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© Daniel Gutko /Unsplash.com

21.02.2022 / ERF Global Hope / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Weiter für Frieden beten

Die Lage im Russland-Ukraine-Konflikt spitzt sich zu. Christen rufen zu Friedensgebeten auf.

 

Stand 24.02.2022, 13:00

In der letzten Nacht hat Russland die Ukraine angegriffen. Die Hauptstadt Kiew und weitere Städte (unter anderem auch Odessa und Charkiw) werden Berichten zufolge bombadiert. Auch unsere Partner vor Ort bestätigen die Explosionen. In der Ost-Ukraine sind die Separatisten in Gebiete vorgedrungen, die bislang die ukrainische Armee kontrolliert. Erste Panzer haben die ukrainische Grenze passiert. Im Zuge dessen hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Kriegszustand ausgerufen. Als Christen beten wir weiterhin für Frieden und vor allem für Sicherheit für unsere ERF Partner in der gesamten Region.

Alle Berichte zur aktuellen Lage auf unserer Sonderseite: Der Ukraine-Konflikt

 

Stand 22.02.2022, 12:00
Mitte letzter Woche schien sich die Situation zwischen der Ukraine und Russland etwas beruhigt zu haben. Nun hat Russland gestern Abend die selbst ernannten „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk in der Ost-Ukraine anerkannt und angekündigt, „Friedenstruppen“ dorthin zu entsenden. Ein Freundschaftsvertrag mit den beiden „Volksrepubliken“ wurde heute Morgen unterzeichnet und in Donezk wurden bereits russische Truppen gesichtet. Ein militärischer Konflikt – zumindest in der Ost-Ukraine – scheint nun beinahe unausweichlich. Bereits am Wochenende hatte der amerikanische Präsident Joe Biden vor einem Angriff Russlands auf die Ukraine gewarnt.

Zuvor war schon in den letzten Tagen der schwelende Konflikt in der Ost-Ukraine neu aufgebrochen. Hier berichten Beobachter der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) verstärkt von Verstößen gegen die Waffenruhe. Diese ist sowieso fragil und wird laut OSZE seit ihrer Vereinbarung im Jahr 2015 beinahe täglich gebrochen. Wer jetzt die Kampfhandlungen wiederaufgenommen hat, lässt sich schwerlich überprüfen. Sowohl die ukrainische Armee als auch die pro-russischen Separatisten behaupten angegriffen worden zu sein. Aus dem Donbass sind laut russischen Nachrichtendiensten in den letzen Tagen etliche Tausend Menschen über die russische Grenze geflohen.

Es bewahrheitet sich damit das, was Joachim Liebig, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts und Mitglied des „Petersburger Dialogs“ (zivilgesellschaftliches Gesprächsforum zur Verständigungsförderung zwischen Russland und Deutschland) bereits letzte Woche in einem Radiobeitrag äußerte: „Die Kriegsgefahr ist noch nicht gebannt.“ Doch noch sind die Mittel der Diplomatie nicht erschöpft. Übereinstimmend haben die EU-Staaten bereits wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland angekündigt.

Ukrainische Christen beten schon lange für Frieden

Was können nun Christen in dieser Situation tun? Kirchenvertreter in Deutschland und unsere ERF Partner vor Ort sind sich einig: Inständiges Gebet um Frieden ist jetzt dran. Die Bischöfin Beate Hofmann der kurhessischen Kirche und der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung äußern sich dazu folgendermaßen: „In großer Sorge über die aktuelle Lage und aus historischer Verantwortung heraus beten wir für eine gewaltfreie Lösung der aktuellen Situation, für konkrete Schritte der Deeskalation und eine nachhaltige Friedensordnung in Europa.“ Der hannoverische Landesbischof Ralf Meister unterstreicht diesen Punkt sogar noch:

Lasst uns der Kraft des Gebets vertrauen und nicht nachlassen. – Landesbischof Ralf Meister

Eine Gruppe, die schon lange auf die Macht des Gebets vertraut, sind die Christen in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine. Im Juni 2014 begannen sie, sich täglich um 7 Uhr morgens zum Gebet für Frieden zu treffen – zum Teil öffentlich mitten in der Stadt. Die ersten Unruhen – auch in der eigenen Stadt – gaben den Anstoß. Die Millionenstadt Charkiw liegt nämlich im Osten der Ukraine und hätte leicht zu einem der „Separatistengebiete“ werden können. Doch es kam anders. Bis heute lebt die Stadt im Frieden, eine Erhörung der täglichen Gebete ihrer Christen.

Ob und wie die tägliche Gebetspraxis der Christen in Charkiw mit dem Beginn der Pandemie in 2020 weiterging, ist unklar. Nach 2019 findet man keine Berichte mehr über die Aktionen dieser Gruppe. Aber in der jetzigen angespannten Situation haben erneut viele Kirchenleiter in der Ukraine zum Gebet aufgerufen. Und sicherlich beten auch in Charkiw aktuell viele Christen für Frieden. Schließlich ist die Stadt nur 30 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Auch der ERF Partner in der Region bittet um Gebet. Alexander Chmut, Leiter von TWR Ukraine fasst es so zusammen:

Bitte beten Sie mit uns für unser Land. Gott möge durch diese Schwierigkeiten, die die Ukraine durchmacht, die Herzen ansprechen. Damit Menschen verstehen, dass Gott die Geschichte lenkt. Damit sie in dieser Situation seine Hilfe suchen. Und beten Sie bitte um Weisheit für unsere Medienarbeit. Wir wollen die richtigen Worte zur richtigen Zeit sagen, wenn wir in die aktuelle Situation hineinsprechen.

