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© Christian Lue / unsplash.com

26.05.2025 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Raus der FOMO-Falle!

Wie der Glaube an Jesus uns von Unzufriedenheit und Getriebensein befreit. Eine Andacht.

Kennst du das auch? Du wirst zu zwei Geburtstagspartys eingeladen, die dummerweise am selben Tag stattfinden. Anstatt dich für eine Party zu entscheiden, überlegst du krampfhaft, wie du beide Termine unter einen Hut kriegst. Denn du willst keine der Feiern verpassen. Am Ende musst du kurzfristig einem deiner Freunde wieder absagen, weil dein Zeitplan einfach nicht hinhaut.

Wenn ich mich so verhalte, spüre ich immer leichte Scham, gepaart mit einem unbestimmten Gefühl der Ungerechtigkeit. So als wäre es eine Frechheit, wenn ich nicht alles, was ich vorhabe, in einen 24-Stunden-Tag gepresst bekomme. Manchmal ist da auch eine drängende Ungeduld. Ein Lebenshunger, der nicht akzeptieren will, dass ich nur EIN Leben habe.

Währenddessen rauscht genau dieses Leben an mir vorbei, da ich in Gedanken schon beim nächsten Tagesordnungspunkt bin. Mir geht es ähnlich wie Goethes Faust, der von sich sagt: „So tauml' ich von Begierde zu Genuss, und im Genuss verschmacht' ich nach Begierde.“

Nichts ist gut genug, nichts stellt mich zufrieden. Immer habe ich den Eindruck, irgendetwas zu verpassen.

Selbstgemachte Unzufriedenheit

Was ich hier beschreibe, bezeichnet man als FOMO. Das ist eine Abkürzung für den englischen Begriff „Fear of Missing out“. Sprich: Es geht um die Angst, etwas zu verpassen. Die Sorge, irgendwie zu kurz zu kommen. Nicht genau das Leben zu leben, was ich mir wünsche und erhoffe.

Doch je mehr ich dem hinterherjage, desto weniger Leben bleibt oft.

Das Streben nach dem rundum perfekten Leben frisst die unbeschwerten Glücksmomente auf.

Etwa, wenn ich die eine Party nicht in vollen Zügen genieße, weil ich mich frage, was ich bei der anderen verpasse. Oder ich komme aus dem Urlaub nicht zufrieden und erholt zurück, sondern bin frustriert darüber, dass ich nicht alle Ausflüge am Urlaubsort unternehmen konnte.

Das Haschen nach einem möglichst guten Leben mit möglichst vielen Highlights macht mich nicht glücklich, sondern zutiefst unzufrieden. Und ich selbst bin die Schmiedin meines Unglücks.

Verliere ich mich selbst für mein „Glück“?

Auch wenn der Begriff FOMO zu Jesu Zeiten noch nicht bekannt war, warnt auch er seine Nachfolger vor dieser Lebensgier. Im Gespräch sagt er ihnen folgende ernste Worte: „Denn wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich aufgibt, der wird es für immer gewinnen“ (Matthäus 16,25).

In dem Bibeltext geht es zunächst einmal um die Bereitschaft, als Jünger oder Jüngerin auch Nachteile in Kauf zu nehmen. Die Entscheidung für Jesus hat Konsequenzen – und zwar nicht immer nur positive. Das sagt Jesus klar und deutlich, zeigt aber auch auf, dass der Gewinn am Ende die Kosten aufwiegt.

Aber die direkt anschließenden Worte Jesu eröffnen noch eine zweite Dimension, wenn er fragt: „Was hat ein Mensch denn davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele verliert? Er kann sie ja nicht wieder zurückkaufen!“ (Matthäus 16,26).

Geht es hier also nur um den Preis der Nachfolge? Ich denke nicht. Ich glaube, dass Jesus in diesen Versen auch anspricht, dass Menschen ohne ein sinnstiftendes Lebensziel allem Möglichen hinterherjagen und sich selbst dabei verlieren können. Genauso wie ich mich manchmal in meiner FOMO verliere.

Wenn ich versuche, alles Schöne, Erstrebenswerte und Gute in dieses eine kurze Leben zu pressen, bin ich eine Getriebene.

Und ich verliere den Auftrag aus dem Blick, den Gott für mich bereithält: Ihn und andere zu lieben.

Was stillt wirklich meinen Lebenshunger?

Doch wie komme ich aus der FOMO-Falle heraus? Muss ich meine Wünsche an das Leben aufgeben? Nichts mehr erwarten?

Das glaube ich nicht. Jesus wünscht sich ein gutes Leben für uns. In Johannes 10,10 sagt er seinen Jüngern zu: „Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss“. Ein ganz schön krasses Versprechen. Genau das wünsche ich mir ja.

Jesus meint damit aber kein rundum gefülltes Leben, wie es mir oft vorschwebt. Jesus stillt nicht meinen Lebensdurst, indem er mir 48 Stunden pro Tag schenkt. Oder ich wundersamerweise an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Er schenkt mir Zufriedenheit in meiner Begrenztheit.

Er weitet meinen Blick dafür, dass die schönen Momente des Lebens genau deshalb besonders sind, weil mein Leben endlich ist. Weil ich nur ein Leben und nicht tausend Leben führen kann.

Die Endlichkeit meines Lebens soll mich nicht in die Angst treiben, etwas zu verpassen, sondern mich ermutigen, innezuhalten. Durchzuatmen. Zu genießen.

Dann – und erst dann bekomme ich einen kleinen Vorgeschmack auf die Ewigkeit. Verstehe, dass „Leben im Überfluss“ bei Jesus immer auch die Ewigkeit miteinschließt. Erlebe, wie mein Lebenshunger ohne mein Dazutun gestillt wird – und wie gut das tut.
 

Autor/-in

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Rebecca Schneebeli ist Literaturwissenschaftlerin und arbeitet nebenberuflich als freie Lektorin und Autorin. Die Arbeit mit Büchern ist auch im ERF ihr Steckenpferd. Ihr Interesse gilt hier vor allem dem Bereich Lebenshilfe, Persönlichkeitsentwicklung und Beziehungspflege. Mit Artikeln zu relevanten Lebensthemen möchte sie Menschen ermutigen.

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