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Satan und das Okkulte

Glaubens-FAQ / Lesezeit: ~ 15 min

Autor/-in: Hanna Willhelm

Satan und das Okkulte

Es klingt wie eine klassische Filmhandlung: Der Gute kämpft gegen den Bösen. Gibt es auch in der Wirklichkeit eine dunkle Macht – einen Gegenspieler Gottes?


Ralph Fiennes, Darsteller des bösen Lord Voldemort in den Harry Potter Filmen, glaubt nicht an das absolut Böse in personifizierter Form. Er geht stattdessen davon aus, dass das Böse in jedem von uns steckt: „Das Beängstigende am Bösen ist doch, dass es zu unseren menschlichen Potenzialen gehört. Ich habe gerade von einem mexikanischen Drogengangster gelesen […]. Er tut schreckliche Dinge, und doch hat er eine Familie, die ihn liebt und die er liebt. Das nenne ich gegensätzliche menschliche Potenziale. Wir können wählen.“1

Der Schauspieler dürfte mit seiner Meinung ausdrücken, was die meisten Menschen und auch viele evangelische Theologen im westlichen Kulturkreis heute glauben: Den Teufel als eine wie auch immer geartete eigenständige böse Macht gibt es nicht. Es gibt lediglich moralisch falsche Entscheidungen, die zerstörerische Auswirkungen für den Einzelnen oder die Gesellschaft haben.2

Diese Sichtweise ist nachvollziehbar, sie wirft aber auch Fragen auf. Lassen sich akribisch vorbereitete Massenmorde oder die weltweite Sex-Versklavung von tausenden Frauen zum Beispiel rein psychologisch und soziologisch schlüssig erklären? Stehen wirklich nur fehlgeleitete Einzelgänger hinter dieser Maschinerie des Bösen oder gibt es ein diabolisches Wesen, das gezielt Menschen zu zerstören versucht? Denn wenn das Böse nur eine abstrakte Idee wäre, hätte es wohl kaum die Macht, einen solchen Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Handeln zu nehmen.
 

Das Böse – seine Machtposition nach biblischer Darstellung

Liest man biblische Texte, fällt auf, dass der Mensch zwar sehr wohl für unmoralisches Verhalten verantwortlich gemacht wird, die Ursache dafür aber nicht nur in ihm selbst oder den Umständen gesehen wird. Stattdessen wird eine wesenhafte Macht beschrieben, die bewusst auf Menschen einwirkt und durch die das Böse erst Teil des Lebens wurde: Satan und die Dämonen3  (1. Mose 3Hiob 1,6-12Daniel 10,10-14Epheser 6,12). Dieses Welt- und Menschenbild wird erstaunlicherweise auch und vor allem in den Evangelien deutlich: Jesus rechnet mit einem personalen Versucher und befreit Menschen von bösen Geistern (Lukas 4,1-13+31-37). 

Allerdings sind die biblischen Autoren sehr zurückhaltend, was Details über diese Kräfte angeht. Über den Ursprung Satans und seiner Dämonen lässt sich sehr wenig sagen. Am gängigsten ist die Annahme, dass sie ursprünglich Engel waren, die aus Hochmut und Geltungssucht gegen Gott rebellierten (vgl. 2. Petrus 2,4,  Judas 6). Sie wandten sich von Gott ab und waren nicht mehr bereit, ihm zu dienen. Das gilt insbesondere für Satan, der darüber hinaus zum Verführer der Menschen wurde. Weil sich die Menschen von ihm verführen ließen, hat Satan auch eine Art rechtlichen Anspruch auf sie. Dieser hört jedoch in dem Moment auf, in dem sich ein Mensch von Gott ein neues, geistliches Leben schenken lässt (Römer 5-81. Johannes 3,8).

