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© Amanda Dalbjorn / unsplash.com

17.06.2022 / Serviceartikel / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Micaela Kassen

Identität

5 Dinge, die meine Identität beeinflussen und prägen…

„Fußballer“, „Tierärztin“ oder „Polizist“ – Schon Kinder haben eine Vorstellung davon, was sie später werden wollen und identifizieren sich mit einem Berufsbild. Wenn man Erwachsene fragt, wer sie sind, würden sie wahrscheinlich auch erst ihren Beruf nennen, den sie ausüben. Doch auch Aussagen wie „Ich bin sensibel“ oder „Ich komme aus Indien“ sagen etwas über die Identität aus. Das zeigt: Identität hat viele Facetten.

Was ist Identität?

Laut Dorsch Lexikon der Psychologie beschreibt Identität „die Art und Weise, wie Menschen sich selbst aus ihrer biografischen Entwicklung heraus in der ständigen Auseinandersetzung mit ihrer sozialen Umwelt wahrnehmen und verstehen. Wichtige Bestimmungsstücke […] sind z.B. Geschlecht, Alter und soziale Herkunft, Ethnizität, Nationalität und Gruppenzugehörigkeiten, Beruf und sozialer Status aber auch persönliche Eigenschaften und Kompetenzen“. Der Soziologe Heinz Abels definiert Identität als eine „andauernde Arbeit an einem Bild, wer wir sein wollen“. Identität hat demnach etwas Bleibendes, aber auch etwas, das sich stets verändert.


In diesem Artikel geht es um den Einfluss von 5 Dingen, die die Identität prägen und mir ein Gefühl für das eigene Selbst geben.

1. Persönlichkeitsmerkmale

In der Persönlichkeitspsychologie lassen sich Personen auf Dimensionen einordnen, z.B. in der Offenheit für Erfahrungen, der Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.

Menschen, die sich gerne Notizen machen, den Sommerurlaub schon Monate vorher planen oder sehr ordentlich sind, würde man eher als gewissenhaft bezeichnen. Menschen, die spontan einen Roadtrip machen und einfach mal losfahren würden, spricht man eine hohe Offenheit für Erfahrungen zu. Ein hohes Maß an Verträglichkeit haben Menschen, die freundlich, kooperativ und wohlwollend gegenüber Anderen sind. Extrovertiert sind gesprächige und unternehmungslustige Menschen. Die Dimension Neurotizismus beschreibt, inwieweit ein Mensch impulsiv reagiert oder wie schnell jemandem etwas nahe geht.

Allerdings ist zu beachten: Selbst wenn es ähnliche Grundausprägungen der Persönlichkeit gibt, kann man einen Menschen nicht auf diese Dimensionen reduzieren. Selbst wenn jemand mir in einem Punkt ähnlich ist, zum Beispiel gerne sehr gewissenhaft arbeitet, unterscheiden wir uns dennoch in unseren Kombinationen mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen und/oder deren Ausprägung.

2. Gruppenzugehörigkeit

Gruppenzugehörigkeit bezieht sich auf Klein- und Großgruppen. Kleingruppen meint z.B. die Zugehörigkeit zu einer Familie oder Verwandtschaft, die soziale Unterstützung bieten, aber auch Loyalität und Anpassung erwarten. Größere Gemeinschaften können z.B. der Fußballverein, der Gesangsverein oder der Umwelt- und Naturschutzverein sein.

Mein soziales Umfeld prägt wer ich bin: mit seinen Werten, Verhaltensmustern, Wünschen und Interessen. Auch deswegen lohnt es sich, mich mit Menschen zu umgeben, die mir guttun und dessen Werte ich teile.

3. Kultur

Einfluss auf meine Identität hat auch meine Kultur. Meine Art, mit der Ungleichheit zwischen Menschen umzugehen, kann von meiner Kultur beeinflusst sein. In manchen Ländern wird eine ungleiche Machtverteilung akzeptiert und sogar erwartet. Autorität und z.B. der Gehorsam der Kinder sind dort hochgeschätzt, während in anderen kulturellen Kreisen Autorität eher skeptisch begegnet wird.

Auch das Ausmaß der Toleranz und Intoleranz der Gesellschaft kann mich beeinflussen, d.h. wie verunsichert ich bin, wenn ich in neuartigen Situationen komme oder inwieweit mein Bedürfnis nach klaren Strukturen und absoluten Wahrheiten ausgeprägt ist. Ob Freizeit und Glück in meiner Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat oder ob die strikte Erhaltung einer gegebenen Ordnung wichtig ist, kann mich beeinflussen. Darüber hinaus prägen mich Zeremonien und Rituale meiner Kultur.

Auch die Sprache ist Teil meiner Identität. Das merkt man unter anderem daran, dass manche Begriffe unübersetzbar scheinen, weil sie einen kulturellen Wert ausdrücken, der in einer anderen Sprache so nicht vorhanden ist. Beispiele sind das deutsche Wort „Gemütlichkeit“, das arabische „Ya'aburnee (Arabisch)“ oder das japanische „Ah-un 阿吽“.[1]

4. Beruf

Mein Beruf oder mit welcher Berufsgruppe ich mit identifiziere und wie ich mich persönlich in die Gesellschaft einordne, ist Teil meiner Identität. Immerhin ist die Wahl einer passenden Arbeitsstelle eine wichtige Entscheidung. Wenn ich einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehe, steigt damit meine persönliche Zufriedenheit. Ich kann meine eigenen Fähigkeiten einbringen und mir wichtigen Zielen nachgehen. Der Berufseinstieg und das Berufsleben allgemein schulen mich in meiner Persönlichkeit.

5. Glaube

Der Glaube oder die Religion, die manchmal auch durch die Kultur vermittelt wird, in der ich lebe, beeinflusst mich. Mein Glauben hat Einfluss auf meine Einstellungen, wie ich meine Umwelt wahrnehme oder wie ich über mich selbst denke und fühle. Glauben kann zu Vorurteilen aber auch zu mehr Toleranz führen.

Das biblische Bild des Menschen vermittelt mir:

 

Es gibt noch eine weitere Reihe von Aspekten, die Einfluss auf meine Identität haben. Das kann z.B. auch die Stellung in der Geschwisterreihe sein, ob ich als Kind schon Schicksalsschläge erleiden musste oder wie das Erziehungsverhalten meiner Eltern war. Die Identität wird von vielen Aspekten geprägt, derer ich mir nicht unbedingt bewusst bin.

Wichtig für die gesunde Entwicklung der eigenen Identität ist die regelmäßige Selbstreflexion und Offenheit für Veränderung. So wie das Leben an sich nicht statisch ist, so ist auch die Persönlichkeit von Gott dazu geschaffen, in Wechselwirkung mit der Umwelt zu stehen und immer wieder Neues zu entdecken – auch an mir selbst. Was mir in einem Lebensabschnitt besonders wichtig ist und/oder mich auszeichnet, kann sich im Laufe der Zeit ändern. Was mir in allen Veränderungsprozessen Halt gibt, ist die Gewissheit, dass mir Gottes Liebe gilt und ich sein Kind sein darf – das verändert sich nie.

 

Literatur

 Micaela Kassen

Micaela Kassen

  |  Freie Mitarbeiterin

Die gelernte Theologin studiert derzeit Psychologie und ist auf Kinder- und Jugendpsychologie spezialisiert. Sie hat als Lerntherapeutin gearbeitet und ist aktuell als Sozialarbeiterin in einer intensiv-pädagogischen Einrichtung tätig. Redaktionell setzt sie ihre Schwerpunkte auf die psychische Gesundheit und Kindererziehung. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.

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