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© Keenan Constance / unsplash.com

25.07.2022 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Markus Baum

Sind Namen Schall und Rauch?

Bedeutsam oder nicht, das ist hier die Frage.

 

 

Zumindest die großen Literaten und Dramatiker dieser Welt scheinen sich einig zu sein: Namen und ihre jeweiligen Bedeutungen werden überschätzt. William Shakespeare lässt seine Julia sagen: „Was ist ein Name? Was uns Rose heißt, wie es auch hieße, würde lieblich duften.“ Und Goethes Dr. Faust behauptet gar: „Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch.“

Wer genauer hinsieht, wird entdecken: in beiden Fällen liegen die Dinge nicht ganz so einfach. Julia möchte ihren Geliebten gerne umbenennen, weil Romeos Familienname Montague ein rotes Tuch für sie ist. Die Sippen der Montagues und Capulets sind sich seit vielen Generationen spinnefeind.

Und was den Herzensbrecher Faust betrifft: Der will sich nur um eine klare Auskunft auf die sprichwörtliche Gretchenfrage drücken. „Wie hast du’s mit der Religion?“ – die Frage passt ihm nicht. Mit Gott hat er gerade nicht so viel am Hut, im Gegenteil – er hat ja eben erst einen Pakt mit dem Teufel geschlossen.

Die allerwenigsten Menschen auf diesem Planeten sind unsterblich verschossen in einen Menschen, der einen völlig unakzeptablen Namen trägt. Und die allerwenigsten Menschen haben so endgültig mit Gott abgeschlossen, dass sie noch nicht einmal den Begriff „Gott“ in den Mund nehmen würden. Auch wenn Gott in ihrem Leben bisher keine Rolle gespielt hat – zumindest ihrer Wahrnehmung nach.

Was Gott selbst angeht – den Schöpfer dieser Welt, den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, den Vater Jesu Christi: Natürlich hat er einen Namen, aber dieser Name ist von Alters her geradezu unaussprechlich, jedenfalls hat das Volk Israel sich vor lauter Ehrfurcht gescheut, den Gottesnamen auszusprechen, für den die vier Buchstabe JHWH stehen.

Wo immer in der hebräischen Bibel JHWH steht, lesen Juden bis heute stattdessen Adonai – zu Deutsch: „Mein Herr.“ Und an vielen Bibelstellen haben sie die Konsonanten JHWH gleich ersetzt durch die für „Herr.“ Das ist nicht tragisch, außerdem lässt sich Gott auch noch mit anderen Namen ansprechen – zum Beispiel als El Shaddai = „der Allmächtige.“ Oder als Eljon = „der Höchste.“ Und von Jesus wissen wir: Gott merkt auch auf, wenn ihn jemand vertrauensvoll „Vater“ nennt.

Wie hält es Gott umgekehrt mit seinen Geschöpfen? Wer das überprüft, der oder die wird feststellen: Gott kennt sie alle mit Namen. Gott kann ja selbst die Myriaden von Sternen auseinanderhalten (Psalm 147,4) – geschätzt 70 Trilliarden Sterne gibt es allein schon im sichtbaren Universum. Und Gott kennt den Namen jedes einzelnen dieser Himmelskörper.

Wieviel mehr interessiert er sich für seine Lieblingsgeschöpfe, für uns Menschen. Unseresgleichen gibt’s nicht ganz so viele wie Sterne – gegenwärtig ca. 8 Milliarden.

Im Buch Jesaja, dem prominentesten und umfangreichsten prophetischen Buch der Hebräischen Bibel, des Alten Testaments der Christen, da spricht Gott dem marginalisierten und in alle Himmelsrichtungen zerstreuten Volk Israel zu: „So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“

Sind Namen Schall und Rauch? Für Gott offensichtlich nicht. Wir sollten darauf gefasst sein, dass Gott auch in der Gegenwart einzelne Menschen beim Namen ruft. Menschen wie Sie und mich. Wenn Gott das tut, dann erklärt er damit zugleich seinen Anspruch auf die Gerufenen. Ein solcher Anruf, eine solche Anrede, ein solcher Anspruch verlangt eine Antwort. Zumindest die Rückfrage: Meinst du mich, Herr? Das kann der Beginn einer großen Geschichte und eines abenteuerlichen Weges sein. 

 Markus Baum

Markus Baum

  |  Programmreferent

Exilschwabe, seit 1982 in Diensten des ERF. Leidenschaftlicher Radiomacher, Liebhaber der deutschen Sprache und Kenner der christlichen Musiklandschaft. Übersetzt Bücher ins Deutsche und schreibt gelegentlich selber welche. Singt gern mit Menschen. Verheiratet, drei erwachsene Kinder.

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Kommentare (1)

Manfred B. /

Namen sind Schall und Rauch. Aber Schall und Rauchzeichen sind/waren wichtige Medien der Kommunikation und Informationsübertragung! So denke ich schon, daß der Tonfall und die Betonung eines Namens mehr

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