Und noch eine weitere Sache wird unmissverständlich deutlich: Der Teufel ist Gott nicht ebenbürtig. Wohl hat er eine gewisse Autonomie und Autorität, insbesondere da, wo Menschen sie ihm bewusst oder unbewusst einräumen. Aber er kann nicht machen, was er will (Hiob 1,12). Auch Jesus ist Satan und den dämonischen Kräften überlegen und gibt seinen Jüngern ebenfalls Vollmacht über sie (Matthäus 12,22-29Markus 3,13-15).

Durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz und seine Auferstehung schafft Christus zudem die Grundlage für die Entmachtung des Bösen (Kolosser 2,15Offenbarung 1,18). Eines Tages wird der Böse schließlich völlig vernichtet werden, so dass er in der zukünftigen Schöpfung Gottes keinen Schaden mehr anrichten kann (2. Petrus 2,4Judas 6Offenbarung 20,7-10).

Zwischen diesen Eckpunkten – die Verführung des Menschen durch den Teufel und dessen Verurteilung – spielt sich nach christlichem Verständnis die ganze Weltgeschichte ab. Nach wie vor versucht der Böse so viel Zerstörung anzurichten, wie ihm möglich ist. Auf der anderen Seite nimmt der Herrschaftsbereich Gottes im Herzen und durch die Taten jedes einzelnen Gestalt an, der an ihn glaubt und ihm vertraut. Genau das versucht der Teufel jedoch zu verhindern. Wie geht er dabei vor?
 

Das Böse  sein Wesen

Die Bibel legt ihren Schwerpunkt darauf, Gott und sein Wesen zu offenbaren. Über die teuflisch-destruktiven Machenschaften berichtet sie nicht ausführlich. Einige Wesensmerkmale und typische Handlungsweisen des Bösen lassen sich jedoch erkennen. Sie helfen dabei, sich vor seinen Angriffen und Täuschungsversuchen zu schützen.

Die Bibel legt ihren Schwerpunkt darauf, Gott und sein Wesen zu offenbaren.

 

Der Versucher

Die erste „Amtshandlung“ Satans in der Bibel besteht darin, Menschen zu versuchen und sie von Gott wegzubringen (1. Mose 3). Mit seinem „Sollte Gott wirklich gesagt haben?“ stellt er Gottes Handeln und sein Wesen in Frage: Vielleicht gibt es ja noch einen anderen Weg, um glücklich zu sein? Vielleicht ist es nicht so schlimm, wenn ich Gottes Gebote missachte?

Jesus erlebte zu Beginn seines öffentlichen Wirkens eine direkte Konfrontation dieser Art: Er hatte auf Nahrung verzichtet, um eine intensive Zeit mit Gott zu haben. In einer solchen Situation scheint der Gedanke an Essen verlockend. Der Teufel nutzt dieses Hungergefühl aus und stellt gleichzeitig Jesu Identität in Frage: „Da trat der Versucher an ihn heran und sagte: ‚Wenn du Gottes Sohn bist, dann befiehl, dass diese Steine hier zu Brot werden!‘“ (Matthäus 4,1-3) Auf den ersten Blick sieht es aus, als ob der Teufel Jesus helfen möchte, seine Bedürfnisse zu erfüllen. Indirekt geht es ihm jedoch darum, Jesus aus seiner engen Beziehung zu Gott und seiner Abhängigkeit von ihm herauszureißen. 

Dieses Ziel verfolgt Satan bei jedem Menschen, indem er versucht Einfluss auf seine Entscheidungen, seine Gefühle und sein Handeln zu nehmen. Er sucht nach Wegen, um den Einzelnen dazu zu bringen, entweder gegen Gottes Anweisungen zu handeln, Gott in Frage zu stellen oder ihm nicht zu vertrauen. Dass Menschen dadurch in ihr eigenes Verderben rennen, nimmt er willentlich in Kauf (Offenbarung 13Offenbarung 20,7-15).
 

