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© Anthony Tran / unsplash.com

28.02.2025 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 7 min

Autor/-in: Nicole Zweininger

Overthinking entlarvt

5 Gedanken, die dich ausbremsen und wie du sie loslassen kannst.

„Habe ich den Herd wirklich ausgemacht?“ Dieser Gedanke kreist durch meinen Kopf, während ich zur Arbeit fahre und an die letzten Stunden zurückdenke. Obwohl ich mir eigentlich sicher bin, den Herd ausgestellt zu haben, entschließe ich mich, noch einmal zurückzufahren. Denn das Gedankenkarussell bringt mich letztendlich zu der Sorge „Was, wenn meine Wohnung abgebrannt ist?“.

Dass ich mir gerne ein oder zwei Gedanken mehr mache, ist völlig normal. Ich sichere mich lieber ab, um mich vor Alltagschaos zu schützen. Vielen Menschen geht es dabei ähnlich wie mir. Belastend wird es jedoch dann, wenn Gedankenketten kaum oder gar nicht mehr zu stoppen sind.

Das Phänomen des Overthinkings ist tückisch. Viel nachzudenken, dient dem einen als Werkzeug, um in einer chaotischen Gedankenwelt Klarheit zu finden; für den anderen ist es eine emotionale Falle.

Overthinking – Freund oder Feind?

Täglich kreisen etwa 6 000 Gedanken in unserem Kopf – zu Terminen, Sportkursen, Fristen. Sie helfen uns Entscheidungen zu treffen, unseren Tag bestmöglich zu gestalten und warnen uns vor Fehlern.

Doch obwohl Nachdenken lebensnotwendig ist, sind gerade einmal drei Prozent dieser Gedanken positiv. Die Neigung zum Grübeln ist tief in uns verankert und beeinflusst unsere Gefühlslage.

Fragen wie „Was wäre, wenn …?“ oder „Habe ich etwas Falsches gesagt?“ kommen dir sicherlich bekannt vor. Besonders in Entscheidungssituationen oder bei kritischen Blicken von Kollegen geraten wir Menschen oft ins Grübeln. Dies bezeichnet man als Overthinking – sich intensiver mit Gedanken auseinanderzusetzen, als es notwendig ist.

In solchen Momenten ist es nicht immer leicht zu erkennen, ob unsere Sorgen wirklich begründet sind oder ob wir uns in einem endlosen Kreis von Gedanken verlieren, die die Realität verzerren.

Statt uns von diesen Gedanken überwältigen zu lassen, lohnt es sich, genauer hinzusehen und zu verstehen, was sich dahinter verbirgt. Steckt hinter Overthinking auch eine Chance, ausbremsende Denkmuster zu entlarven und aus ihnen zu lernen?

Fünf Lügen des Overthinkings aufgedeckt

1. Meine Gedanken spiegeln die Realität wider und alles, was ich denke, ist wahr.

Vielleicht kennst du das: Ein Gedanke schleicht sich ein und plötzlich bist du völlig überzeugt, dass er die ganze Wahrheit ist. Wenn du denkst: „Ich habe wahrscheinlich gerade meinen Job verloren“, fühlt sich das in diesem Moment nach der unausweichlichen Realität an.

Unsere Gedanken sind nicht immer die beste Quelle für die Wahrheit. Oft sind sie durch Ängste oder Erwartungen gefärbt.

Das Wort Emotion enthält im Englischen Motion (Bewegung). Die Bezeichnung macht deutlich, dass unsere Gefühle stets in Bewegung sind. Sie sind aktiv und beeinflussen unser Handeln und Denken, indem sie uns in eine bestimmte Richtung lenken.

Bevor du also deinen Job kündigst, weil du einen Kaffee verschüttet oder etwas Falsches gesagt hast, atme tief durch und hinterfrage den Gedanken: Welche Emotion steckt dahinter?

Diese Herangehensweise ist keineswegs neu. In den Psalmen sehen wir, wie die Autoren ihre Gedanken und Gefühle inmitten von Kummer und Herausforderungen hinterfragen und bewusst in Relation zu Gottes Aussagen und Verheißungen bringen. 

Sie ringen mit ihren Gedanken: „Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?“, und ermutigen sich dann: „Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meine Rettung und mein Gott ist!“ (Psalm 42,12).

Tipp: Schreibe deine Gedanken und die dazugehörige Emotion auf, um eine Situation besser einzuordnen. Nimm die Position einer außenstehenden Person oder von Gott ein: Was würde er dazu sagen?

2. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Kontrolle habe ich.

Vielleicht fragst du dich, ob dieser Gedanke wirklich eine Falle des Overthinkings ist, da du durch intensives Nachdenken möglicherweise unüberlegte Entscheidungen vermeiden kannst.

In einer Welt, die oft unberechenbar erscheint, kann das Gefühl beunruhigend sein, keine Kontrolle über das zu haben, was mich umgibt. Da kommt mir die Gedankenwelt zugute. Sie wird zu einem Ort, an dem ich die Kontrolle zurückgewinnen kann – oder zumindest glaube, es zu tun.

Doch ab einem gewissen Punkt erreicht jeder Mensch eine Grenze, hinter der es unmöglich wird, alles zu wissen oder jedes Szenario zu beherrschen. Eine Strategie, die in der Psychologie angewandt wird, ist es, den Kontrollverlust bewusst zuzulassen. Das klingt zuerst paradox.

