„Sucht mich, so werdet ihr leben“ – so lässt Gott seinem Volk Israel durch den Propheten Amos ausrichten (Amos 5,4).
Suchen fördert die Konzentration. Wer seinen Autoschlüssel verlegt hat, der sucht danach nicht „nebenbei“, „ab und zu“, oder „wenn mal Zeit dafür ist“. Die meisten Opfer eines verlegten Autoschlüssels laufen mit starrem Blick von Zimmer zu Zimmer und scheinen kein anderes Ziel im Leben zu verfolgen als dieses eine: Finden.
Und das „nur“ für ein paar Gramm Metall. Ist mein Leben nicht viel kostbarer als ein Autoschlüssel? Was fehlt eigentlich in meinem Leben, meinen Beziehungen, meiner Persönlichkeit? Wie ärgerlich, dass Gott nicht von sich aus unwiderlegbar in unser Leben tritt. Dass er uns den Aufwand des Suchens abverlangt. Was ist das für ein Gott, der uns orientierungslos herumirren lässt, anstatt uns einfach das zu garantieren, was uns im Leben fehlt?
Zur Zeit des Propheten Amos litt das Volk Israel unter innerem Zerfall und äußerer Bedrohung – ein Grundgefühl, das heute in vielen westlichen Gesellschaften anzutreffen ist. Die Israeliten suchten einen Ausweg, irgendetwas – und waren doch meilenweit vom Finden entfernt. Amos legt den Finger in die Wunde (Vers 7): „Weh euch! Ihr tretet das Recht mit Füßen; ihr verdreht es, dass es bitter wird wie Galle!“
Es ist not-wendig, es wendet unsere Not, dass wir erkennen: Wer nicht Gott sucht, wird das Leben nicht finden – sondern nur die eigene Orientierungslosigkeit und das eigene Versagen. Nur wer seinen Mangel erkennt und zugibt, kann sich auf die Suche machen, mit dem einen Ziel vor Augen: Finden. Denn wer Gott von ganzem Herzen sucht, den lässt er nicht im Ungewissen, was er finden wird: Vergebung von Schuld, Heilung von Verletzungen, bedingungslose Annahme und Wertschätzung. Das ist wirkliches Leben!
Aber es fällt nicht vom Himmel: Der wird finden, der sucht.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Das mit dem Vergleich "Schlüssel" hat mir sehr gut gefallen. Etwas was zum Verstehen. Danke.