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© Matthew Henry / unsplash.com

31.01.2024 / Andacht / Lesezeit: ~ 4 min

Autor/-in: Sarah-Melissa Loewen

Nur eine halbe Portion?

Manchmal fühle ich mich ziemlich klein, trotzdem schreibt Gott mit mir Geschichte. Eine Andacht. 

Einmal im Jahr, meistens im Winter, gucken mein Mann und ich entweder alle drei „Herr der Ringe“ oder alle drei „Hobbit“-Filme in der Extended-Edition. Dann bunkern wir uns für ein halbes Wochenende bei zugezogenen Vorhängen und mit ausreichend Snacks auf dem Sofa ein. Das hat inzwischen Tradition.

Zuletzt war bei uns wieder „Der Hobbit“ an der Reihe. Nachdem wir den ersten Teil der Trilogie geschaut hatten, blieb mir ein bestimmter Satz hängen, über den ich länger nachgedacht habe.

Doch erst einmal kurz zur Story, für alle, die sonst nicht so viel in der Fantasywelt von Mittelerde unterwegs sind.

Mission impossible?

Die Geschichte ist die: Der Hobbit Bilbo Beutlin wird vom Zauberer Gandalf auf ein Abenteuer geschickt. Er soll dem Zwergenkönig Thorin und seinen zwölf Gefährten dabei helfen, ihre Heimat, den Berg Erebor, zurückzuerobern – und damit auch den unermesslichen Zwergenschatz, der in dem Berg liegt.

Das ist aber ziemlich unmöglich, denn in dem Berg lebt der Feuerdrache Smaug. Er wurde vom Schatz angelockt, besiegte und vertrieb beziehungsweise tötete das Zwergenvolk und verteidigt das Gold nun auf Gedeih und Verderb.

Als die Truppe auf ihrer Reise in das Elbenreich Bruchtal kommt, wird Gandalf von dem Elbenfürst Elrond gefragt: „Warum der Halbling?“ Diese Frage ist durchaus berechtigt, denn Hobbits sind die kleinsten Bewohner von Mittelerde und haben weder ein großes Königreich noch einen ruhmreichen Kriegsherrn hervorgebracht oder Schätze angehäuft. Manche der anderen Völker Mittelerdes wissen nicht einmal von ihrer Existenz.

So sind sie, die Hobbits: Sie lieben ihr ruhiges, beschauliches Leben im Auenland. Daher hat sich auch Bilbo eher widerwillig auf die Reise gemacht. Warum also der Halbling? Darauf antwortet Gandalf: „Ich finde es sind die kleinen Dinge, alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten.“

Spoiler: Damit wird er Recht behalten. Bilbo spielt eine entscheidende Rolle in der ganzen Unternehmung und ist am Ende sogar der Held. Später in der darauffolgenden Handlung von „Der Herr der Ringe“ ist es sein Neffe Frodo, der mit seinen Gefährten Mittelerde vor der dunklen Herrschaft Saurons rettet, indem er den Ring der Macht im Schicksalsberg von Mordor vernichtet.

Die kleinen Helden der Geschichte

Dass Bilbo und Frodo die Hauptrollen in dem Epos spielen, ist wohl, was so viele Menschen an dieser Geschichte fasziniert: Diese kleinen und unscheinbaren Wesen werden zum Zünglein an der Waage. Durch sie wird das Unmögliche doch möglich und das Schicksal aller verändert.

Das ist auch das, was ich an den Geschichten der Bibel immer wieder faszinierend finde: Gott schreibt seine Geschichte mit gewöhnlichen „kleinen“ Menschen. Mit solchen, die Fehler machen, Schwächen haben und bei denen ich mich manchmal frage: Warum gerade sie?

Da ist zum Beispiel der steinalte Abraham, der doch noch einen Sohn bekommt und Stammvater Israels wird. Oder der verwöhnte Joseph, von seinen Brüdern als Sklave ins Ausland verkauft, der sich in Ägypten zum „zweiten Mann im Staat“ hocharbeitet und seine Sippe vor einer Hungersnot rettet. Der schöne Hirtenjunge David mit der Harfe besiegt den gigantischen Philisterkrieger Goliath mit seiner Steinschleuder und wird viele Jahre später zum König Israels.

Für Gott ist nichts unmöglich und er tut durch gewöhnliche Menschen das Außergewöhnliche.


Sie wurden zu Helden der großen biblischen Geschichte. Durch ihren Mut, ihr Vertrauen auf Gott und weil Gott sie gebrauchte. Für Gott ist nichts unmöglich und er tut durch gewöhnliche Menschen das Außergewöhnliche.

Auch wir sind Teil der Geschichte

Und wir? Welche Rolle spielen wir in dieser Geschichte? Ich bin sicherlich kein Abraham, kein Joseph, Mose oder David. Sie waren einzigartige Figuren in Gottes Geschichte.

Wir müssen auch nicht die Last der Welt tragen und das Böse besiegen, so wie der Hobbit Frodo den Ring der Macht durch Mittelerde trägt und im Schicksalsberg zerstört. Das hat Jesus am Kreuz von Golgatha getan. Dort hat er das Schicksal dieser Welt gewendet.

Aber ich glaube, Gott schreibt auch mit uns seine Geschichte. Obwohl ich mir selbst manchmal vorkomme wie eine halbe Portion, die weder etwas zu melden hat noch einen Unterschied machen kann, geschweige denn etwas Heldenhaftes zustande bringt.

Die gute Nachricht ist: Darauf kommt es nicht an. Jesus sagte: „Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, wird viel Frucht bringen. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15,5).

Wenn ich mit Jesus auf der Reise bin, kommt es nicht auf meine Fähigkeiten an. Es ist seine Kraft, die mich befähigt, die Abenteuer dieses Lebens zu bestehen. Es ist seine Kraft, durch die ich in glanzvollen Momenten über mich selbst hinauswachse. Und es ist seine Kraft, durch die ich nach einer Niederlage wieder tapfer aufstehen kann.

Kleine Taten haben große Wirkung

Nochmal zurück zu der Frage: Warum der Halbling? Warum gerade ich? Es geht nicht um äußerliche Größe und Stärke, sondern um ein mutiges Herz, das Gott vertraut.

Gott gebraucht auch meine kleinen Taten, um die Welt etwas heller zu machen. Manchmal reicht schon ein ermutigendes Wort, eine freundlich ausgestreckte Hand, ein entschlossener Schritt hin zum anderen. Was mir selbst nur wie eine kleine, flackernde Funzel erscheint, ist für einen anderen möglicherweise das lang ersehnte Leuchtfeuer in der Nacht.

Auch das kleinste Licht macht in tiefer Dunkelheit einen Unterschied. Denn, um noch einmal Gandalf zu zitieren: „Es sind die kleinen Dinge, alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten.“

Entscheidend ist, dass ich den Schritt vor die Tür ins Ungewisse mache. Dass ich immer wieder aus meiner gemütlichen Hobbithöhle hinaustrete und meine sichere Komfortzone verlasse. Das zeugt von wahrer Größe. Wie sieht’s aus? Wagst auch du den Schritt ins Abenteuer?
 

 Sarah-Melissa Loewen

Sarah-Melissa Loewen

  |  Redakteurin

Sie hat Literatur- und Kulturwissenschaften studiert und war schon immer von guten Geschichten in Buch und Film begeistert. Doch sie findet, die besten Geschichten schreibt Gott im Leben von Menschen. Als Redakteurin erzählt sie diese inspirierenden Lebens- und Glaubensgeschichten. Sie lebt mit ihrem Mann in der schönsten Stadt am Rhein.

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