ständigen Konkurrenz mit jemand anderem stellen willst.
Auch kannst du, wenn du merkst, dass die Beziehung zu anderen im Beziehungsgeflecht darunter leidet, dich bewusst entscheiden, dich von ausgesprochenen Vergleichen nicht beeinflussen zu lassen. Wie anders sähe die obengenannte Arbeitssituation aus, wenn alle Kollegen beschlössen, sich durch den Chef nicht gegeneinander ausspielen zu lassen?
Daher entscheide dich klar dagegen, dich dem dargebotenen Vergleich zu stellen. Das stärkt deine Position gegenüber dem anderen und dein Selbstwertgefühl.
8. Nicht-Entschuldigungen
Hat sich schon mal jemand bei dir entschuldigt und du hattest den Eindruck, der andere mache sich eigentlich nur über dich lustig? Dann handelte es sich vielleicht um eine Nicht-Entschuldigung. Dabei würzt die andere Person eine Entschuldigung entweder mit Sarkasmus oder veranstaltet ein theatralisches Bußdrama.
Das Ziel dieses Verhaltens: Der andere empfindet eigentlich keine Reue und möchte dich dies auch spüren lassen, entschuldigt sich aber, weil es von ihm erwartet wird oder um dich durch das Wie seiner Entschuldigung weiter zu verletzen.
Wie kannst du nun mit Nicht-Entschuldigungen umgehen? Erstmal ist es sinnvoll, den anderen nicht zu einer Entschuldigung zu drängen.
Viele Menschen brauchen manchmal etwas, ehe sie bereit zu einer ehrlichen Entschuldigung sind. Daher gib dem anderen diese Zeit.
Wenn sich die Nicht-Entschuldigungen aber häufen, liegt vermutlich toxisch-manipulatives Verhalten vor. In einem solchen Fall ist es ratsam, nicht weiter auf die Provokation einzugehen oder schlicht den anderen in seiner Entschuldigung zu unterbrechen. Signalisiere klar, dass du eine falsche Entschuldigung nicht hören willst.
Zu den Nicht-Entschuldigungen zählen übrigens auch Entschuldigungen, in denen der andere tausend Erklärungen für sein Verhalten nennt, aber nie die Worte „Entschuldige bitte“ oder „Es tut mir leid“ über die Lippen bekommt. Hier ist oft Unsicherheit das Problem. Mache es dem anderen leichter, indem du konkret nachfragst, zum Beispiel so: „Möchtest du mir mit deiner Erklärung signalisieren, dass es dir leidtut?“ Darauf ist die Antwort dann entweder Ja oder Nein.
9. Emotionale Erpressung
Wenig ist so belastend wie emotionale Erpressung. Dabei ist es eine der manipulativen Taktiken, die sehr häufig zur Anwendung kommt und die auch viele Menschen, die keinen Hang zu toxischem Verhalten haben, schon angewendet haben. Denn emotionale Erpressung funktioniert sehr gut, wenn ich möchte, dass der andere tut, was ich will, und der Übergang zum normalen Austausch über Emotionen ist fließend.
Ich kann in einem Streit meinem Mann mitteilen, dass mich sein Verhalten traurig macht – und dies ist als Äußerung meiner emotionalen Befindlichkeit durchaus zulässig und oft sogar ratsam. Denn woher soll er sonst wissen, wie ich sein Verhalten wahrnehme? Ich kann dies aber auch in einer Weise tun, die meinem Mann solch ein schlechtes Gewissen einredet, dass er von einer bisherigen Entscheidung abweicht und nun tut, was ich möchte.
Das ist beziehungstechnisch kein besonders förderndes Verhalten und in einer Beziehung auf Augenhöhe gibt es zum Glück bessere Möglichkeiten, Differenzen auszuhandeln, aber etwa im Eltern-Kind-Alltag zeigt sich, wie leicht wir Menschen zu solchen Taktiken greifen, wenn andere Verhandlungsmöglichkeiten scheitern. Wer hat nicht schon den Satz „Wenn du das tust, ist Mama traurig“ entweder als Kind gehört, als Elternteil selbst gesagt oder zufällig mitbekommen? Ich vermute, jede und jeder von uns.
Nun hat die Mama im Beispiel vermutlich nicht das Ziel, ihr Kind bewusst zu manipulieren. Wahrscheinlich möchte sie nur, dass es aufhört zu schreien. Doch es gibt Menschen, die gelernt haben, dass sie durch manipulative Gefühlsäußerungen, verdeckte Drohungen oder offene Erpressung am leichtesten an ihr Ziel kommen. Statt eine Beziehung auf Augenhöhe wollen sie in der Beziehung bestimmen.
