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© Logan Weaver / unsplash.com

08.04.2022 / Theologischer Artikel / Lesezeit: ~ 9 min

Autor/-in: Steffen Brack

Völlig unmöglich? Gott finden (1)

Gott will, dass wir ihn suchen. Und ihn auch finden.

 

 

Manche denken: Es gibt ihn gar nicht. Andere meinen: Niemand weiß wirklich, wie er ist. Und viele sind sich sicher: Ihn tatsächlich finden oder sogar kennenlernen, das ist völlig unmöglich. Aber Jesus sagt: „Oh doch! Gott gibt es. Und er will auch, dass ihr ihn findet. Und ihn kennenlernt.“
 

Viele Sucher

„27, 28, 29, 30. Ich komme!“ So beginnt eines der beliebtesten Kinderspiele: Verstecken. Viele von Ihnen haben es als Kind vermutlich auch gespielt. Ein Kind stellt sich an einen Baum, an eine Mauer oder in eine Ecke – und dreht den anderen den Rücken zu. Dann schließt es die Augen und zählt langsam bis 20 oder 30 – oder bis zu der Zahl, auf die sich alle geeinigt haben. In dieser Zeit verstecken sich die übrigen Mädels und Jungs. Und sobald das Kind, das den übrigen den Rücken zudreht, zu Ende gezählt hat – ruft es laut: „Ich komme“. Und dann fängt es an und sucht. Und ganz offensichtlich macht das allen richtig viel Spaß.

Ich habe den Eindruck: Suchen – das ist offenkundig unlösbar mit unserem Leben verbunden. Schon als Kinder fangen wir an und suchen. Und können uns sogar darüber freuen, wenn wir gefunden werden. Und im Erwachsenleben geht es munter weiter – mit dem Suchen. Menschen suchen: ihre Autoschlüssel, Freunde, einen Partner fürs Leben. Sie suchen einen Arbeitsplatz, suchen Erholung, suchen einen Ort, an dem sie zu Hause sein können. Menschen suchen auch nach Wahrheit und nach einem Sinn für ihr Leben.

Der Portugiese Christoph Columbus suchte 1492 einen Seeweg von Europa nach Indien. Und er hat dabei einen Kontinent entdeckt, der damals aus europäischer Sicht gänzlich unbekannt war: Nord- und Südamerika.

Der britische Mediziner und Bakteriologe Alexander Flemming suchte schon lange nach Wirkstoffen, die Bakterien abtöten. Aber nur solche Bakterien, die Menschen krank machen. Und gleichzeitig durfte der Wirkstoff nicht das Leben der Patienten gefährden. Schließlich entdeckt Flemming 1928 das Penicillin. Und zwar durch Zufall. Er hatte in einigen Petrischalen – das sind die flachen Glasschalen in Laboren – Kulturen mit einem Krankheitserreger angelegt. Ein paar davon hat er dann vor seinem Urlaub vergessen und sie nicht entsorgt.

Wieder zurück in seinem Labor findet er diese Petrischalen im Spülbecken. In einer von ihnen waren Schimmelpilze gewachsen. In einem biologischen Labor durchaus normal. Das ungewöhnliche aber: rings um diesen Schimmel gab es keine Krankheitserreger mehr. Flemming untersuchte den Pilz genauer und wusste: ich bin am Ziel.

Weil der Schimmelpilz zur Gruppe Penicillium gehört, nennt er den darin enthaltenen Wirkstoff Penicillin. Das erste hochwirksame Antibiotikum war gefunden. Dass Flemming es so zufällig entdeckt hat, kommentiert er später mit den Worten: „Manchmal findet jemand etwas, wonach er gar nicht gesucht hat.“
 

Gott suchen?!

Suchen gehört wohl zu unserem Menschsein. Wie atmen und essen ist es offensichtlich nicht von unserer Natur zu trennen. Und ich meine, deshalb ist jeder von uns auf der Suche. Und neben vielem anderen, das wir suchen, fragen wir auch danach: können wir vielleicht auch nach Gott suchen? Und ihn vielleicht sogar finden?

Manche denken freilich: Gott? Den gibt es überhaupt nicht. Andere meinen: Niemand weiß wirklich, wie Gott ist. Und viele sind sich sicher: Ihn tatsächlich finden oder sogar kennenlernen – das ist völlig unmöglich. Aber Jesus sagt: „Oh doch! Gott gibt es. Und er will auch, dass ihr ihn findet. Und ihn kennenlernt.“ Und darum soll es jetzt gehen. Wie beschreibt Jesus Gott? Und was sagt er darüber, wie ich Gott suchen kann? Und darüber, wie ich ihn finde?

