/ Wort zum Tag
Christen sterben anders
Gerhard Weinreich über Psalm 118,17
Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.
Ich treffe einen Mann, frage ihn, wie es seinem kranken Bruder geht. Seine Antwort: „Weiß ich nicht. Ich geh in kein Krankenhaus.“ Ich will wissen, warum er dort keine Besuche macht. „Weil mich jedes Krankenhaus ans Sterben erinnert!“ Ich frage mich: Kann man denn alles, was an den Tod erinnert, ausblenden? Der Tod lässt sich im Alltag doch nicht von uns ausklammern!
Trotzdem behauptet der Sänger von Psalm 118 in unserer heutigen Tageslosung: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.“ Wie kommt er dazu? Hat Gott ihm in einer lebensbedrohlichen Situation oder in einer lebensgefährlichen Erkrankung versprochen, nicht sterben zu müssen, sondern weiterleben zu dürfen? Oder hat er den Glauben, der im Alten Testament an manchen Stellen aufleuchtet, dass es eine Auferstehung der Toten gibt? Christen haben ihn seit Ostern, seit der Auferstehung Jesu von den Toten. Manchmal bringt das auch Nichtchristen zum Nachdenken. Wie den Hausarzt meiner Eltern, der nach dem Tod einer Christin einmal sagte: „Ich bin Atheist, glaube also nicht an Gott. Aber das muss ich zugeben, der schon an vielen Sterbebetten stand: Christen sterben anders.“
Das gibt auch mir zu denken: Christen sterben anders! Das heißt nicht, dass sie immer „ganz leicht“ sterben, sondern oft auch erst nach schwerer Krankheit. Christen sterben auch nicht immer mit leuchtenden Augen der Vorfreude auf den Himmel, sondern häufig weinend, wenn sie ihre Lieben zurücklassen müssen. Doch Christen wissen aus der Bibel, dass Gott einmal „alle Tränen von ihren Augen abwischen wird“. Vor allem sterben Christen nicht trostlos. Denn im Todestal haben sie einen Gott an ihrer Seite, der sie tröstet. Daher sterben sie nicht verzweifelt oder hoffnungslos. Der Tod ist für sie keine Sackgasse, sondern eine Einbahnstraße zu Gott – zu dem Gott, der sie kennt und liebt und in dessen Hand sie unverlierbar sind.
Deshalb sprachen unsere Alten früher lieber von „Heimgegangenen“ als von „Verstorbenen“. Für wen der Tod ein Nachhausegehen zu Gott ist, der stirbt anders! Er weiß, wer auf ihn wartet: Jesus. Wer an ihn glaubt, „der wird leben, auch wenn er stirbt“, hat er versprochen. Noch mehr, „der wird nimmermehr sterben“. Das heißt, an dem hat der Tod seine Endgültigkeit verloren. Der ist unsterblich, weil er dem Gekreuzigten vom Karfreitag und dem Auferstandenen vom Ostersonntag gehört: dem Sieger über Sünde und Tod. Deshalb sterben Christen anders! Sie wissen, was sie erwartet: nicht mehr das häufige Wechselspiel von „Himmelhoch jauchzend“ und „Zu Tode betrübt“, sondern eine Welt, in der nicht mehr gekämpft, gelitten und gestorben wird. Das wird der Himmel sein! Der Jubel dort wird riesig und die Freude endlos sein. In dieser Gewissheit können Christen mit dem Sänger von Psalm 118 gegen den Augenschein sagen: „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.“
Unsere Welt des Todes braucht Menschen, die andere in Gottes Welt des Lebens einladen, weil es keine größere Freude gibt als die, einmal mit Gott die Ewigkeit verbringen zu dürfen. Wenn das auch Ihre Hoffnung über Sarg und Grab hinaus ist, dann sagen Sie weiter, dass Jesus versprochen hat: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“ (Johannes 14,19).
Christen haben Zukunft – durch Christus – bei Gott!
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