Ein Mörder und Lügner

Was sich wie starker Tobak anhört, sind Begriffe, mit denen Jesus selbst den Bösen charakterisiert: „Er war von Anfang an ein Mörder und stand nie auf dem Boden der Wahrheit, weil es in ihm keine Wahrheit gibt. Wenn er lügt, redet er so, wie es seinem ureigensten Wesen entspricht; denn er ist ein Lügner, ja er ist der Vater der Lüge.“ (Johannes 8,44) Wer lügt, verdreht die Wahrheit, um sich selbst Vorteile zu verschaffen oder um andere zu täuschen. Wer mordet, zerstört Leben.

Beides trifft auf Satans Handeln zu: Durch Lügen versucht er, Menschen davon abzuhalten, Gott zu erkennen, ihn zu lieben und zu tun, was er möchte. Viele der Pharisäer konnten der Botschaft von Jesus zum Beispiel nichts abgewinnen, weil sie zugelassen hatten, dass der Teufel ihre Wahrnehmung und ihr Verstehen geprägt hatte (Johannes 8,37-45; vgl. Matthäus 13,1-232. Korinther 4,4). Als Mörder agiert der Teufel mal offensichtlich durch Dinge wie Missbrauch, Kriege oder Hass. Ein anderes Mal geht er subtiler vor und quält Menschen durch Verzweiflung oder fehlendes Selbstwertgefühl.4

Satan versucht durch Lügen Menschen davon abzuhalten, Gott zu erkennen, ihn zu lieben und zu tun, was er möchte.

 

Auch Christen sind von den Lügengespinsten des Teufels nicht gefeit. Bei ihnen versucht er, durch Irrlehre ein falsches Bild von Gott zu erzeugen, was einen kranken oder einseitigen Glauben zur Folge haben kann (1. Timotheus 4,1). Und auch ihnen gegenüber zeigt er sich als Mörder, der es auf die Unterdrückung und Vernichtung der Gemeinde abgesehen hat (1.Petrus 5,8Offenbarung 2,10).
 

Engel des Lichts

Wären diese satanischen Machenschaften offensichtlich, würden sich wohl die wenigsten Menschen willentlich täuschen lassen. Das Problem ist jedoch, dass der Teufel oft mit einer freundlichen Maske auftritt, die nicht vermuten lässt, dass sich dahinter seine hässliche Fratze verbirgt. Der Apostel Paulus nennt Satan deswegen einen Engel des Lichts, d.h. er tarnt sich als ein Diener Gottes, obwohl er es nicht ist (2. Korinther 11,14). Das, was er bringt, ist scheinbar gut. Aber bei näherem Hinsehen entpuppt es sich doch als Lüge, die dem Menschen schadet und ihm in seiner Beziehung zu Gott in die Quere kommt.
 

Der Böse – unser Umgang mit ihm

Satan versucht also aktiv, Menschen negativ zu beeinflussen und ihr Vertrauen in Gott zu zerstören. Da liegt der Gedanke nahe, ihn hinter jedem schrecklichen Ereignis, hinter jeder Krankheit oder jedem Glaubenszweifel zu vermuten. Außerdem stellt sich die Frage, wie ich als Christ mit dieser Realität umgehe.

Sitzt Satan wirklich hinter jedem Busch, der bedrohlich aussieht? Die biblischen Berichte beschreiben zwar den grundsätzlichen Einfluss des Bösen und benennen ihn vereinzelt als direkte Ursache (vgl. Hiob). Oft bleiben die Hintergründe aber auch verborgen oder es wird lediglich gezeigt, wo Menschen falsche Entscheidungen getroffen haben und welche Konsequenzen das hatte. Es ist in den meisten Fällen also nicht unsere Aufgabe, Ursachenforschung zu betreiben, um mögliche dämonische Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Stattdessen sind Christen dazu aufgefordert, sich auf Gott zu konzentrieren und die Beziehung zu ihm zu vertiefen.