Kann ich als Mensch etwas von Gott wissen? Und kann ich Gott vielleicht auch suchen? Die Antwort von Jesus dazu ist ziemlich eindeutig: „Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet!“ So in der vielleicht bekanntesten Rede von Jesus – in der Bergpredigt. Nachzulesen im Bericht des Matthäus über Jesus, Kapitel 7, Vers 7.

Wörtlich sagt Jesus hier: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden!“ Das klingt im Deutschen etwas umständlich. Aber in der griechischen Sprache, die damals in den meisten Ländern des Römischen Reichs gesprochen wurde – ist es durchaus üblich, wenn Tätigkeitswörter auch in der passiven Form verwendet werden. Also in der „Leideform“, wie es früher meistens geheißen hat. Konkret geht es hier um die beiden Formulierungen: „es wird euch gegeben werden“ und „es wird euch geöffnet werden“.

In der Bibel bedeutet diese passive Form oft: Gott selbst tut hier etwas, das ein Mensch dann von ihm bekommt. Ein Beispiel: Jesus spricht zu seinen Leuten bei einer anderen Gelegenheit: „Wenn sie euch an die Gerichte ausliefern, dann macht euch keine Sorgen, was ihr sagen sollt oder wie ihr es sagen sollt. Es wird euch im entscheidenden Augenblick eingegeben werden.“ Also auch hier passiv formuliert: „Es wird euch im entscheidenden Augenblick eingegeben werden.“

Und darauf folgt die eindeutige Erklärung, wie das geschieht. Und wer hier den Jesusleuten die richtigen Worte eingibt: „Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist Gottes [w.: eures Vaters] wird durch euch sprechen.“ Es ist also Gott selbst, nämlich der Geist Gottes, der den Jesusnachfolgern dann beisteht und ihnen die passenden Worte eingibt (s. Matthäus 10,19-20).

Dann bedeutet die Aussage von Jesus über das Suchen also folgendes: Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht Gott und ihr werdet ihn finden! Klopft an Gottes Tür und er wird sie euch öffnen! Mit anderen Worten sagt Jesus hier: Gott suchen? Ja, natürlich. Gott will nichts mehr, als dass Sie ihn suchen. Und er will auch, dass wir ihn finden. Sie und ich.

Wer also gewissermaßen anklopft an die Haustür Gottes, der wird erfahren: Gott öffnet mir seine Tür. Und zwar von Herzen gerne. Gott freut sich riesig darüber, wenn Sie und ich zu ihm kommen.

 

Und damit daran auch überhaupt keine Zweifel aufkommen, wiederholt Jesus das Ganze noch einmal. Ich lese weiter im Bericht von Matthäus, Kapitel 7, ab Vers 8: „Denn wer [Gott] bittet, der bekommt. Wer [Gott] sucht, der findet [ihn]; und wer bei [Gott] anklopft, dem öffnet [er seine Tür]. Wer von euch würde seinem Kind einen Stein geben, wenn es um Brot bittet? Oder eine Schlange, wenn es um Fisch bittet? So schlecht ihr auch mitunter handelt, ihr wisst doch, was euren Kindern gut tut. Und ihr gebt es ihnen. Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten“ (Matthäus 7,8-11).

Für unsere Suche nach Gott bedeutet das: Jesus gibt uns gewissermaßen Brief und Siegel und versichert uns ohne Wenn und Aber: Gott sieht euch! Und jeder und jede von euch ist ihm unendlich wichtig. Und deshalb lädt Gott euch ein: „Sucht mich! Und ich will mich von euch finden lassen.“ Ja. Gott will gefunden werden. Sie und ich: wir dürfen und wir können Gott suchen. Und wer das von ganzem Herzen tut, der wird Gott auch finden. Das verspricht uns Jesus hier.

Jesus sagt damit übrigens gar nichts neues. Schon 600 Jahre vor Jesus ruft der Prophet Jeremia seinen Zeitgenossen zu, was Gott ihm aufgetragen hat: „Wenn ihr mich von ganzem Herzen sucht, will ich mich von euch finden lassen. Das sage ich, der Herr, der Gott Israels. Ich werde alles wieder zum Guten wenden. (Jeremia 29,13-14). Und dieses Versprechen macht Gott den Menschen seines Volkes Israel immer wieder (5. Mose 4,29; 1. Chronik 28,9; 2. Chronik 15,12.15; vgl. auch Jes 55,6; Hos 5,15).
 

Und wenn Gott doch nicht hört?

Noch eine Nebenbemerkung. Jesus gibt uns hier auch einen Hinweis, warum Gott nicht immer sofort reagiert, wenn ich ihn um etwas bitte. Nicht alles, was wir erbitten, ist auch wirklich gut für uns. Und Jesus verweist sehr deutlich darauf, dass Gott uns nur Gutes geben will. Er sagt hier ja: „Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten.“

Und dabei macht Jesus einen genialen Vergleich. Ich umschreibe das mal mit meinen Worten: Ihr gebt euren Kindern doch keinen Stein oder ein giftiges Tier, wenn sie Hunger haben. Ihr gebt ihnen doch etwas Gutes zu essen. Und das, obwohl ihr als Menschen ja durchaus auch Böses in euch habt. Dann wird doch Gott, der Vater im Himmel, euch erst recht Gutes geben, wenn ihr ihn bittet. Denn Gott ist gut. Durch und durch gut. Und überhaupt nichts Böses schlummert in ihm.

