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© adeo Verlag

06.05.2014 / Rezension / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Bettina Schwehn

Ichwärts

Wie findet man den Weg zurück zu sich selbst, wenn man sich verlaufen hat? Eine Rezension.

In wenigen Tagen ist es soweit: Ich werde 30. Ist das bereits die Mitte meines Lebens? Ich weiß es nicht. Angst vor einer Midlife-Crisis habe ich jedenfalls nicht – denn gefühlt habe ich mich bereits in den letzten Monaten darin befunden. Ich hatte das Gefühl, mich selbst an einem Punkt meines Lebenswegs verloren zu haben, und stellte mir die Frage, wohin ich ursprünglich wollte.

Das Buch „Ichwärts“ von Gabriella Pahud versprach mir Antworten auf meine Fragen und Wegweisung für mein Leben. Der Klappentext klingt vielversprechend: „Insbesondere an den Wendepunkten und in der Mitte des Lebens vermisst der Einzelne Klarheit. Wie jeder Mensch die entscheidende Richtung für das eigene Leben finden kann, zeigt Gabriella Pahud in diesem Ratgeber.“

Küsst mich das Buch aus dem Dornröschenschlaf?

Hoffnungsvoll lasse ich mich auf das Buch ein und erfahre im ersten Kapitel zunächst, woher meine Orientierungslosigkeit kommen könnte. Vielfältige Gründe werden genannt, beispielsweise Fehlentscheidungen, die getroffen wurden, oder äußere Umstände, die ohne eigenes Hinzutun eintreffen und nicht den eigenen Wünschen entsprechen.

Gabriella Pahud ermutigt, bei niemandem die Schuld dafür zu suchen, dass sich das eigene Leben bisher nicht so gestaltet hat wie ursprünglich gedacht. Vielmehr ist es laut der Autorin wichtig, die Missstände wahrzunehmen, im Jetzt aktiv zu werden und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Sehr einprägsam war folgende Aussage: „Nur weil du dich im Moment unglücklich fühlst, heißt das noch lange nicht, dass du, wenn du dich vor Zeiten anders entschieden hättest, unbedingt glücklicher geworden wärst. Es geht nicht um das, was war, und noch viel weniger um das, was gewesen wäre, wenn, sondern einzig um das, was ist und um das, was sein wird.“

Snooze-Funktion an: Nochmal kurz umdrehen, bitte!

Auch in den folgenden Kapiteln gibt mir die Autorin viele Impulse für eine Inventur meiner Lebenssituation. Hilfreich war es zum Beispiel, mir darüber Gedanken zu machen, ob meine Zeit überhaupt ausreicht, alle Bedürfnisse auszuleben, die sich durch meine Ziele oder Werte ergeben. Oder aber darüber nachzudenken, was meine Werte und Handlungsmotive sind und was ich brauche, um meine Ziele zu erreichen.

Pahud greift oft Beispiele aus ihrem Alltag oder ihren Hobbies – dem Bergsteigen und Gleitschirmfliegen – auf und zieht von diesen aus Parallelen. Durch die vielen Beispiele ist das Buch locker und kurzweilig zu lesen und unterscheidet sich auch durch die duzende Ansprache des Lesers von dem klassischen Ratgeber in sachlicher Sprache. Die Kapitel bauen nicht erkennbar aufeinander auf, der Aufbau ist dennoch schlüssig und der Lesefluss an keiner Stelle gehemmt.

An der ein oder anderen Stelle gibt Pahud auch Tipps für die Praxis. Auch wenn ich mich normalerweise nicht dafür begeistern kann, künstlerisch aktiv zu werden, fand ich die Übung interessant, eine Lebenskarte zu zeichnen. Darauf wird schnell sichtbar, welche Ziele man sich setzen möchte und welche Wege zur Erreichung eingeschlagen werden müssen.

Und was ist, wenn man alles erreicht hat und dennoch nicht zufrieden ist? Dann empfiehlt die Autorin, das Positive bewusster wahrzunehmen und dankbar dafür zu sein. Helfen kann beispielsweise ein Dankbarkeitstagebuch. Pahud plädiert aber nicht einfach für eine Einstellung der Art „Denke positiv und alles wird gut“, sondern zeigt auf, dass das Leben auch Schattenseiten hat. In einem Kapitel beschreibt sie, wie man damit umgehen kann.

Würde Gott besser küssen?

Von der Aufmachung und vom Schreibstil her zu urteilen, ist der Ratgeber am ehesten auf Frauen Ende 20 oder Anfang 30 zugeschnitten. Ich als Teil der Zielgruppe fühlte mich mit dem Buch tatsächlich gut beraten. Mir als Christ fehlte an manchen Stellen jedoch der Verweis auf die Hoffnung, die ich durch den Glauben an Gott erhalte. Beispielsweise als es darum geht, Verletzungen aus der Vergangenheit abzugeben. Die beschriebene Übung, sich die Schwere dieses seelischen Ballasts mit Hilfe eines Steins bewusst zu machen und diese dann durch Wegwerfen des Steins abzugeben, mag hilfreich sein. Mir fehlt darin aber die Vergebung, wie sie zum Beispiel bereits im Vaterunser erwähnt wird (Matthäus 6,12).

Vergessen darf man jedoch nicht, dass das Buch in einem säkularen Verlag erschienen ist und im Klappentext keine explizit christlichen Inhalte versprochen werden. Dennoch bringt die Autorin ihren Glauben an Gott ein. Stellenweise ist von Gebet die Rede oder sie nimmt Bezug auf die Geschichte von Mose. Darauf basiert aber nicht das ganze Buch, so dass das Buch auch für Nichtchristen gut lesbar ist.

Insgesamt gesehen ist das Buch ein hilfreicher Ratgeber, der Wegweisung in manchen Entscheidungen und Fragen geben kann.

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Kommentare (1)

Alois Z. /

Ich finde das Buch sehr interessant, vermutlich ist es das nächste Buch, das ich mir kaufen werden. Habe aber noch etliche nicht gelesene Bücher vor mir.

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