Paulus gibt in seinem Brief an die Epheser diesbezüglich den bildlichen Rat, sich eine Waffenrüstung anzulegen, damit Satan und seine Mächte dem eigenen (Glaubens-)Leben keinen Schaden zufügen können (Epheser 6,10-18). Die meisten der genannten Rüstungsteile konzentrieren sich darauf, Gottes Wesen, seine Sicht auf mein Leben und seinen Auftrag für mich besser zu verstehen und umzusetzen. Die einzige Angriffswaffe ist das Wort Gottes, das mit dem Schwert verglichen wird (vgl. Matthäus 4,1-11).

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist der Gehorsam Gott gegenüber. Ich kann nicht erwarten, dass Gott mich vor den Versuchungen des Teufels schützt, wenn ich mich ihnen willentlich ausliefere. Der Apostel Jakobus ist hier in seinen Anweisungen an die Christen sehr klar: „Ordnet euch daher Gott unter! Und dem Teufel widersteht, dann wird er von euch ablassen und fliehen.“ (Jakobus 4,7; vgl. Jakobus 1,12-15).

Darüber hinaus gilt aber vor allem: Christen gehören zu Jesus und haben damit bereits jetzt Anteil an seinem Sieg über Satan. Sie brauchen keine Angst vor ihm haben, auch wenn sie noch in der geistlichen Auseinandersetzung zwischen Gott und den finsteren Mächten stehen (1. Johannes 4,1-6).

Wie sieht das konkret aus? Stellen Sie sich folgende Situation vor: In Ihrer Ehe kriselt es. Da treffen sie auf Facebook einen Studienfreund wieder, mit dem Sie früher gerne zusammen waren. Anfänglich tauschen Sie sich nur darüber aus, was Sie gerade beruflich machen. Doch mit der Zeit wird der Kontakt intensiver. Sie merken, dass Sie sich zu der Person immer stärker hingezogen fühlen. Ihr Partner verliert hingegen an Attraktivität.

Als Ihnen das bewusst wird, leuchtet in Ihrem Kopf eine Alarmlampe auf. Wenn Sie dieses Warnsignal ernst nehmen, dann bitten Sie Gott vielleicht, Ihnen zu helfen, die Dinge wieder in der richtigen Perspektive zu sehen. Außerdem entschließen Sie sich, den Kontakt vorerst zurückzufahren und stattdessen das ehrliche Gespräch mit Ihrem Partner zu suchen. So nehmen Sie der Gefahr eines Ehebruchs den Wind aus den Segeln, ohne zu wissen, ob daran einfach nur die äußeren Umstände schuld waren oder ob bewusst eine Kraft gegen Sie gearbeitet hat.
 

Okkulte Belastungen

Doch wie sieht es aus, wenn sich Menschen durch okkulte Praktiken bewusst oder unbewusst dem Machtbereich Satans öffnen? Gewinnt er dann Einfluss auf sie oder kann sie gar beherrschen? In Europa herrscht diesbezüglich Skepsis. Zwar berichtet die Presse immer wieder von Gräueltaten, die Menschen angeblich im Auftrag Satans vollzogen haben.5  Psychologen warnen davor, die Dienste von esoterischen Heilern in Anspruch zu nehmen, weil sie Angstzustände auslösen können.6 Insgesamt wird jedoch oft versucht, diese Phänomene psychologisch zu deuten.7

In animistisch oder spiritistisch geprägten Kulturen gehen die Menschen anders mit derartigen Erscheinungen um. Sie rechnen mit der Existenz von Geistern und versuchen, ihre Macht für den Alltag zu nutzen.8 Durch Rhythmusinstrumente versuchen sie Kontakt zu ihnen aufzunehmen, Opfergaben sollen die Geistwesen günstig stimmen. Zauberriten werden ausgeführt, um ihre außergewöhnlichen Kräfte anzuzapfen. Hier wird beispielhaft deutlich, wie es aussehen kann, wenn sich ein Mensch auf okkulte Praktiken einlässt. Letztlich geht es darum, mit übersinnlichen Kräften in Kontakt zu kommen und auf ihr Wissen oder ihre Fähigkeiten zuzugreifen.

