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/ Wort zum Tag

Politikern vertrauen?

Martin Knapmeyer über Psalm 146,3.

Verlasset euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen.

Psalm 146,3

Vor jeder Wahl kämpfen sie um unsere Stimme: die Politikerinnen und Politiker. Sie werben mit Argumenten für ihre Ziele und Vorhaben. Sie werben aber vor allem mit ihren Gesichtern darum, dass wir ihnen vertrauen. Gerade in einer Demokratie ist Vertrauen das Grundkapital aller Politiker.

Viele Menschen heute zögern, Amtsträgern Vertrauen zu schenken. Manche wollen überhaupt keinem Politiker mehr vertrauen.

Die biblische Losung der Herrnhuter Brüdergemeine scheint ihnen Recht zu geben: „Verlasst euch nicht auf Fürsten; sie sind Menschen, die können ja nicht helfen.“ So steht es in Psalm 146, Vers 3. Als der Psalm entstand, waren Fürsten vornehme Leute in Israel, Männer mit Macht, die etwas zu sagen hatten. So wie heute politische Amtsträgerinnen und Amtsträger.

„Verlasst euch nicht auf Fürsten …“ – gibt der Psalmbeter tatsächlich der Politikerverdrossenheit seine Stimme? Nein. Er begründet ja seine Warnung nicht mit falschem Verhalten der Fürsten, mit Machtgier oder Egoismus, sondern mit dem Argument: „Sie sind Menschen“ – und hebt damit auf ihre Sterblichkeit ab: „Wenn ihnen der Lebensatem ausgeht, kehren sie wieder zur Erde zurück. Dann ist es vorbei mit ihren Plänen.“ (Psalm 146,4, BasisBibel) So sagt er es im nächsten Psalmvers. Dieses Argument träfe auf alle Menschen zu. In der Logik des Psalmbeters dürfte man sich auf keinen Menschen verlassen, nicht auf Eltern, Ehepartner oder Freundin. Merkwürdig – wie ist das gemeint?

Ich verstehe die Worte des Beters als Mahnung: „Erwartet nicht zu viel von den Führenden in eurem Land! Ihre Fähigkeiten, euch zu helfen, sind begrenzt.“

In der Corona-Pandemie habe ich öfter gedacht: Bürgerinnen und Bürger erwarten zu viel von unseren Politikern. Für was sollten sie alles verantwortlich sein, für wie viele Probleme sollten sie Abhilfe schaffen! Sie sollten die Impfstoffe besorgen, die medizinische Versorgung sicherstellen, die Impfquote erhöhen – obwohl diese wesentlich von der Entscheidung der Einzelnen abhängt. Sie sollten aber auch die Wirtschaft retten, den Schulbetrieb unter völlig ungewohnten Bedingungen aufrechterhalten, ja die seelische Gesundheit der Bürger erhalten und sie vor familiären Konflikten schützen. Viele Erwartungen hat man zu Recht an sie gerichtet. Aber war es nicht zu viel verlangt, umfassende Rettung und Hilfe von ihnen zu erwarten – als ob sie für alles Gelingen und Scheitern der Menschen in der Krise verantwortlich wären?

In vielem können und müssen Politiker Gutes wirken und helfen – aber sie können unser Leben nicht in allem absichern und reparieren. Wer sein Glück und Wohl von ihnen abhängig macht, überfordert sie.

„Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott“, sagt der Psalmbeter (Ps 146,5). Gott ist der richtige Adressat unseres Vertrauens, wenn es um das Gelingen unseres Lebens als Ganzem geht. Ihm sollen wir uns anvertrauen mit allem, was uns belastet. Er kann helfen. Manchmal gebraucht er andere Menschen dazu, auch Politiker. Und oft schenkt er den Betenden Kraft, dass sie selbst ihre Probleme angehen und lösen – oder Leiden aushalten und Krisen durchstehen. „Wohl dem, … der seine Hoffnung setzt auf den HERRN, seinen Gott.“ (Ps 146,5)

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Kommentare (2)

Martina D. /

Ich finde es sehr fragwürdig, wenn Glaubensvertreter sich zu politischen Situationen äußern. Die Geschichte der Kirche ist uns hier kein gutes Vorbild. Aber in Gottvertrauen für unsere Lebensumstände zu beten, kann ich nur unterstützen, denn alles liegt in seiner Hand.

Christian K. /

Vielen Dank, ich wünschte mir, jeder in unserem Land sollte diese Botschaft höhren. Gott segne Dich Bruder Martin!