18.02.2023 / Andacht

Wo Gott spricht

In einem vollgepackten Alltag bleibt vor allem eine Herausforderungen übrig: Ruhe finden. Aber es lohnt sich. Hier spricht Gott besonders gerne.

Vollgepackt ist der Tag. Wie so oft. Aufstehen, mich selbst und die Kinder aus dem Haus bekommen. Ein Termin grenzt an den nächsten, dazu muss ich dringend diese eine große Aufgabe anschieben. Aber auch wieder nicht zu viel arbeiten, ich will noch was von den Kindern haben – und etwas Zeit mit meiner Frau. Rasch Kochen, die Kinder wieder ins Bett bekommen. Noch etwas entspannen, ein wenig runterkommen. Viel Zeit bleibt dafür nicht. Denn morgen gilt wieder: Vollgepackt ist der Tag. Dafür brauch ich den Schlaf.

Mit diesem Alltag im Gepäck – und das in einem geistlich geprägten Beruf – ringe ich immer wieder mit der Frage: Wie kann ich da Gott begegnen? Natürlich: Ich erlebe ihn auch mitten im Alltag, auch in kurzen Gebeten und einem kurzen Blick in die Bibel. Ich erlebe, was er tut und wie er handelt. Ich meine aber eine wirkliche Begegnung. Zeit, in der Gott zu mir reden kann.

Eine Begegnung zwischen Elia und Gott bringt mich immer wieder auf die Spur. Elia zieht sich nach einer äußerst harten Zeit (1. Könige 18) in eine Höhle in der Wüste zurück. Gott sucht ihn und fordert ihn heraus: „Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN!“ (1. Könige 19,11). Als wolle er sagen: „Komm schon, Elia, trau dich! Setze dich mir aus, ich will dir begegnen.“

Elia tritt an den Höhleneingang, es folgt ein Sturm. Dann ein Erdbeben. Ein Feuer. Wo ist Gott in diesem Getümmel der Elemente? Nirgends. Erst als ein leises Lüftchen kommt, ein sanftes Sausen, erst dann kommt es zur Begegnung. Es folgt so etwas wie eine Aussprache und Ermutigung – und Elia kann wieder seinem Auftrag nachgehen.

Natürlich kann sich Gott im Getümmel meines Alltags Gehör verschaffen. Mein Stress überfordert ihn nicht. Nur: Wenn Gott wirklich gehört werden will und wenn er wirklich etwas Wichtiges zu sagen hat, spricht er wohl auch gerne in der Stille. Wenn es ruhig ist. Wenn ich nichts tue. Wenn es in mir ruhig ist. Dann kommt es zur Begegnung, zur Aussprache und Ermutigung.

Wenn Gott wirklich gehört werden will und wenn er wirklich etwas Wichtiges zu sagen hat, spricht er wohl auch gerne in der Stille.

Diese Zeiten brauche ich. Wahrscheinlich ist das für mich nicht jeden Tag möglich, ein zu hoher Anspruch bringt mich hier nicht weiter. Ohne diese Zeiten geht es aber auch nicht. Daher plane ich sie mir regelmäßig ein. Warum nicht mit einem Abend der Ruhe in der Woche anfangen? Eine Zeit der Stille bewusst mit dem Sonntag verbinden? Es gibt viele Möglichkeiten. Und ich merke, Gott fordert mich immer wieder heraus: „Trau dich! Setze dich mir aus, ich will dir begegnen.“
 

Autor/-in: Joachim Bär

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