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© Caroline Hernandez / unsplash.com

26.08.2023 / Buchrezension / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Hanna Willhelm

Gottes Kosmos für kleine Forscher und Denker

Zwei Bücher laden Kinder dazu ein, Gott als kreativen Schöpfer zu entdecken.

Gott ist der Schöpfer dieser Erde und des Universums – daran glauben Christen. Hinter dieser Aussage steht für sie allerdings mehr als eine rein nüchterne Feststellung, die den Urgrund für alles Leben erklären will. Ein Blick auf die Vielfalt der Arten und die Schönheit des Kosmos lässt erahnen, dass Gott als Schöpfer unheimlich kreativ und liebevoll ist.

Die beiden Bücher „Gott, das geniale Universum und Du“ und „So viel mehr als Sternenstaub“ laden Kinder dazu ein, diese Kreativität und Fürsorge des Schöpfers für ihr Leben zu entdecken. Wir stellen die beiden Kinderbücher vor.

Louie Giglio: Gott, das geniale Universum und Du 

Gott, das geniale Universum und Du von Louie Giglo (Bild: Francke Verlag)
„Gott, das geniale Universum und Du“ (Bild: Francke Verlag)

„100 Expeditionen in einer Welt voller Wunder“ lautet der Untertitel des reich bebilderten Andachtsbuches für Kinder von etwa 7 bis 12 Jahren. Es ist 2019 erstmals auf Deutsch erschienen und liegt bereits in der dritten Auflage vor. Der Francke Verlag und Autor Louie Giglio scheinen mit dem Konzept also einen Nerv bei Eltern und Kindern getroffen zu haben.  

Für 100 Tage tauchen Klein und Groß hier in unglaubliche Details aus der Schöpfung ein, die so manchen Wow-Effekt hervorrufen. Es geht um singende Steine in den USA, die unterschiedliche Töne von sich geben, wenn man sie mit einem Hammer anschlägt. Es geht um extrem starke Tiere und Spinnennetze, die so reißfest sind, dass sie in der Südsee als Fischernetze genutzt werden.

Es geht um Sterne wie den Vela Pulsar, dessen Drehungen Wissenschaftler in Klang und Rhythmus umgewandelt haben, so dass wir ihn tatsächlich hören können. Und es geht um uns Menschen, um unseren Körper und um die erstaunliche Tatsache, dass alle drei Knöchelchen aus unserem Ohr auf eine 1-Cent-Münze passen. 
 

Aufbau des Buches  

Dem Autor, einem amerikanischen Pastor, liegen besonders junge Menschen am Herzen. Er will mit dem Buch nicht nur die Neugierde der jungen Leser stillen. Sein Anliegen formuliert er im Vorwort selbst so: „Ich bete dafür, dass du dich begeistern lässt und darüber staunst, dass derselbe Gott, der Beteigeuze geschaffen hat (einen der größten Sterne, von denen wir wissen!), sich auch DICH ausgedacht hat. (...) Dieser unbeschreibliche Schöpfer kennt dich besser und liebt dich mehr, als jeder Mensch auf dieser Erde es könnte!“  

Deswegen gibt es neben all den wissenschaftlichen Fakten für jeden Tag einen Bibelvers, der all diese unglaublichen Tatsachen mit dem Glauben der Kinder in Verbindung bringt. Ein vorformuliertes Gebet ermutigt die Kinder am Schluss, das Gelesene auch für sich selbst in Anspruch zu nehmen. Liebevoll und witzig gezeichnete Bilder und teilweise auch Fotos zu den besprochenen Phänomenen runden das Ganze ab.
 

Mein Fazit als Mutter 

Wir haben die kurzen Texte jeweils nach dem Abendessen gemeinsam gelesen. Ich hatte den Eindruck, dass das unseren beiden Jungs Spaß gemacht hat und sie gerne zugehört haben. Mehr als einmal kam jedenfalls ihre Ermahnung, das Vorlesen nicht zu vergessen. Ganz oft haben wir nach dem Lesen auch die beschriebene Naturerscheinung gegoogelt und darüber ehrlich gestaunt. Als Erwachsene habe ich dabei genauso viel gelernt, wie meine Kinder.  

Ein bisschen schade fand ich allerdings, dass der Funke im Blick auf den Glauben nicht genauso übergesprungen ist. Dass ich das bei einem Andachtsbuch für 100 Tage nicht jedes Mal erwarten kann, ist mir klar. Aber manchmal hatte ich den Eindruck, dass die beschriebenen Naturphänomene sowohl bei uns Großen als auch bei den Kindern deutlich stärker hängen geblieben sind als die geistliche Übertragung. Die kamen zumindest in manchen Kapiteln etwas trocken und hin und wieder auch ein wenig moralisierend daher.  

Ich wüsste an der Stelle aber auch nicht, wie man das grundsätzlich besser machen könnte. Möglicherweise liegt es in der Natur der Sache, dass sich geistliche Wahrheiten nicht so leicht vermitteln und fassen lassen wie greifbare Dinge. Vielleicht braucht es hier einfach ein bisschen Vorschussvertrauen, dass auch die Aussagen, die Giglio über Gott und das Leben mit ihm macht, sich auf Dauer positive auf die Kinder auswirken.  

Ich finde es schön, dass das Buch sowohl Wissen über den Glauben als auch über Natur, Tiere und das Universum bereithält.

Fazit von Samuel (10 Jahre)

Rainer Oberthür: So viel mehr als Sternenstaub 

So viel mehr als Sternenstaub von Rainer Oberthür (Bild: Gabriel Verlag)
„So viel mehr als Sternenstaub“ von Rainer Oberthür (Bild: Gabriel Verlag)

„Nachdenken und Staunen über Gott“ lautet hier der Untertitel des Buches, das durch großflächige Bilder und verhältnismäßig wenig Text besticht. Es ist 2018 im Thienemann-Esslinger Verlag erschienen und aktuell in der  8. Auflage erhältlich. 

Ursprünglich ist das Buch 2016 unter dem Titel „Sterrenpracht“ auf Niederländisch erschienen. Der Dozent für Religionspädagogik und Grundschullehrer Rainer Oberthür hat sich dann von den Bildern der Illustratorin Marieke ten Bergen inspirieren lassen und die Texte für die deutsche Ausgabe verfasst.  

Fakten kommen in diesem Buch nur wenige zu Wort, dafür werden aber viele der großen Lebensfragen aufgeworfen. Es geht darum, was die Welt von Gott erzählt und warum wir ihn trotzdem nicht fassen können. Es geht um das Wunder der Musik und die Liebe zwischen den Menschen.

Es geht um den Einsatz für Gerechtigkeit und darum, wie man Vertrauen für schwere Wege gewinnen kann. Die Rolle der Gefühle für unser Menschsein wird genauso angesprochen, wie die Bedeutung der Stille für die Selbstreflexion und die Gottesbegegnung.
 

Aufbau des Buches  

„Ich habe Gott überall erblickt und niemals begriffen“ – dieser Gedanke von Alphonse de Lamartines ist ein Leitmotiv, nach dem Rainer Oberthür seine Texte gestaltet hat. Er möchte Kinder zum „Fragen und Suchen, Entdecken und Erfahren“ einladen. Denn der Autor ist überzeugt, dass ein Mensch, der die Sterne und den Kosmos aufmerksam betrachtet, automatisch anfängt, sich Fragen über Ursprung und Sinn und damit letztlich auch über Gott zu stellen. 

Besonders Kindern attestiert Oberthür eine Empfänglichkeit für diese Fragen, auch wenn sie im Unterschied zu Erwachsenen „mehr in Fragen als in Antworten leben.“ Aus diesem Grund reißt Oberthür die im Buch angesprochenen Themen immer nur an und gibt erste Denk- und Antwortmöglichkeiten.

Immer dabei ist aber ein Hinweis auf Gott, der unser Leben in seinen Händen hält und der trotz möglicher Zweifel unbedingt vertrauenswürdig ist. Ein farblich abgesetzter Bibelvers fasst das Gesagte dann noch einmal zusammen.
 

Mein Fazit als Mutter  

„So viel mehr als Sternenstaub“ ist ein philosophisches Kinderbuch, dessen Wirkung zum großen Teil auch in den Bildern liegt. Text und Bild bilden eine inhaltliche Einheit und es erfordert ein bisschen Zeit, um sich auf beides einzulassen. Erst dann entfaltet „So viel mehr als Sternenstaub“ seine volle Wirkung.  

Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum meine Jungs mit dem Buch nicht so richtig warm geworden sind – wir kommen eher von der klassischen Vorleseliteratur her. Als Mutter hat mich das behutsame Vorgehen von Rainer Oberthür trotzdem positiv angesprochen. Auch die Bilder habe ich als Einladung empfunden, über das Gelesene weiterzudenken.  

Insgesamt blieb mir Rainer Oberthür in seinem Reden über Gott allerdings zu vage. Eine „Gottesahnung“ ist mir persönlich zu wenig als Ziel für ein Buch, das sich Gott durch Nachdenken und Staunen nähern möchte. Denn Gott wird in Jesus Christus greifbar, bei allem Nichtwissen über ihn, das bleibt. Das Kapitel „Vom Himmel auf die Erde“ greift Jesus als Bild Gottes zwar auf, trotzdem bleibt das Gottesbild unscharf. 

Ich frage mich, ob Kinder den Bogen von dem Gelesenen in ihren Alltag schlagen können, oder ob Gott für sie hier nicht ein vertrauenswürdiges, aber abstraktes Prinzip bleibt.  

Trotz dieser Kritik bieten Rainer Oberthür und Marieke ten Bergen mit dem Buch gute Ansatzpunkte für Eltern und Großeltern, die mit ihren Kindern und Enkeln vielleicht zum ersten Mal über Gott ins Gespräch kommen möchten. Gut geeignet ist es sicherlich auch für den Religionsunterricht in der Grundschule oder als Geschenk für die Erstkommunion oder die Vorkonfirmation im dritten Schuljahr. 

Ich finde es toll, dass es in dem Buch um Gott geht und dass in den Bildern auch Kinder vorkommen.

Fazit von Konstantin (7 Jahre)

 

 Hanna Willhelm

Hanna Willhelm

  |  Redakteurin

Hanna Willhelm ist Redakteurin, Autorin und begeisterte Theologin. Ihre Faszination für die Weisheit und Bedeutung biblischer Texte möchte sie gerne anderen zugänglich machen.  In der Sendereihe "Das Gespräch" spricht sie am liebsten mit Gästen über theologische und gesellschaftlich relevante Themen. Sie liebt Bücher und lebt mit ihrer Familie in Mittelhessen.

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