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© Simon Wijers / unsplash.com

12.03.2018 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Horst Marquardt

Sterben um zu leben

Warum Tod und Auferstehung ganz natürlich zum Leben eines Gläubigen gehören.

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." – Johannes 12,24

 

Es macht einen Unterschied, ob man von einer außerordentlichen Persönlichkeit nur hört oder ob man sie sieht. Als sich herumgesprochen hatte, dass Jesus anlässlich des bevorstehenden Passafestes in Jerusalem einziehen würde, sprach sich das in der Menge der Festpilger schnell herum. Man bejubelte ihn als den kommenden König von Israel. Es hatte sich herumgesprochen, dass er den verstorbenen Lazarus aus dem Grab herausgeholt hatte. Diesen Wundertäter wollten auch diejenigen sehen, die bisher nur von ihm gehört hatten.

„Wir wollten Jesus gerne sehen“

Unter der Menge waren auch einige Griechen, die in Jerusalem anbeten wollten. Auch sie hatten von Jesus gehört. Sie baten seine Jünger, sie zu ihm zu führen. Was sie dann von ihm hörten, wird sie möglicherweise irritiert haben. Sie erfuhren, dass Jesus von sich als Menschensohn sprach. Sicher wussten sie, daß nach jüdischem Verständnis der Begriff des Menschensohnes gleichbedeutend ist mit einem anderer Ausdruck für Gott, als einem unbesiegbaren Weltenrichter. Von dem hatte schon der Prophet Daniel gesprochen. Jetzt aber ging es offensichtlich um etwas ganz anderes.

Viele werden unsicher geworden sein, als er sagte, dass die Zeit bzw. die Stunde gekommen sei, in der sichtbar werden sollte, dass Gott seinen Sohn verherrlichen würde. Verherrlichen – das klang so großartig. Das Volk erwartete sehnsüchtig den Beginn einer herrlichen, irdisch-königlichen Herrschaft und den triumphalen Einzug des kommenden Herrschers und Richters über die ganze Welt.

Verherrlichung

Doch offensichtlich meinte Jesus mit seiner Verherrlichung etwas ganz anderes. Viele werden es gar nicht verstanden haben, was er meinte. Er sprach vom Sterben. Er verglich sich mit einem Weizenkorn, das unfruchtbar bleibt, wenn der Sämann es nur in der Hand behält, das aber herrliche Frucht trägt, wenn es in die Erde gelegt wird. Auch seine Jünger wussten noch nicht, dass er von sich sprach, der wie ein Samenkorn in die Erde gelegt werden müsste – ein Bild für sein Sterben. Doch wie ein Weizenkorn  aufgeht und als Getreide geerntet werden kann, so wird der in die Erde gelegte Leichnam Jesu Frucht bringen, wenn geerntet wird, d.h. wenn er aufersteht.

Auch jetzt schon, mitten im Leben, erleben wir Saat und Ernte. Jesu Worte gelten auch heute. Täglich können wir erleben, welche Wirkung von Tod und Auferstehung Jesu ausgehen. Gestorben wird zum Beispiel, wenn wir mit unrealistischen Vorstellungen von Gott an unsere Grenzen stoßen oder falsche Ideale begraben müssen. Auferstehen können wir, wenn uns beispielsweise in einer trostlosen Situation neue Hoffnung geschenkt wird. Wie froh sind viele schon geworden, wenn sie falsche Ideale aufgegeben und Jesus Christus Platz im Denken, Wollen und Wirken eingeräumt haben. Auch wir können erfahren, was es heißt, verherrlicht zu werden. Jesus sagt: Wenn ihr euer irdisches Leben nicht an die erste Stelle setzt und allem, was euch in der Nachfolge Christi hindert, eine bewusste Absage erteilt, dann werdet ihr teilhaben an einem Leben in Gottes herrlicher Gegenwart.

Viele Menschen in unseren Tagen praktizieren solchen Glauben in bewundernswerter Weise. Ich denke zum Beispiel an den iranischen Christen Naser Narvad-Goltapeh, den die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte und die evangelische Nachrichtenagentur Idea als Gefangenen des Monats März 2018 bekannt machten. Er ist nicht der einzige, der wegen seines Glaubens verfolgt wird und Schwierigkeiten auf sich nehmen muss. Aber offensichtlich erwächst viel Frucht. So hörte ich vor wenigen Tagen von einem Unternehmer, der nach Teheran geflogen war. Auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt sagte der Taxifahrer unvermittelt auf Englisch, in dem er einen Arm hob und auf die Gegend zeigte, die sie durchfuhren: „Alles Christen!“ Könnte man das doch auch erleben, wenn man in Frankfurt oder München vom Flughafen in die Stadt fährt!

 

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 Horst Marquardt

Horst Marquardt

  |  langjähriger Direktor des ERF (✝)

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Kommentare (1)

Katrin H. /

Sehr geehrter Herr Marquardt, ich möchte ihnen danken für ihr vielfältiges Wirken beim ERF und besonders für diese Andacht. Diese Gedanken haben mir geholfen, Jesu Vergleich noch einmal neu zu sehen mehr

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