/ Wort zum Tag
Musikalische Klänge
Jens Brakensiek über Psalm 96,1.
Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!
„Musik wird störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden.“ So dichtete einst Wilhelm Busch. Das Problem ist also nicht neu. An der Musik scheiden sich allzu oft die Geister, auch in christlichen Gemeinden. Was die einen als schön, zeitgemäß und einladend empfinden, lässt die anderen die Ohren zuhalten. Die Empfindungen und damit die Gemüter prallen dann bisweilen aufeinander. Alles soll der Ehre Gottes dienen, aber zuletzt bleiben oft nur Missklänge übrig. Mich stimmt das vor allem traurig. Gott hat uns doch die Musik und den Gesang gegeben, um ihn zu loben, ihm die Ehre zu geben!
Ich selbst halte mich in Bezug auf den Musikgeschmack für relativ weitherzig. Aber bei Zwölftonmusik oder Heavy Metal schwingt sich auch mein Inneres zu keinem Gotteslob mehr auf. Und auch in für mich verträglichere Melodien komme ich, je älter ich werde, nicht mehr so schnell rein wie früher. Wir sind Menschen und haben alle unsere Grenzen. Was also tun? Wie füllen wir das Psalmwort gemeinsam und von ganzem Herzen mit Leben: „Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN, alle Welt!“
„Da hört ihr es doch!“ rufen die einen, „mit neuen Liedern, nicht mit den alten Chorälen, die kein Mensch mehr versteht, und auch nicht mit abgestandenen Pietistenwalzern!“ - „Ach was“, antworten die anderen, „mit ‚neu‘ ist nicht das Erscheinungsjahr der Melodie gemeint, sondern die Echtheit der Herzensbewegung, die Lebendigkeit des Glaubens. Und alle paar Jahre ein ganzes Liederbuch mit neuen Liedern, wer soll da noch mitkommen?“
Nein, eine Patentlösung habe ich nicht. Aber bei einem Mitarbeitertreffen wurde kürzlich ein verheißungsvoller Gedanke zu dem Problem geäußert: Über unseren Geschmacksschatten können wir nicht einfach springen, aber vielleicht hilft es ja, ein mir fremdes Lied als das Lieblingslied eines Bruders oder einer Schwester im Glauben zu entdecken? Dadurch wird mir das Lied vermutlich nicht mehr liegen als vorher. Aber ich finde vielleicht doch einen Zugang dazu. Und dann könnte sich das Herz vielleicht auch jenseits meines Geschmacks ein wenig bewegen, oder?
Gesang ist doch etwas so Wunderbares! Wo sonst klingen so viele Stimmen so harmonisch zusammen? Wie sonst können alle das Gleiche aussagen und im Einklang miteinander sein? Ein gemeinsamer Rhythmus, eine Melodie, in Harmonie und mit gleichlautenden Worten. Und das alles ohne Zwang und mit großer Freude. Das ist ein wahres Gottesgeschenk und ein Wunder! Wo Glaube lebendig und Gott gegenwärtig ist, da erhebt sich die Seele zum Lob und findet vor allem Ausdruck in Musik und Gesang. Gott hat diese Welt geschaffen. Gott liebt uns und vergibt uns durch Jesus unsere Verfehlungen. Er nimmt uns an, wie er uns schuf. Wenn das keine Gründe sind, Gott zu loben!
Und noch eins: Alle Welt soll Gott loben! Also nicht nur eine im bürgerlichen Milieu geprägte Gemeinde Mitteleuropas, egal ob mit Beat oder Bach, sondern auch die asiatische Großstadtgemeinde, die Trommelklänge der Aborigines, die Gospelkirchen in den USA, der Rhythmus und die Harmonien Afrikas und so weiter und so fort! Erst diese Vielfalt bringt das ganze Lob zum vollen Klang. Ich lade Sie ein, diese Fülle zu entdecken, in der unsere Stimme mit den eigenen Gaben und Grenzen nur ein Teil des Ganzen ist - zur Ehre Gottes!
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Bin 62, davon noch nicht ganz 40 Jahre entschiedene Christin. Im Laufe der Jahre habe ich christliche Lieder aus verschiedenen Zeiten und Kulturen kennen- und schätzen gelernt. Mir gefällt die Idee, … mehrmal mein Vorurteil abzulegen, anzuhören, was Bruder oder Schwester mag. Vielleicht werde ich noch Fan oder kann zumindest nachvollziehen, warum es der anderen Person viel bedeutet.
Heavy Metal Fan bin ich nicht gerade vor allem wegen der zumeist düsteren Texte. Trotzdem wurde ich neugierig, als ich im vergangenen Jahr während meiner mittelgradigen depressiven Episode in Youtube "meine" Lobpreislieder aufrief und mir ein mir unbekannter christlicher Musiker angezeigt wurde: - Metal Singer performs "Amazing Grace" - .
Viele Interpretationen des weltbekannten Titels waren mir zu süßlich. So war ich gespannt und habe es nicht bereut. Dan Vasc ist ein Brasilianer mit umfassender Gesangsausbildung. Er hat eine unglaubliche Range seiner Stimmlagen. Seine Version des Liedes war für mich nicht nur unglaublich schön, sondern hat mich trotz meiner Depression tief unter den Lagen von seelischer Ertaubung und Erstarrung erreicht, weil ich ihm den Text als Bekenntnis abgenommen habe: Durch die Kraft der Stimme und die allmähliche Steigerung von "normalem Gesang/Musik" zu Anfang bis Heavy Metal nach der Mundharmonikaeinlage - wow - wie sehr hat unser HERR mich gesegnet mit Ermutigung und Trost. :-) Einfach mal selber anhören? LG
Dankeschön für diese " Auslegung " , Betrachtung .....
Ja, ich tue mich oft schwer mit allzu neuen , modernen Lobpreis Liedern .....Doch die Mischung macht es ....und es ist ja zur EHRE ,ZUM LOB … mehrGOTTES ...das ist wunderbar ....
Dankeschön !
Alles Gute und Gottes Segen!
Herzlich grüßt Bettina aus Oberbayern ....
P.S.ich singe sehr gerne ....ob bei uns om Kirchenchor , Hauskreis oder zu Hause ....immer Gott zur Ehre ...uns zur Freude und zum Heil.
Amen.