Die Kontrolle ein Stück weit abzugeben, kann aber bedeuten, dir selbst mehr Freiheit zuzugestehen. Das Loslassen der Illusion, alles selbst kontrollieren zu können und zu müssen, bringt letztlich mehr Sicherheit.

Zu dem Experiment, die Kontrolle loszulassen, möchte ich dich mit diesen Worten aus der Bibel ermutigen: „Vertraue auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand; erkenne Ihn auf allen deinen Wegen” (Sprüche 3,5-6).

Es ist eine Einladung von Gott, deine Gedanken abzugeben, wenn du an deiner menschlichen Grenze angekommen bist. Was könnte bei dieser Methode bestenfalls passieren? Das verrät uns das Ende der Bibelstelle: „... so wird er deine Pfade ebnen“ (Sprüche 3,5-6).

3. Ich reflektiere, was ich falsch gemacht habe, damit ich beim nächsten Mal besser reagiere.

Wusstest du, dass es über 15-20 gängige Methoden zur Selbstreflexion gibt? Jede davon lässt sich individuell anpassen – vom Journaling über Meditation und Mind-Mapping, bis hin zu einer SWAT-Analyse.

Sie zielen alle darauf ab, deine Stärken herauszuarbeiten und Stress zu bewältigen. Klingt vielversprechend, oder? Dazu sagt Søren Kierkegaad: „Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muss man es aber vorwärts.“

Tägliche Reflexion kann dir dabei helfen, dich besser zu verstehen und aus deinen Erfahrungen zu lernen. Doch das allein reicht nicht aus, um Fehler zu vermeiden – und das ist auch gar nicht notwendig.

Fehler sind ein Teil des Lebens und ein essenzieller Bestandteil deines persönlichen Lernprozesses.

Vielleicht könnte der nächste Schritt für dich bedeuten, zuerst das, was du gut gemacht hast, zu reflektieren. Ziehe positive Erkenntnisse daraus, um eine gesunde Balance zu schaffen. In der Selbstreflexion solltest du nie nur deine Fehler herausarbeiten, sondern auch die Fortschritte und Erfolge, die du gemacht hast.

4. Wenn ich mich mit anderen vergleiche, weiß ich, ob ich auf dem richtigen Weg bin.

Das ist ein Gedanke, den sich viele Menschen – auch ich – am liebsten niemals eingestehen möchten. Doch leider wird er schneller wahr als gedacht, wenn ich durch Social Media scrolle.

Ein Influencer, der sein Erfolgsgeheimnis in drei Schritten erklärt, macht uns Hoffnung, endlich auch den Durchbruch in unserem Leben zu sehen. Wir Menschen tendieren dazu, uns mit anderen zu messen.

Doch dieses Potential entgeht dir dabei:

Jeder Mensch hat seinen eigenen Fahrplan und manchmal ist das, was bei anderen funktioniert, nicht das, was dich wirklich weiterbringt.

Sich mit anderen auszutauschen, bringt die ein oder andere inspirierende Idee für dein Leben. Doch statt ständig darüber nachzudenken, ob du richtig unterwegs bist, könnest du dich mehr darauf konzentrieren, welche Stärken Gott in dich hineingelegt hat.

Mich berührt immer wieder, welche kostbaren Gedanken Gott sich gemacht hat, als er dich und mich erschuf. König David beschreibt dies in einem Psalm: „Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! ... Und wie kostbar sind mir deine Gedanken, o Gott! Wie ist ihre Summe so gewaltig! Wollte ich sie zählen – sie sind zahlreicher als der Sand. Wenn ich erwache, so bin ich immer noch bei dir! (Psalm 139,14; 17-18).

5. Ich bin allein mit meinen Gedanken und es gibt niemanden, der mich wirklich verstehen kann.

Die wohl tückischste aller Overthinking-Lügen. Egal, ob du gerade allein auf deiner Couch oder in einem Raum voller Menschen sitzt und diese Worte liest – das Gefühl der Einsamkeit in den eigenen Gedanken begegnet uns immer wieder.

Laut einer Studie fühlen sich die meisten Menschen unwohl, wenn sie mit ihren eigenen Gedanken allein sind. Sie suchen stattdessen lieber Ablenkung. Kennst du das?

Mir fällt es leicht, mich in den Gedanken zu verlieren – in Sorgen, Selbstkritik und im Vergleich mit anderen. Dabei verpasse ich die Schönheit und das Wirken Gottes um mich herum, wenn ich mich in der Beschäftigung mit meinen Gedanken zu sehr auf mich selbst konzentriere.

Genau hier liegt nämlich das Potenzial in allen Lügen, die wir aufgedeckt haben: Gott spricht dir zu, dass du nicht allein mit deinen Gedanken sein musst.

Er möchte dir und mir genau das schenken, was wir brauchen: Klarheit, Ruhe und Frieden. Dafür müssen wir uns trauen, den Stecker unseres Gedankenkarussells zu ziehen.

Gott möchte dir einen Frieden schenken, der alles – auch dein Grübeln – übersteigt.

In Philipper 4,7 schreibt der Apostel Paulus dazu: „Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus!“

Welche Overthinking-Lüge hast du bisher geglaubt und wie möchtest du sie angehen? Wenn du magst, teile dies gerne mit uns. Wir freuen uns auf deine Rückmeldung.
 

Autor/-in

Nicole Zweininger

  |  Crossmedia-Volontärin

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