Manche von Ihnen werden das kennen. Kinder kommen ja auch gerne und wollen Süßigkeiten haben. Eis, Kuchen, Schokolade, Cola und was es da noch alles gibt. Aber auf Dauer und zu viel davon ist nicht gut für die Kinder. Der übermäßig viele Zucker schadet ihnen. Den Zähnen droht der Verfall durch Karies, die Bauchspeicheldrüse wird überfordert und es kann schon bei Kindern zu Diabetes kommen, der Körper setzt viel zu viel Fett an. Und noch so einiges mehr. Und deshalb geben viele Eltern ihren Kindern nicht immer Süßigkeiten, wenn sie danach fragen. Und schon gar nicht in den Mengen, die Kinder gerne hätten.

Und bei Gott kann das ähnlich sein, sagt Jesus. Da bete ich vielleicht für eine bestimmte Stelle in der Firma, an der ich mehr Verantwortung und Ansehen hätte – und natürlich auch mehr Geld. Aber Gott sieht dann vielleicht: das ist gar nicht gut für mich. Meine Ehe könnte unter der Mehrarbeit leiden. Und vielleicht ist es für mich auch jetzt viel wichtiger, dass ich lerne, Gott mehr zu vertrauen. Und das ist für mich mit weniger Geld vielleicht etwas leichter. Und deshalb sagt Gott nein zu meinem Gebet. Aber nicht, weil er es nicht gut mit mir meint. Und auch nicht, weil er mir nichts Gutes gönnt. Oder weil auf Gott doch kein Verlass ist.

Nein, im Gegenteil. Sondern Gott sagt manchmal einfach deshalb nein, weil er weiß: das ist nicht gut für dich. Und deshalb gibt Gott es mir auch nicht. Denn er gibt mir nur Gutes. Und das wird er immer tun, wenn ich ihm vertraue.

Und auf anderes, für das wir Gott bitten, müssen wir einfach noch warten. Und das kann uns manchmal auch sehr lange vorkommen. Das ist bei Kindern ja auch so. Da sind es noch zwei Wochen bis Weihnachten. Und die Zeit kommt den Kleinen so unendlich lang vor. Vielleicht wurden deshalb ja die Adventskalender erfunden. Ich will jetzt nicht leichtfertig davon reden, dass wir bei manchem, um was wir Gott bitten, auch manchmal sehr lange warten müssen.

Ich bin seit mehr als 20 Jahren krank. Und da geht es nicht um einen Schnupfen. Meine Erkrankung, mit der ich jetzt schon so lange leben muss, kann unter Umständen auch tödlich werden eines Tages. Aber bis jetzt hat Gott mir keine dauerhafte Heilung geschenkt. Und ich kenne viele Menschen, denen geht es ganz ähnlich. Im Grunde genommen heilt Gott in dieser Welt ohnehin niemals auf Dauer. Für alle Zeiten. Denn dann würde ein geheilter Mensch ja nicht mehr sterben müssen.

Es gibt manches Gutes, das Gott uns von Herzen gerne schenken will, das werden wir erst in der neuen Welt Gottes erfahren.

 

Das scheint sehr weit weg zu sein. Ich weiß. Aber ich weiß auch: Gott wird uns diese Bitten um Heilung, die Bitten für eine Welt ohne Leid, für ein Leben ohne Schmerz und ohne Trauer, – Gott wird uns alle diese Bitten erfüllen. Manche vielleicht schon hier und jetzt. Andere erst in seiner neuen Welt, in der alle dabei sein werden, die an ihn glauben. Ihm vertrauen. Jesus hat diese Welt einem seiner engsten Freude, dem Johannes, in einer herrlichen Vision schon gezeigt. Und Johannes beschreibt sie so: „Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden. Gott wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei.« (Offenbarung 21,1+4).

Diese Nebenbemerkung ist jetzt vielleicht etwas lang geworden. Aber es war mir wichtig. Ich wollte auch etwas dazu zu sagen, warum Gott nicht immer sofort reagiert, wenn wir ihn um etwas bitten.

Dieser Artikel wird in Teil 2 fortgesetzt.
 

 Steffen Brack

Steffen Brack

  |  Coach Evangelisation & Follow-Up

Theologe und Redakteur, verheiratet, drei Kinder. Begeistert von Gottes unerschütterlicher Liebe.

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