Da emotionale Erpressung oft unbedacht auch ohne böse Absicht vorkommt, aber gezielt und regelmäßig eingesetzt ein hochgradig toxisches Beziehungsverhalten ist, ist es sinnvoll, es offen anzusprechen, sobald du derartige Tendenzen beobachtest.
Gehe auch selbst mit gutem Verhalten voran und streiche selbst kleine emotionale Erpressungsversuche aus deiner Interaktion. Stattdessen formuliere deine Bedürfnisse klar und konkret.
10. Bread Crumbing
Kennst du das Gefühl, jemand lässt dich am ausgestreckten Arm verhungern? Vielleicht wartest du schon lange auf eine Beförderung, hörst aber immer wieder, du seist beim nächsten Mal dran samt ganz viel Lob für deinen Einsatz. Oder eine gute Freundin hat immer nur kurz Zeit für dich, doch wenn es ihr selbst schlecht geht, zählt sie voll und ganz auf dich.
10 Anzeichen einer toxischen Beziehung
Kreislauf aus Druck und Angst
Wenn das Miteinander vergiftet ist
Wer manipuliert mich hier?
4 Phasen toxischer Beziehungen
Dieses Verhalten, eine andere Person bewusst mit kleinen Aufmerksamkeiten hinzuhalten, nennt sich Bread Crumbing und zählt zu den toxisch-manipulativen Taktiken. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Denn in beiden Beispielen kann es sein, dass die andere Person nur sehr unaufmerksam für deine Bedürfnisse ist.
Deshalb ist es gut und richtig, eigene Bedürfnisse klar zu benennen, selbst wenn man glaubt, sie seien offensichtlich.
Wenn aber der andere in einer Freundschaft, in einem Arbeitsverhältnis oder einer Partnerschaft deine Bedürfnisse immer wieder ignoriert und dich nur mit kleinen Nettigkeiten bei der Stange hält, liegt vermutlich manipulatives Verhalten vor.
Auch hier kann es helfen, wenn du klar und deutlich sagst, dass deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden und du dir einen ebenbürtigeren Umgang miteinander wünscht, indem jeder von euch auch die Wünsche und Bedürfnisse des anderen im Blick hat. Im besten Fall kannst du den anderen so zu einer Verhaltensänderung motivieren.
Handelt es sich aber um jemanden, der grundsätzlich manipulativ agiert, wirst du dich vermutlich entweder damit abfinden müssen, dass eure Beziehung ungleich bleiben wird, oder die Beziehung beenden müssen.
Ihr Kommentar
Kommentare (3)
Danke für die Rückmeldung. Wir verstehen, dass es stört, wenn wir in unseren Artikeln viele englische Begriffe verwenden. Üblicherweise versuchen wir, ein Übermaß an englischen Begriffen in unseren … mehrArtikeln zu vermeiden.
An dieser Stelle haben wir psychologische Fachbegriffe aus einem Buch übernommen und sie in ihrer englischen Bezeichnung benutzt, da dies unseren Leserinnen und Lesern die Möglichkeit bietet, die Ausdrücke zu googeln und nachzuschlagen, wenn sie sich intensiver mit einem Themenbereich beschäftigen wollen. Hätten wir eingedeutschte Begriffe verwendet, die nicht in der psychologischen Fachsprache vorkommen, wäre dies nicht möglich gewesen.
Dass diese Begriffe alle aus dem englischsprachigen Kontext stammen, bildet nur ab, dass für viele Phänomene zuerst in der englischsprachigen Psychologie Begriffe geformt und diese dann bis in die deutsche Psychologie- und Therapiepraxis übernommen werden. Wir werden auf dieses Feedback hin, in Zukunft bei psychologischen Artikeln intensiver abklären, ob deutsche Begrifflichkeiten bestehen, wenn in Büchern oder Rechercheunterlagen nur ein englischer Fachbegriff genannt wird.
Mir geht es wie Bernd. Außerdem sind da Sätze drin, die selber schon manipulativ klingen. Meine Schlußfolgerung: Ich erlebe den Artikel als wenig hilfreich.
Mir sind das zu viele englische Begriffe (Future Faking, Fast Forwarding, Double-Bind-Nachrichten, Gaslighting, Bread Crumbing), so was les ich nicht mehr, auch wenn sie erklärt werden. Gibt es dafür wirklich keine deutschen Begriffe?