Ermutigung statt Kriegspropaganda

Neben Gebet ist unserem Partner in der Ukraine wichtig, weiter fähig zu bleiben, die Menschen im Land zu ermutigen. Weder Panik noch Patriotismus wollen sie in ihren Radioprogrammen verbreiten, sondern die Menschen nüchtern aufklären und auf ihre Bedürfnisse in dieser Situation eingehen. So senden sie etwa mutmachende Berichte, wie Kirchen und Ehrenamtliche sich vor und hinter der Front zu den Separatistengebieten engagieren. Bei allem, was sie ausstrahlen, müssen sie besonnen sein. Ihnen ist wichtig, besorgten Zuhörern in den Grenzregionen Mut zusprechen, aber dabei politisch neutral zu bleiben. Schließlich hören auch Ost-Ukrainer in den pro-russischen Gebieten ihre Sendungen. Deshalb greifen sie auch immer wieder das Thema Vergebung auf.

Damit versuchen sie genau das, was auch deutsche Kirchenvertreter fordern: Deeskalation. Die Gelassenheit und Zuversicht, die sie anderen vermitteln wollen, leben sie auch selbst. Sie gehen normal ins Büro, produzieren weiter Video- und Audiobeiträge und machen ihre Arbeit – für Gott und für ihre Landsleute. Mit ein Grund dafür ist sicherlich auch die Gewöhnung an die seit über sieben Jahren andauernden Konflikte. Alexander Chmut berichtet: „Fast jeden Tag wird jemand verwundet oder getötet. Wir haben uns an diese Realität gewöhnt.“

Das Evangelium zu den Menschen bringen

 Der ERF unterstützt christliche Medienprojekte in der Ukraine und in Russland. Ihre Spende hilft uns, dies auch in dieser schwierigen politischen Lage weiter tun zu können.

Nicht nur das ERF Partnerteam in der Ukraine, auch das Partnerteam in Russland setzt auf Gelassenheit und Gottvertrauen. Bislang arbeiten die drei Teams in Belarus, Russland und der Ukraine eng zusammen. Viele ermutigende Sendungen laufen auch auf den jeweils anderen Sendern. Man hat ein gemeinsames Ziel: die Botschaft von Jesus über Medien zu den Menschen zu bringen. Daher hoffen alle Teams, dass ein größerer kriegerischer Konflikt noch abgewendet werden kann. Doch da sie kaum Einfluss auf die Politik in ihren Ländern nehmen können, konzentrieren sich auf ihren Auftrag – ermutigende christliche Programme zu gestalten.

Ähnlich hält es auch die Ukrainische Bibelgesellschaft. Aktuell hat sie den Vorsitz im „Gesamtukrainischen Rat der Kirchen und religiösen Organisationen“ inne und pflegt in diesem Kontext auch Kontakte zur Regierung. Auch die Ukrainische Bibelgesellschaft und der Rat der Kirchen setzen neben diplomatischen Gesprächen auf Gebet und die geistliche Unterstützung der Christinnen und Christen im Land. Letzte Woche Mittwoch fand in der Kiewer Sophienkathedrale eine Gebetsveranstaltung statt, an der auch Religionsgemeinschaften teilnahmen, die sonst selten zusammenarbeiten. Kirchen versorgen mit Unterstützung der Bibelgesellschaft Menschen in den Frontgebieten mit Bibeln, für die der Bedarf enorm gestiegen ist.

Die Ukrainische Bibelgesellschaft, die Kirchen im Land und unsere Partnerteams in der Region haben eins verstanden: Äußeren Frieden können sie den Menschen in der Ukraine nicht gewährleisten, aber sie können ihnen das Evangelium bringen und damit die Hoffnung auf Jesus, der ihnen neue Zuversicht in dieser belastenden Situation schenken kann. Daher mein Appell an Sie: Beten Sie mit uns für die Ukraine!

Gebetsanliegen für die Ukraine

  • Beten Sie dafür, dass sich die politische Situation nicht noch weiter verschärft und doch noch eine friedliche Lösung für den Konflikt gefunden wird.
  • Beten Sie, dass die Programme unserer Teams in der Ukraine, Russland und Belarus Menschen Hoffnung, Mut und Frieden geben und die Teams ihre Arbeit ohne Einschränkung weiter tun können.
  • Beten Sie um Weisheit für unsere Teams bei der inhaltlichen Gestaltung der Programme und dass sie passende Inhalte wählen, um zur Deeskalation der Lage beizutragen.
  • Beten Sie für alle Bemühungen von Kirchen und anderen christlichen Organisationen, Friedensgebete und Deeskalation zu fördern und das Evangelium zu den Menschen zu bringen.
     
 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

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