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20.03.2018 / Porträt / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Friederike Spitzer

Radikale Hingabe

Musikerin Audrey Assad schreibt ein Lied für christliche Märtyrer.

Die Seligpreisungen aus Matthäus 5 sind einer der außergewöhnlichsten und radikalsten Texte der Bibel. Jesus stellt mit ihnen menschliche Werte und Vorstellungen komplett auf den Kopf. Wir haben Geschichten von verschiedenen christlichen Musikern gesammelt, die als Beispiel dienen, dass die Seligpreisungen zwar radikal anders, aber auch wahr sind.

Seligpreisung 9:

Gott segnet euch, wenn ihr verspottet und verfolgt werdet und wenn Lügen über euch verbreitet werden, weil ihr mir nachfolgt. Freut euch darüber! Jubelt! Denn im Himmel erwartet euch eine große Belohnung. Und denkt daran, auch die Propheten sind einst verfolgt worden.

Sie knien auf dem Boden an einem Strand, tragen orangene Anzüge. Hinter ihnen nicht nur das rauschende Meer, sondern bedrohliche Männer, die in schwarz vermummt sind und ein Schwert bei sich tragen. Die Gesichter der knienden, stumm betenden Männer sind angsterfüllt. Es sind 21 koptische Christen, die im Februar 2015 von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) in Libyen hingerichtet wurden. Der IS veröffentlichte ein Video davon, das sich schnell über das Internet verbreitete.

Die Tochter eines syrischen Flüchtlings

Als Musikerin und Lobpreisleiterin Audrey Assad diesen Film sah, reagierte sie völlig schockiert. In einem Video erzählt sie: „Mir war übel und ich war entsetzt von dem, was ich zu sehen bekam. Nicht nur über das Töten, so schlimm das auch ist, sondern ich war auch entsetzt über die Männer, die zu Mördern wurden. Ich sah sie als Ebenbild Gottes und wie hart es für Gott Vater sein muss, zuzuschauen, wie seine Kinder sich gegenseitig zerstören!“

Die Musikerin fühlte sich mit den Opfern verbunden. Nicht nur, weil sie mit ihnen den christlichen Glauben teilt: Es ist vor allem das Erbe ihres Vaters, Riad Assad. Er kam 1973 als syrischer Flüchtling mit seiner Mutter und zwei Geschwistern in die USA,  getrieben von Armut und Perspektivlosigkeit in seinem Land.

Deshalb bezeichnet sich die Sängerin aus den USA als syrisch-amerikanisch, geprägt durch die Wurzeln ihres Vaters. Wenn sie Kriegsbilder aus Damaskus oder Aleppo in den Nachrichten sieht, sieht sie ihr eigenes Volk sterben. Wenn der IS Christen aus dem Nahen Osten ins Visier nimmt, weiß sie: Die Opfer sind Menschen wie ihr Vater.

IS und Christenverfolgung

Leider zeigt dieses Video keinen Einzelfall. Christen werden weltweit für ihren Glauben verfolgt, laut der Menschenrechtsorganisation open doors sind es mehr als 200 Millionen Menschen. Im Nahen Osten sind nahezu alle Länder betroffen. Assads Heimatland Syrien steht an 12., Libyen, wo der Mord an den koptischen Christen verübt wurde, sogar an 3. Stelle des Weltverfolgungsindex 2024, einer Rangliste der 50 Länder, in denen Christen die stärkste Verfolgung erleben.

Doch Audrey Assad war nicht nur schockiert, der Videoclip des IS brachte sie zum Nachdenken. Wenn sie dort im Sand gekniet hätte, was wäre ihr Gebet in den letzten Momenten ihres Lebens gewesen? Wären es Worte der Verzweiflung? Oder der Angst? Ihre persönliche Antwort auf diese Frage — ihr Gebet — hat sie in dem Lied „Even unto death“ festgehalten, was so viel bedeutet wie „bis in den Tod hinein“.
 

Im Lied heißt es:

In meiner dunkelsten Stunde

In Erniedrigung

Ich hoffe auf dich

Ich bin nicht vergessen

Selbst wenn ich mein Leben verliere

Selbst wenn mein Atem beendet wird

Ich warte auf dich

Ich bin nicht verlassen

Eines wünsche ich mir

Dich in deiner Schönheit zu sehen

Writer(s): Matt Maher, Audrey Assad © Fortunate Fall Records. 2015

Für die Flüchtlinge einstehen

Ein Gebet für, aber vor allem mit den Märtyrern. Audrey Assad erlebt in Amerika keine Verfolgung, der Mut der Märtyrer inspiriert sie jedoch, auch ihren eigenen Glauben mutig zu leben, selbst wenn dies nicht immer der allgemeinen Meinung und Lebensweise entspricht. Dies zeigte Assad beispielsweise 2017, als sie sich  für Flüchtlinge einsetzte, während das vorübergehende Einreiseverbot für Bürger des Nahen Ostens in den USA diskutiert und schlussendlich auch eingeführt wurde.

Indem sie durch ihre Lieder aufmerksam auf das Thema macht versucht Audrey Assad, vor allem ihr christliches Publikum auf die Not der Kriegsflüchtlinge aufmerksam zu machen. Sie veröffentlichte zudem ein Video, in dem sie  ihre eigene Geschichte als Tochter eines Syrers erzählt und zu mehr Zivilcourage auffordert: 

„Wenn wir unser eigenes Leiden oder das anderer Menschen ausblenden, blenden wir damit das Kreuz aus. Flüchtlinge willkommen zu heißen und sie zu umarmen, bedeutet, Jesus willkommen zu heißen und zu umarmen“, so drückt Audrey Assad die Verantwortung aus, die sie besonders für Christen sieht.

Dabei ist sich die Sängerin durchaus bewusst, dass manche Fans ihre Musik nicht kaufen werden, weil sie sich politisch klar positioniert, zum Beispiel über Twitter. Doch Audrey Assad möchte wie Jesus für andere einstehen und gibt mit ihren Liedern denen eine Stimme, die keine haben.

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