In Deutschland wäre das entsprechende Beispiel der regelmäßige Besuch beim Wahrsager, mit dessen Hilfe man in die Zukunft sehen möchte (vgl. 5. Mose 18,9-15). Die Begleiterscheinungen, die Missionare bei Menschen indigener Kulturen beobachten, zeigen beispielhaft auch, was die Folgen dieser Begegnungen mit der unsichtbaren Welt sind: Bei einer Umfrage unter Angehörigen eines brasilianischen Indianerstammes gaben 74%  an, unter massiven Angstzuständen zu leiden. 48% der Befragten berichteten über Spukerscheinungen, 37% hatten Gedanken der Gotteslästerung und 35% verspürten den Drang, sich selbst umzubringen.9

Diese und ähnliche Beobachtungen decken sich mit den biblischen Berichten, die von einer Belastung oder gar Besessenheit durch unsichtbare Mächte sprechen und diese von gewöhnlichen Krankheiten unterscheiden (Lukas 4,40f). Die Evangelien berichten weiter, dass Jesus und seine Nachfolger solche Menschen geheilt haben (Matthäus 8,28-34Markus 1,21-27Apostelgeschichte 16,16-18). Seelsorger und Missionare machen auch heute die Erfahrung, dass Menschen durch den Glauben an Jesus von solchen Bindungen frei werden. Wichtig ist dabei allerdings immer auch, dass ein Betroffener einen radikalen Schnitt zieht und mit den Praktiken aufhört, die ihn mit den dunklen Mächten in Berührung gebracht haben (Apostelgeschichte 19,11-20).10

Wer den Verdacht hat, betroffen zu sein, sollte einen erfahrenen Seelsorger aufsuchen und gegebenenfalls einen gläubigen Arzt oder Therapeuten um Hilfe bitten. Im Gespräch mit ihnen kann geklärt werden, ob tatsächlich eine okkulte Belastung vorliegt oder ob es sich um physische oder psychische Symptome handelt.
 

Was ist mit Yoga, Horoskopen und Co?

Für Christen stellt sich in diesem Zusammenhang oft auch die Frage, wie bestimmte Praktiken oder Heilverfahren einzustufen sind: Schadet es meinem Kind, wenn es im Sportunterricht bei Yogaübungen mitmacht? Öffne ich mich bereits satanischen Kräften, wenn ich aus Neugierde ein Horoskop gelesen habe?

Überraschenderweise sind diese Fragen nicht neu. Das macht der Rat von Paulus an die Gemeinde in Korinth deutlich. Die Christen der dortigen Gemeinde fragten sich, ob sie Fleisch essen dürfen, das den Götzen geweiht war. Nur ein Teil dieses Fleisches wurde bei Opferfeiern verbrannt, das Übrige wurde auf dem Markt verkauft. Die Gläubigen hatten Angst, sich dem Einfluss von Dämonen auszusetzen, wenn sie von diesen Resten wissentlich oder unwissentlich aßen.

Der Apostel schreibt daraufhin der Gemeinde, dass vom Verzehr des Fleisches keine Gefahr ausgeht. Er begründet das damit, dass dieses Fleisch zu den guten Dingen gehört, die Gott geschaffen hat. Als solches bleibt es ein Lebensmittel, das bedenkenlos gegessen werden kann, selbst wenn es heidnischen Götzen geweiht war. Paulus schließt mit dieser Argumentation aus, dass sich ein Christ automatisch den dunklen Mächten öffnet, wenn er wissentlich oder unwissentlich mit ihnen in Berührung kommt. Allerdings macht er für diese grundsätzliche Erlaubnis zwei Einschränkungen: Wer es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, sollte besser nicht von dem Fleisch essen. Es würde ihn zu sehr beunruhigen.

