16.11.2025 / Buchauszug
Wortschönheit
Antje Sabine Naegeli ermutigt dazu, die Schönheit und Kraft von Worten neu zu entdecken. Ein Buchauszug aus „Schönheit lädt uns ein“.
Antje Sabine Naegeli ist Theologin und Psychotherapeutin. In ihrem Buch „Schönheit lädt uns ein“ öffnet sie in kurzen Texten den Blick für verschiedene Formen von Schönheit. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung des Brunnen Verlages einen Auszug aus dem Buch.
Können Worte Schönheit ausstrahlen? Die Sprache in unserer Gesellschaft ist seit Jahren derber und kälter geworden. Wir erleben eine Entwürdigung und Entleerung unserer Sprache.
Worte aber haben eine Wirkung, sie hinterlassen Spuren in uns. Wer durch sie nachhaltig verletzt wurde, hört womöglich noch Jahre später mit dem inneren Ohr, was ihm Schmerz zugefügt hat. Worte stecken dann wie giftige Pfeile im Herzen. Das gilt auch für unsere Selbstgespräche, die wir führen. Prüfen wir einmal, ob wir uns herabsetzen, uns entwerten oder ob wir freundliche, verständnisvolle Worte für uns finden.
Wann sind Worte schön?
Gute Worte haben eine heilsame Kraft. Sie können uns stärken, aufbauen und ermutigen. Koseworte etwa haben eine tiefe Schönheit, bergen Zärtlichkeit. Wenn wir sie empfangen haben in frühen Jahren, können sie ein Leben lang nachklingen. Wie unendlich schön ist ein Liebeswort, ein Wort der Anteilnahme, des Verstehens.
Es ist hilfreich und gut, auf unsere Sprache zu achten. Wir können Gott um Worte bitten, die anderen oder auch uns selbst wohltun. Er hat Worte voller Schönheit und Kraft für uns.
Wie viele Psalmworte gibt es in der Heiligen Schrift, die uns innerlich zu nähren vermögen. In schlimmen Zeiten, wie etwa im Krieg, haben Menschen solche Worte immer bei sich getragen und sie einander zugesteckt, oft genug mit ihnen überlebt. Das können wir wohlstandsverwöhnten Menschen von heute uns kaum noch vorstellen.
Wann sind Worte schön? Schönheit wohnt in Worten, die zugewandt, wahrhaftig, sorgsam und respektvoll sind. Ihre Schönheit hängt nicht so sehr an einer kunstvollen Formulierung, obwohl wir das sicher auch schätzen, wenn wir ein gutes Sprachgefühl haben. Die Schönheit und Kraft der Worte hat ihre Wurzel in der inneren Haltung dessen, der sie ausspricht.
„Laternen“ in den Herzen anderer anzünden
In einem ihrer Gedichte, „Wie wenig nütze ich bin“, findet die Dichterin Hilde Domin eine wunderbare Beschreibung. Sie zünde, so drückt sie es aus, im Vorbeigehen absichtslos die eine oder andere Laterne an in den Herzen am Wegrand. Als Poetin, die sie war, sind damit nicht zuletzt auch Worte gemeint, einfühlsame Worte, die ermutigen, weil sie einen Blick haben für die Bedürftigkeit der Weggefährten.
Dabei scheint mir der Begriff „absichtslos“ sehr wesentlich: etwas zu tun aus dem Herzen heraus, auch wenn wir nicht wissen, ob es den anderen Menschen erreicht, ob es ankommt oder nicht. Das Anzünden versuchen, weil es schön ist, dies zu tun.
Solche „Laternen“ können wir auch weitergeben mit unseren Worten, wenn wir den Schöpfer unserer Sprache bitten: „Unser Gott, senke Worte in uns hinein, in denen der Klang der Liebe wohnt.“
Copyright: Antje Sabine Naegeli, Schönheit lädt uns ein. Finden, was uns Hoffnung gibt, Brunnen Verlag 2025, ISBN: 9783765533297, Preis: 14,00 Euro
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