Navigation überspringen
© Milan Popovic / unsplash.com

14.10.2018 / Interview / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Annabel Breitkreuz

Finanzen – Streitthema Nummer eins in vielen Ehen

Was tun, wenn Geld die Ehe an den Abgrund bringt? Matthias Piro, Regionalleiter von TEAM.F Bayern-Nord, gibt Tipps.

 

Matthias und Meike Piro ( Foto: privat)
Matthias und Meike Piro ( Foto: privat)

Matthias Piro ist Regionalleiter von TEAM.F Bayern-Nord und hilft Ehepaaren in Konfliktsituationen – auch wenn es um Finanzen geht. Finanzielle Tiefen kennt Piro sehr gut aus seinem Leben als selbstständiger Fotografenmeister und Vater von 7 Kindern. Im Interview verrät er, was seiner Ehe in Krisenzeiten geholfen hat und wie ein gesunder Umgang mit Geld in der Ehe gelingt.

 

ERF: Welche Rolle darf Geld überhaupt in einer Ehe einnehmen?

Matthias Piro: Grundlegend sollte Geld der Ehe dienen und nicht die Ehe dem Geld. In erster Linie empfinde ich es als ein Kommunikationsthema. Ich erlebe es oft bei Paaren, dass finanzielle Bedürfnisse und Vorstellungen erst dann besprochen werden, wenn schon ein enormer Druck besteht. Dann ist Streit und Leid vorprogrammiert. Deshalb ist es wichtig, früh genug und am besten regelmäßig im Gespräch über die Finanzen zu bleiben.

Deshalb ist es wichtig, früh genug und am besten regelmäßig im Gespräch über die Finanzen zu bleiben. – Matthias Piro

ERF: Wie würden Sie den Umgang mit Geld in Ihrer eigenen Ehe beschreiben?

Matthias Piro: Ich bin vom Typ eher großzügig im Umgang mit Geld, während meine Frau Meike sehr sparsam sein kann. Das hat uns in finanziellen Engpässen schon oft geholfen. Wir ergänzen uns eigentlich sehr gut und ich glaube, genau das ist Gottes Idee von Ehe: Er stellt zwei unterschiedliche Menschen zusammen, damit sie sich unterstützen und spiegeln können – das gilt auch für finanzielle Verhaltensmuster. Aber natürlich hat diese Unterschiedlichkeit auch ein großes Konfliktpotential.

Die finanziellen Prioritäten gemeinsam als Ehepaar festzulegen, kann viel Freiheit schaffen

ERF: Was hilft Ehepaaren, wenn sie unterschiedlich mit Geld umgehen und keinen gemeinsamen Nenner finden?

Matthias Piro: An erster Stelle finde ich es wichtig, dass man sich Vorbilder und Gesprächspartner sucht, denn Beratung von außen ist wichtig. In finanziellen Notsituationen wie Überschuldung rate ich dazu, eine Beratungsstelle in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel von der evangelischen Kirche. An zweiter Stelle ermutige ich immer dazu, mal ein Jahr lang zu dokumentieren, wofür man Geld ausgibt. Am Ende dient dieser Überblick als Gesprächsgrundlage, um über die Differenzen zu sprechen. Was hat der Einzelne für Bedürfnisse und wie viel an finanzieller Freiheit können sich die Partner zugestehen? In einem weiteren Schritt kann man sich dann auf finanzielle Prioritäten und Freiräume einigen.


ERF: Was sind finanzielle Prioritäten?

Matthias Piro: Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir in Deutschland glauben, wir brauchen alles: Ein großes Haus, zwei neue Autos und dreimal im Jahr eine Fernreise. Brauchen wir das wirklich? Und was, wenn der Nachbar immer mehr hat als wir? Finanzielle Prioritäten festzulegen bedeutet, sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Mit den Kindern haben wir ein Familienmotto entwickelt: Wir möchten freundlich und hilfsbereit sein. Dazu gehört auch Gastfreundschaft. Für uns hat daher ein großes Haus Priorität. Dafür fahre ich aber auch ein altes Auto. Bei anderen ist es vielleicht der Urlaub, dann verzichtet man eben auf hochwertigen Käse. Die finanziellen Prioritäten gemeinsam als Ehepaar festzulegen, kann viel Freiheit schaffen.

Finanzielle Prioritäten festzulegen bedeutet, sich auf das Wesentliche konzentrieren. – Matthias Piro

ERF: Wie kann der Blick in die Bibel beim Thema Finanzen in der Ehe helfen?

Matthias Piro: Es gibt natürlich klare Maßstäbe in der Bibel, wie die Abgabe des Zehnten, zu der ich jedes Ehepaar ermutige. Wichtig ist mir aber auch, dass man die Bibel ganzheitlich liest. Dabei stellt man schnell fest, dass Gottes Gedanken über Geld sehr klar sind: Geld verdienen ist gut und notwendig, aber der Arbeitsplatz sollte niemals Priorität vor der Familie bekommen. Außerdem ist es sehr ermutigend, dass viele Bibelstellen deutlich machen, dass Gott uns versorgt.
 

ERF: Wie haben Sie Gottes finanzielle Versorgung bereits erlebt?

Matthias Piro: Als ich noch selbstständig war, wusste ich am Anfang des Jahres nie, wie viel ich verdienen werde. Wir haben uns als Ehepaar irgendwann entschieden, trotzdem den Zehnten festzulegen und zwar bereits am Anfang des Jahres: Dafür haben wir kalkuliert, was wir an Geld brauchen werden und dann ein Neuntel davon noch darauf geschlagen. Schließlich haben wir davon den Zehnten abgegeben. Als dann der Steuerbescheid im darauffolgenden Jahr kam, gab es nie eine größere Abweichung als 100 Euro, zwischen dem, was wir kalkuliert hatten und dem tatsächlichen Gewinn. Gott hat uns mit dem versorgt, was wir brauchten. Das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung und wir haben in fast 25 Jahren Ehe immer wieder erlebt: Im Geben liegt wirklich Segen!
 

ERF: Vielen Dank für das Gespräch.


TEAM.F ist Mitglied der Evangelischen Allianz und möchte Familie auf den christlichen Glauben gegründete Orientierung und Hilfe für das Zusammenleben geben. Hierfür werden deutschlandweit verschiedene Ehe- und Familienseminare sowie Ehevorbereitungsseminare angeboten. Die Mitarbeiter von TEAM.F gehören zu verschiedenen Kirchen und Freikirchen. Hier finden Sie mehr Informationen zu TEAM.F.

 Annabel Breitkreuz

Annabel Breitkreuz

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren