
26.05.2014 / Andacht / Lesezeit: ~ 2 min
Autor/-in: Nelli BangertIch gegen mich
Warum ich selbst mein größter Feind bin – und Gott das gar nicht möchte. Eine Andacht
Ich stehe im Kampffeld ohne Schild. Die Pfeile meines Gegners werden gnadenlos auf mich abgeschossen. Ich bin wehrlos und habe keine Chance, mich irgendwie vor den Verletzungen zu schützen. Ich bin unterlegen und möchte fliehen, doch die Frage ist nur: Wohin? So ähnlich geht es mir manchmal. Das Fatale an der ganzen Sache ist, dass niemand anderes in diesen Momenten mein Gegner ist als ich selbst.
Mein Selbstwert schrumpft
Ich selbst attackiere mich mit Selbstvorwürfen, konfrontiere mich mit meinem Versagen, reite immer wieder auf negativen Charaktermerkmale rum. Wenn das Gedankenkarussell sich erst einmal anfängt zu drehen, ist es beinahe unaufhaltbar. Dann sehe ich nicht nur meine Disziplinlosigkeit im Sport, sondern bewerte auch meine Leistung im Job und im Ehrenamt als unzureichend. Schnell komme ich zu dem Schluss, dass ich kaum etwas bewirke, nicht bedeutsam und schon gar nicht wertvoll bin. Diesem Ergebnis glaube ich und suhle mich in Gedanken, die mir nicht guttun. Mein Selbstwert schrumpft sekündlich.
Bei meinem letzten abendlichen Spaziergang durch das Feld in der Nähe meiner Wohnung ging mir wieder einmal Ähnliches durch den Kopf. Ich musste negative Gefühle über mich selbst abschütteln und das kann ich in der Natur und im Gespräch mit Gott besser als in einem Raum. Ich ließ Gott teilhaben an meinen destruktiven Gedanken, aber auch an meinen persönlichen Anforderungen, die wie ein Berg anklagend vor mir standen.
„Du bist mein“ verändert alles
Plötzlich wurde das rasende Gedankenkarussell unterbrochen. Es schien mir, als würde Gott selbst das Wort ergreifen. Ein Vers war plötzlich präsent in meinen Gedanken. „Ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1) Das Wort erlösen bedeutet so viel wie befreien oder herausnehmen. So wie ein Sklave von Knechtschaft erlöst werden kann und dadurch ein freier Mann wird, will Gott mich von meiner negativen Selbstsicht befreien. Er will mich aus meinem negativen Denken und Fühlen herausheben. Ich muss nicht mit Leistungen glänzen, um wertvoll zu sein. Ohne Bedingungen sagt er zu mir: „Du bist mein.“ Er will mich ganz haben.
Wenn ich an meinen Fähigkeiten zweifele, zwinkert Gott mir zu und sagt: „Du schaffst es.“ Wenn ich mich selbst nicht leiden kann, sagt Gott zu mir: „Hey, ich mag dich.“ Wenn ich das Gefühl, dass Menschen gegen mich sind, sagt Gott: „Ich bin für dich.“ Dieses klare „Ja“ von Gott zu meinem Leben gibt mir wieder Stärke und Orientierung.
Der Fixpunkt Gott ist mein innerer Anker. Er gibt meinem Leben Stabilität. Sobald sich der Fokus von Gott hin auf mich selbst verschiebt, beschäftige ich mich wieder mehr mit mir selbst. Deswegen will ich mich regelmäßig auf Gottes Gedanken über mein Leben einlassen. Denn nur so erlebe ich, dass mein Wert nicht von der Meinung anderer abhängt oder von meiner Leistung. Sondern allein davon, was Jesus über mein Leben sagt.
Ihr Kommentar
Kommentare (11)
Vielen Dank Nelli, sehr ermutigend :-)
Sehr,sehr wertvoll!Vielen Dank
Danke Nelli, dass du so offen über deine eigene Verwundbarkeit und Schwäche sprichst... Als wäre es meine Situation. Durchlebe gerade die größte Krise meines Lebens und fand den Artikel gerade zur rechten Zeit... Volltreffer! Vielen Dank an Dich und an meinen HERRN... :-)
Danke für die ermutigenden Worte. Ehre sei Gott für seine Liebe. Seltsam, dass er uns immer wieder zeigen muss, dass seine Sichtweise oft so anders ist als unsere. Unglaublich wie oft wir Dinge in unserem Leben falsch wahrnehmen und er das bei uns korrigieren möchte.
Hallo Nelli,danke für ihre Andacht. Sie sprechen mir aus der Seele. Mir geht es oft gedanklich auch so wie ihnen. Manchmal denke ich, ob ich für Gott genug bin, sowie ich bin.
Herzlichen Dank für diese wunderbare Andacht und so wichtige Wahrheit über uns ganz persönlich und wie Gott zu uns steht!
Hallo Nelli Löwen,
haben Sie diesen Text extra für mich geschrieben? Ich stehe in hoher kommunalpolitischer Funktion - und gerade diese Worte widerspiegeln mein gegenwärtiges Ich. Vielen Dank - habe lange Zeit nicht mich nicht mehr mit dem Wort beschäftigt. Gruß Frank
Ja, es ist wichtig zu wissen, wer man in Christus ist und sich immer neu dahin zu besinnen. Manches "unwert!" ist so alt in uns, dass es viel Zeit braucht, sich Gottes Wohlwollen dauerhaft zu … mehröffnen.
Ich erlebe den Zwiespalt in der Identität als Wellenbewegung - und in den Tälern tröstet mich Galater 5,17: "Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, sodass ihr nicht tut, was ihr wollt." Ich darf sein, was ich bin und mit der Zeit in das wachsen, was ich werden kann.
Wieso soll Gott das nicht mögen, dass ich mit mir selbst als wie mit Gott ringe. Schließlich geht's um meinen Gottesnamen, so wie auch Jakob seinen erhielt. Sonst müssten Eltern oder andere Menschen eine Bürde tragen, die sie auf Dauer überheblich oder 'zer-brechlich' werden lässt.
Danke! Es ist mir aus dem Herzen gesprochen. Mich quälen schon mein lebenlang Minderwärtigkeitskomplexe. Ich brauche immer wieder die Erinnerung, dass ich von Gott geliebt bin.
Ich stimme auf jeden Fall zu, was die Notwendigkeit der "anderen Sicht", anbetrifft. Festgehakte Gedanken durch Gottes Gedanken austauschen ist ein unschätzbares Privileg. Das Problem sehe ich … mehrwiederum darin, dass ich diesen Level so gar nicht halten kann bzw. dass es leider immer möglich ist, von zwei Seiten vom Pferd zu fallen. Mir helfen auch Gedanken, dass ich mich einfach in Anbetracht von 7 Milliarden Menschen nicht so wichtig nehmen muss - außerdem ist von meinem Tun auch nichts wirklich wichtiges dabei - meine "Fingerübungen" haben keinen Ewigkeitswert und würde ich das nicht tun, wäre jemand anders dafür da. Es käme mir irgendwie egozentrisch vor, würde ich den lieben langen Tag denken, was bin ich doch für ein geliebtes Kind, was für ein Strahlen in Gottes Augen, wenn er an mich denkt etc.