Außerdem soll der Einzelne nach Möglichkeit auch auf das Gewissen seiner Mitchristen Rücksicht nehmen. Zum anderen warnt er davor, den Götzenopferdienst an sich auf die leichte Schulter zu nehmen. Eine Teilnahme daran ist für Paulus tatsächlich ausgeschlossen, weil man dadurch den Glauben an Jesus mit dem dahinter stehenden, heidnischen Glaubenssystem vermischen würde (1. Korinther 10,14-33).

Übertragen auf heute bedeutet das: Weder die Teilnahme an Yogaübungen noch das Lesen eines Horoskopes führt per se zu einer okkulten Belastung. Es kommt vielmehr darauf an, ob ich mich auf das dahinterliegende Weltbild einlasse und mir davon Hilfe verspreche. Wo das geschieht und wo ich die entsprechende Weltsicht mit meinem christlichen Glauben vermische, stehe ich tatsächlich in der Gefahr, mich auf dunkle Mächte einzulassen. Auch wer sich unsicher ist oder kein ruhiges Gewissen hat, sollte auf entsprechende Übungen verzichten oder die Seite mit dem Horoskop links liegen lassen.

Insgesamt brauchen Christen sich aber nicht ängstlich überlegen, ob oder wo der Teufel in ihrem Leben wirken könnte. Stattdessen dürfen sie sich darauf verlassen, dass Gottes Kraft in ihnen stärker ist als diejenige des Durcheinanderbringers (1. Johannes 4,4).

Christen brauchen nicht ängstlich überlegen, ob oder wo der Teufel in ihrem Leben wirken könnte. Sie dürfen sich darauf verlassen, dass Gottes Kraft in ihnen stärker ist als diejenige des Durcheinanderbringers.

 

Fazit

Es bleibt für Christen eine Herausforderung, mit der Macht des Bösen zu rechnen und damit umzugehen, ohne sich andererseits ängstlich darauf zu fokussieren. Des Weiteren ist es eine Herausforderung, die biblischen Berichte über die Existenz Satans in einem Umfeld ernst zu nehmen, in dem der Teufel und böse Mächte höchstens noch in Märchen, bei Halloween und auf Faschingsveranstaltungen auftauchen.

Zwei Aussagen der evangelikal ausgerichteten Lausanner Bewegung helfen, in dieser Spannung die richtige Balance zu finden. Sie sollen auch abschließend das Gesagte zusammenfassen: Zum einen werden die Christen der westlichen Länder dazu aufgefordert, die Erfahrungen, die Kirchen in Schwellenländern und Länder der Dritten Welt mit dämonischen Mächten machen, ernst zu nehmen und die Existenz des Bösen neu zu bedenken. Zum anderen wird betont, dass die Lehre über geistliche Konflikte nicht dazu führen darf, dass wir den Teufel so sehr fürchten, dass wir darüber das Vertrauen in Jesu Sieg und in Gottes schützende Macht verlieren.11


1 DIE ZEIT, „Das Böse ist nur eine Idee. Ein Gespräch mit Ralph Fiennes über seine Rolle als Voldemort in der Harry-Potter-Verfilmung „Die Heiligtümer des Todes“, Nr. 29/2011 

2 Das war nicht immer so: Von den ersten Christen bis hin zu Martin Luther rechnete man mit der Existenz eines personalisierten bösen Wesens und seinen Angriffen auf den Menschen. Mit der Aufklärung und einem zunehmend materialistischen Weltbild galt diese Ansicht mehr und mehr als naiv. Harmlose Teufelsdarstellungen und Aberglaube auf der einen Seite und Gräueltaten wie die Hexenprozesse andererseits führten dazu, dass die kirchliche Lehre über einen Teufel nicht mehr glaubwürdig schien oder verharmlost wurde. Schließlich wurde die Existenz von dämonischen Kräften gänzlich geleugnet. (Vgl. Hans Rohrbach in „Mit dem Unsichtbaren leben. Unsichtbare Mächte und die Macht Jesu“ R.Brockhaus Verlag, Wuppertal 1976, S. 19 und Heinrich Christian Rust in „Und wenn die Welt voll Teufel wär … Christen in der Auseinandersetzung mit dunklen Mächten“ Gerth Medien, Asslar 2002, S. 20ff)

