07.03.2024 / Serviceartikel

Pure Liebe, pure Wahrheit

4 Schritte, um liebevoll zu handeln, ohne die Wahrheit zu verbiegen.

Jesus stellt uns vor zwei heraufordernde Aufgaben: 1. Wir sollen an seiner Wahrheit festhalten. Wir sollen sie weder verbiegen noch auf faule Kompromisse eingehen. Stattdessen sollen wir für seine Wahrheit einstehen. Wie? Hier knüpft die 2. Aufgabe an: Wir sollen Menschen lieben – von ganzem Herzen, ganzer Seele und mit unserem ganzen Sein.

Wer aber kompromisslos zu einer Wahrheit steht, verhält sich oft nicht liebevoll oder wird zumindest nicht als liebevoll wahrgenommen. Lassen sich die zwei Aufgaben einfach nicht unter einen Hut bringen beziehungsweise in einem Herzen vereinen?

Pastor und Autor Joshua Harris ist überzeugt: Wir können beiden Aufgaben nachkommen. Er stellt in seinem Buch „Die Pharisäer-Falle: An der Wahrheit festzuhalten, ohne zu verletzen“ vier Schritte vor, wie man Liebe und Wahrheit verbinden kann.

1. Im Fokus: Gnade

Fangen wir bei der Grundlage an: Warum stehen wir überhaupt in Beziehung zu Gott? Nicht, weil wir bessere Menschen sind; auch nicht, weil wir die korrekte Glaubenslehre gepachtet haben, sondern weil Gott gnädig ist. Er hat vor vielen, vielen Jahren seinen fehlerlosen Sohn auf die Welt geschickt, um für die Fehler der Menschen zu bezahlen.

Nicht, um sie glattzubügeln oder zu vertuschen – nein, er hat jegliche Schuld ausgelöscht, zunichte gemacht, besiegt. Jetzt ist sie weg.

Es ist die gute Nachricht schlechthin – das Evangelium. Der Dreh- und Angelpunkt des Evangeliums ist Gnade. Und das sollten wir uns immer wieder bewusst machen:

Als Jesus-Anhänger haben wir nicht in erster Linie Recht, sondern Gnade.

2. Prioritäten sortieren

Mit dieser Grundlage starten wir in unser Glaubensleben. Aber bleibt es unser oberstes Ziel, dieses Geschenk zu feiern und es an andere weiterzugeben? Wenn es so ist: Perfekt!

Leider verlieren wir uns jedoch schnell in Randthemen der Bibel und handeln nach „unserem“ elften Gebot: „Du sollst deinen Nächsten überzeugen. Suche dazu die schlagkräftigsten Argumente.“ Das erfordert viel Zeit und Energie! Und wofür das Ganze? Um anderen zu beweisen, dass meine Auslegung die richtige ist?

Paulus gibt seinem Theologen-Azubi Timotheus folgenden Rat:

Lass dich nicht auf törichte und nutzlose Auseinandersetzungen ein. Du weißt ja, dass sie nur zu Streit führen. Wer Gott dienen will, soll sich nicht herumstreiten, sondern allen Menschen freundlich begegnen, ein geduldiger Lehrer sein, bereit, auch Böses zu ertragen. Er soll versuchen, alle, die sich der rettenden Botschaft widersetzen, mit Güte auf den richtigen Weg zu bringen. Denn vielleicht führt Gott sie ja zur Einsicht, dass sie umkehren und die Wahrheit erkennen. (2. Timotheus 2, 23-25).

Kurz zusammenfasst: Nutzlose Diskussion umgehen, freundlich und geduldig sein, mit Güte auf den richtigen Weg verweisen und dann Gott überlassen, was daraus wird.

3. Es beginnt bei mir

Gerne stellen wir auch negative Veränderungen in unseren Kirchen und Gemeinden fest. An allen möglichen Ecken und Enden fehlt es an Hingabe, Zuverlässigkeit und Opferbereitschaft. Kein Wunder, dass viele Projekte abgesägt werden und weniger Besucher im Gottesdienst sitzen.

Jemand muss diese Abwärtsspirale endlich stoppen! Das mag alles zutreffen, aber: Veränderungen beginnen nie bei anderen, sondern immer bei einem selbst.

Das Alte Testament gibt für diese Haltung ein gutes Beispiel: Das Volk Israel hat sich von Gott entfernt und lebt in einem unmoralischen und ungerechten Miteinander. Als man bei einer Renovierung im Tempel die Schriftrolle mit Gottes Gesetzen wiederfindet, wird sie König Josia vorgelesen. Er versteht sofort, dass grundlegende Veränderungen angesagt sind.

Was tut er nun? Predigen? Vorträge über seine neugewonnene Erkenntnis halten? Nein. Josia zerreißt sein Gewand und zeigt Reue. Derjenige, der zuerst erkannt hat, dass Gott sich das Leben anders vorstellt, beginnt bei sich selbst.

4. Auf Gott ausgerichtet

Worauf richten wir uns also aus – auf Gott und seine Wahrheit oder auf einen Glaubensbruder, der von uns die richtige Theologie noch lernen kann? Wenn wir uns nicht selbst Antworten auf verzwickte Fragen zusammenschustern, sondern Gott um Erkenntnis bitten, zeigt er uns nach und nach seine Perspektive. Die wird uns verändern und zu liebevollen Menschen machen.

Wir werden aber mit absoluter Sicherheit auf Gläubige stoßen, die eine andere Meinung in Bezug auf verschiedene Fragen haben. Aber ist es unsere Aufgabe, sie zu bekehren? Statt uns auf andere Menschen auszurichten, sollen wir uns auf Gott ausrichten. Er ist nämlich derjenige, der die Wahrheit verkörpert und von dem wir lernen können.

Trotzdem kann es sein, dass wir sein Wort nicht immer richtig verstehen. Spätestens im Himmel werden wir erfahren, bei welchen Themen wir uns geirrt haben. Dann werden wir es kaum fassen können:

Wir dürfen trotzdem bei Gott sein – der Gnade sei Dank!

Diese Schritte klingen für dich gar nicht weltbewegend? Das kann gut sein, aber diesen Anspruch haben sie auch nicht. Diese Schritte sollen nicht die Welt verändern – sondern uns.

Autor/-in: Christine Keller

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