
12.07.2021 / Andacht / Lesezeit: ~ 3 min
Autor/-in: Annegret SchneiderHalt die Klappe, Petrus!
Ein Einschüchterungsversuch, der gänzlich danebengeht.
Im 4. Kapitel der Apostelgeschichte im Neuen Testament werden lesenswerte Begebenheiten geschildert. Eine davon handelt von Petrus und Johannes und davon, wie diese beiden Jünger Jesu auf die Drohung vermeintlicher Machthaber reagieren. Mir gefällt dieser Bericht – wird hier doch geschildert, wie zwei Menschen mutig ihre Überzeugung leben. Trotz Gefangennahme und Redeverbot.
Was ist passiert?
Petrus und Johannes haben einen Menschen geheilt (nachzulesen im vorangehenden Kapitel 3) und erzählen allen, die es hören wollen – und auch denen, die es nicht hören wollen – munter von der Auferstehung Jesu. Vielen gefällt das, siehe Vers 4: „Aber viele von denen, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer stieg auf etwa fünftausend.“
Doch den Mächtigen, die die Auferstehung leugnen, ist das ein Dorn im Auge – und prompt ziehen sie Petrus und Johannes erst mal aus dem Verkehr. Sie sperren sie ein. Am nächsten Tag haken die Machthaber nach (die Bibel nennt hier z. B. die Oberen des Volks, Älteste, Hohepriester): „...Aus welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?“ (Vers 7).
Petrus antwortet ihnen ohne Umschweife. Und scheut sich nicht davor, ihnen den Spiegel vorzuhalten: „Im Namen Jesu Christi von Nazareth, den ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat…“ (Vers 10).
Das passt denen nicht, die weder daran, dass Jesus der Sohn Gottes ist, noch an seine Auferstehung glauben. Sie haben zwar selbst gesehen, dass diese beiden „ungelehrten“ und „einfachen“ Männer (Vers 13) ein Wunder vollbracht haben, das sich nicht verbergen lässt (Verse 14-16). Doch dass Petrus und Johannes das durch die Kraft Jesu getan haben und unerschrocken allen davon berichten – das geht in den Augen der Hohenpriester, Schriftgelehrten und sonstigen „Oberen“ gar nicht.
Die scheinbare Lösung: den Mund verbieten
Was machen sie also? Damit sich die Botschaft, die Petrus und Johannes verkünden, nicht weiter ausbreiten kann, verbieten sie ihnen den kurzerhand den Mund.
Was wiederum Petrus veranlasst, ihnen unmissverständlich entgegenzuhalten: „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, dass wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben“ (Verse 19-20).
Reden, von dem, was mich bewegt
Vers 20 kann man – in abgewandelter Form – tagtäglich erleben. Bis heute. Wenn ich mich selbst beobachte und mein Umfeld, dann wird ziemlich schnell klar, was den einen oder die andere bewegt, mit denen ich mich unterhalte. Wir sind ganz schnell bei den seit einiger Zeit unvermeidlichen Themen Corona, Vor- und Nachteile des Arbeitens im Home-Office, Lockdown und Lockerungen und so weiter und so weiter und so weiter.
Andere „beliebte“ Gesprächspunkte sind – je nach Lebenslage und Lebensalter – Patientenverfügung, Umweltprobleme und was man dagegen tun kann, was man alles meint, erledigen zu müssen, was man schon alles geschafft/erreicht hat, das Wetter, die allgemeine Stimmung, Probleme hier und dort, Pläne für die nächste Zeit, erstrebenswerte Ziele, kann der nächste Urlaub stattfinden et cetera pp. – alles Mögliche eben. Und das mitunter sehr engagiert. Kaum jemand hat Probleme, seine/ihre Überzeugungen in den alltäglichen Dingen vehement und unter Umständen lautstark zu vertreten.
Doch wie sieht es mit dem – mit meinem – Reden darüber aus, was Jesus Christus für die Welt und für mich getan hat? Welchen Anteil meines täglichen Redens nimmt das ein? Ich muss gestehen: einen verschwindend geringen. Wie viel leichter fällt es mir, mich mit anderen zum Beispiel über das Wetter zu unterhalten. Da fühle ich mich auf sicherem Grund. Das ist zu jeder Jahreszeit aktuell, Wetter kennt jeder – und alle haben etwas zu einer Unterhaltung über dieses Thema beizutragen. Da findet man schnell einen Konsens.
Was der Rede wirklich wert ist
Doch Vorsicht. Was so leicht dahinplätschert, kann mich davon abhalten, die wirklich relevanten Themen anzuschneiden, die der Rede wert sind. Wie oft finde ich mich in Gesprächen wieder, die in eine ganz andere Richtung gehen, als ich es ursprünglich wollte? Oder ist das wieder mal nur ein Vorwand dafür, dass ich zu feige bin, den Mund aufzutun und meinen Herrn zu bekennen?
An dieser Stelle muss ich ernsthaft in mich gehen und mich fragen: Habe ich nicht den Mut, zu meinen Überzeugungen zu stehen, bin ich gerade zu bequem, mich auf Diskussionen einzulassen – oder ist mir die Sache Jesu gerade nicht so wirklich wichtig?
Ich stelle fest: Bei mir gibt es noch viel Luft nach oben und ich will mir ein Beispiel an Petrus und Johannes nehmen, die sich tatsächlich, auch als sie bedroht wurden, nicht davon abhalten ließen, ihren Herrn und Retter zu bezeugen, wo es dran war.
Ihr Kommentar
Kommentare (2)
Diese Andacht hat mir aus der Seele gesprochen. Wie oft habe ich, nach einem guten Treffen mit Freundinnen, einen schlechten Nachgeschmack. Man hat dies und jenes besprochen, aber Jesus wurde nur beim Tischgebet erwähnt.
Daumen hoch