Das hellenistische Judentum und das Christentum verstehen unter Dämonen und unreinen Geistern zumeist diejenigen Engel, die sich mit Satan zusammen von Gott abgewandt haben (vgl. Offenbarung 12,7-9). Vgl. T. Paige, Demons and Exorcism in Dictionary of Paul and his letters, G. F. Hawthorne/ R. P. Martin/ D. G. Reid (Hrsg.), Intervarsity Press, USA, 1993

Damit soll nicht ausgesagt werden, dass Menschen mit Selbstzweifel okkult belastet sind! Die Taktik Satans besteht hier „lediglich“ darin, falsche Vorstellungen und Gedanken in einer Gesellschaft oder im Denken des Einzelnen zu fördern. Ein übertriebenes Leistungsdenken – das oft für ein fehlendes Selbstwertgefühl verantwortlich ist – steht zum Beispiel nicht im Einklang mit dem biblischen Menschenbild. Satan kann diese falschen Ideale indirekt nutzen, um Menschen daran zu hindern, das Leben im Sinne Gottes zu entdecken und zu gestalten.

5 Vgl. den sogenannten Satansmord von Witten (http://de.wikipedia.org/wiki/Mordfall_von_Witten); Stand: 15.04.15; 11:20 Uhr

6 Vgl. “Depression mit Engeln” aus Zeit Online (http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-Seelenpfuscher); Stand: 15.04.15; 11:20 Uhr

7 Vgl. das Online-Lexikon der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zum Stichwort Okkultismus (http://www.ezw-berlin.de/html/3_185.php); Stand: 15.04.15; 11:20 Uhr

Allerdings gehen die meisten nicht davon aus, dass sie sich dabei dämonischen Mächten öffnen.

Vgl. Karl und Grete Ortlieb, Die Mbya-Indianer in Paraguay, VTR Verlag, Nürnberg 2001, Anhang 1. Karl Ortlieb berichtet auch von folgendem Erlebnis: Er sollte für einen sterbenden Schamanen beten, der entsetzliche Angst hatte. Nach dem Gebet sagte ein anderer Medizinmann: ‘Mensch, die fliegen ja alle!‘ Vorsichtig und leise fragte Karl unseren Begleiter, wer oder was da fliege. Er schaute ihn ein wenig mitleidig an, weil er so schwer von Begriff war, und sagte dann, dass die Geister, die das ganze Haus erfüllt hatten, bei dem einfachen Gebet davon geflogen wären.“ (a.a.O.; S. 175)

10 Vgl. Ortlieb, a.a.O., S. 188ff.

11 “We particularly call the churches in the West to listen more carefully to the churches in the Two Third World and join them in a serious rediscovery of the evil.“ und “Any teaching on spiritual conflict that leads us to fear the Devil to such an extent that we lose our confidence in Christ's victory over him and in God's sovereign power to protect us must be rejected.” Aus: Deliver us from evil. Consultation Statement. Lausanne Movement, Nairobi 2000 (http://www.lausanne.org/content/statement/deliver-us-from-evil-consultation-statement); Stand: 15.04.15, 11:25 Uhr

 Hanna Willhelm

Hanna Willhelm

  |  Redakteurin

Hanna Willhelm ist Theologin und Redakteurin im Bereich Radio und Online. Sie ist fasziniert von der Tiefe biblischer Texte und ihrer Relevanz für den Alltag. Zusammen mit ihrer Familie lebt die gebürtige Badenerin heute in Wetzlar und hat dabei entdeckt, dass auch Mittelhessen ein schönes Fleckchen Erde ist.