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Barmherzigkeit – es gibt sie noch

Manfred Bletgen über Hebräer 4,16.

Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.

Hebräer 4,16

Es war an einem regnerischen Novembermorgen im dicksten Berufsverkehr auf der Straße in die Innenstadt. Drei Fahrzeuge vor mir ein Verkehrsbus der gerade noch bei gelb über die Kreuzung fuhr und in einer Bushaltebucht anhielt. Es gab rasch einsteigende Leute.

Da sah ich einen jungen Mann im Sprintertempo, in der einen Hand seinen Laptop, mit der anderen Hand versuchte er, dem Busfahrer zu winken, doch dieser fuhr nach dem Einstieg der Leute ab. Der Sprinter stand da nach vorne gebeugt, schwer atmend. Er tat mir leid. Ich fuhr in die Bushaltebucht, winkte dem jungen Mann. Öffnete die Beifahrertürscheibe und fragte ihn: „Kann ich Ihnen helfen? Wohin wollen Sie?“ Er müsse zum Hauptbahnhof, sagte er. Ich sagte: „Steigen Sie ein, das ist für mich nur ein kleiner Umweg."

Noch etwas atemlos erklärte er mir, dass er den ICE nach Mannheim nicht verpassen dürfe. Er studiere Maschinenbau und müsse sich für eine Praktikumsstelle vorstellen. Den Wecker hatte er nicht gehört. Inzwischen waren wir zügig durch den Verkehr gekommen. Nach seiner App waren wir 15 Minuten früher am Bahnhof als der Bus. „Echt cool. Perfekt.“, war sein Kommentar.

Er bedankte sich mit den Worten: „Dann gibt es sie also doch noch, die Barmherzigkeit.“ Ich lachte und sagte: „Das steht schon in der Bibel: ‚Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.‘“ Er lachte und verschwand im Bahnhofsgebäude.

In einer „Jeder-für-sich-Gesellschaft“, in der wir in unserer Zeit gerade leben, sind diese kleinen Zeichen der Barmherzigkeit für viele Menschen sehr wichtig. Das Gefühl zu bekommen, mein Leben wird wertgeachtet. Ich bin nicht nur ein Rädchen im Laufe meiner Lebensläufe. Unzählige Menschen strampeln sich am heutigen Tag ab, um den Ansprüchen, in denen sie leben, zu entsprechen. Doch Perfektionismus macht das Leben schwer. Ein Mensch, der nach Perfektionismus strebt, steht unter Strom. Setzt sich selber unter Druck, ist ständig außenorientiert. Ein Perfektionist wird unbarmherzig mit sich selbst. Es muss alles picobello sein. Doch so geht das Leben nicht. Es gibt auf dieser Welt nur fehlerhafte Menschen. Es gibt keine anderen. - Aber es sind die Menschen, die Gott liebt.

Die Bibel beschreibt eine Perspektive: Weil Gott Menschen liebt, können wir in der Zuversicht leben, dass wir von Gott Gnade und Barmherzigkeit empfangen werden. Das befreit einen Menschen zum Leben. Der Druck ist weg. „Gott der Liebhaber des Lebens“. So beschreibt es der König Salomo.

Gott interessiert die Zukunft, nicht die Vergangenheit. Das ist der Ausdruck seiner Gnade und Barmherzigkeit.

Gnade und Barmherzigkeit kann man nicht erwerben, kaufen, es gibt sie wirklich nur geschenkt. Und zwar in Jesus Christus. So wie es im Hebräerbrief, Kapitel 4 formuliert wird:

„Darum lasst uns freimütig hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf dass wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden und so Hilfe erfahren zur rechten Zeit.“

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Kommentare (3)

Stefan K. /

Kurzum, einfach klasse, soo wertvoll, so ansprechend. Eigentlich wollte ich in etwa zu diesem Thema heute einen Beitrag in unserer Gruppe schreiben; das kann mir getrost sparen, ich poste einfach diesen Link
Ganz herzlichen Dank

Elvira /

Das ist eine wirklich schöne Geschichte. Sehr ermutigend zu hören, dass es auch unter den größtenteils Ich-bezogenen Christen in diesen Zeiten noch Exemplare gibt, die nicht nur sich selbst leben, mehr

Silvia /

Sehr gut! Vielen Dank! Das ist praktisch gelebter Glaube...; Barmherzigkeit ist wirklich etwas Wunderbares und sollten wir als Christen leben (lernen)@@@, Danke!