Navigation überspringen
© Andrew Neel / unsplash.com

09.11.2015 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min

Autor/-in: Rebecca Schneebeli

Das Ziel im Blick

Es ist wichtig, das bedeutendste Ziel nicht zu verfehlen.


Kennen Sie das auch? Sie kommen von der Arbeit nach Hause und kaum dass Sie Ihre Wohnung betreten, sehen Sie schon die nächsten Aufgaben vor sich: Da warten die Kinder auf das Essen oder der Wäscheberg quillt über. Ich fühle mich in solchen Momenten überfordert – nicht von den Aufgaben an sich, sondern von der Vielzahl der Aufgaben, die ich selbst und andere von mir erwarten. Mein Glaube ist mir in solchen Situationen häufig keine Hilfe. Denn sollte ich nicht noch mehr machen? Sollte ich nicht alles für Gott geben – wie in vielen Lobpreisliedern gefordert?
 

Sich zerteilen für Gott?

Auch in der Bibel finde ich viele Stellen, die scheinbar bestätigen, dass ich nie genug tun kann. Da schreibt Paulus in Philipper 3,13-14 etwa: „Ich bilde mir nicht ein, Brüder und Schwestern, dass ich es schon geschafft habe. Aber die Entscheidung ist gefallen! Ich lasse alles hinter mir und sehe nur noch, was vor mir liegt. Ich halte geradewegs auf das Ziel zu, um den Siegespreis zu gewinnen. Dieser Preis ist das ewige Leben, zu dem Gott mich durch Jesus Christus berufen hat.“

Ganz klar, Paulus spricht hier von Selbstaufgabe, von voller Konzentration auf Gottes Ziel mit meinem Leben. Aber wenn ich genau hinschaue, merke ich beim Lesen: Hier ist nur von einem Lauf die Rede, von einem Ziel, nicht von zahllosen Zielen und Aufgaben. Was heißt das für mich?

Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Text falsch zu verstehen: Entweder fallen alle meine Aufgaben unter das Ziel, von dem Paulus hier spricht. Das heißt: Ich muss in allen Bereichen alles geben und mich nötigenfalls zerteilen. Oder nur mein Dienst für Gott oder in der Gemeinde zählt. Alles andere – mein Job, mein Haushalt, meine Familie – ist nebensächlich.
 

Zielgerichtet leben vs. Gesetzlichkeit

Beide Interpretationen bergen Probleme. Entweder zerreibe ich mich oder ich ziehe eine klare Trennlinie zwischen „christlichen“ Aufgaben und meinem restlichen Leben. Beides hat Paulus meiner Ansicht nach nicht gemeint. Aber worum geht es dann? Bevor Paulus seine Verse über den Lauf zum Ziel schreibt, warnt er vor einem gesetzlichen Glauben. Er weist die Philipper harsch dafür zurecht, dass sie sich mit frommen Leistungen brüsten. Klipp und klar macht er deutlich, dass diese Leistungen uns vor Gott nicht besser machen. Aber wozu spornt Paulus die Philipper an, wenn nicht zu einem frommen Leben?

Das Ziel, von dem Paulus spricht, ist kein äußeres Ziel. Es geht nicht zuerst um fromme Taten, sondern um eine lebendige Gottesbeziehung. Paulus schickt den Philippern keinen Gebotskatalog, er schreibt ihnen vielmehr: „Brüstet euch nicht mit frommen Leistungen, sondern allein mit eurer Beziehung zu Jesus. Darauf gründet sich euer Glaube. Das ist euer Ziel.“ (vgl. Philipper 3,8-10).

Es geht nicht zuerst um fromme Taten, sondern um eine lebendige Gottesbeziehung.

 

Paulus rückt in seinem Brief die Prioritäten für die Philipper, aber auch für mich wieder zurecht. Wenn ich mich von diesen Worten herausfordern lasse, kommt für mich keine neue fromme Pflicht dazu. Vielmehr fordern mich die Worte des Paulus heraus, meine Aufgaben neu zu überdenken. Er stellt mich vor die Frage, was jetzt dran ist. Das Bewältigen eines großen Wäscheberges kann eine Liebeserklärung an meinen Partner sein. Es kann aber auch passieren, dass ich durch meine Geschäftigkeit etwas Wichtiges verpasse.

Was dran ist, erfahre ich nur im Hören auf Gott und im Ausrichten auf ihn und sein größeres Ziel mit mir. Dann steht am Ende auch nicht der Burn-Out, sondern ein gelungenes, zielgerichtetes Leben.

 Rebecca Schneebeli

Rebecca Schneebeli

  |  Redakteurin

Sie schätzt an ihrem Job, mit verschiedenen Menschen und Themen in Kontakt zu kommen. Sie ist verheiratet und mag Krimis und englische Serien.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Wolfgang B. /

Auch ich habe beruflich meine Leistungs-Grenze überschritten, prompt wurde ich dafür bestraft durch einen Unfall.

Renate E. /

Danke, das habe ich gerade gebraucht. Als Sammelstellenleiterin von Weihnachten im Schuhkarton gibt es momentan (um den 15.11.) mehr Aufgaben als Zeit, aber ich will auf Gottes Hilfe vertrauen, um zu sehen, was dran ist. Er hat den Überblick, nicht ich.

Das könnte Sie auch interessieren