Navigation überspringen
© Jeshoots com / unsplash.com

12.08.2022 / Wochenrückblick / Lesezeit: ~ 5 min

Autor/-in: Regina König

Rewe: Konserven im DDR-Dekor

Der Freitagstalk des ERF Aktuell-Teams.

 

 

Der Handelskonzern Rewe bietet Konserven mit DDR-Dekor an, ÖRK-Generalsekretär Ioan Sauca spricht sich gegen einen Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche aus dem Weltkirchenrat aus und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland kritisiert scharf das politische Handeln im Zusammenhang mit antisemitischen Kunstwerken auf der Documenta. Das und mehr besprechen heute im Freitagstalk Andreas Odrich und Regina König von der ERF Aktuell-Redaktion.
 

ERF: Regina, wir starten mit der weltweit größten Ausstellungsreihe für zeitgenössische Kunst, mit der Documenta in Kassel. Sie hat seit ihrer Eröffnung Mitte Juni eigentlich nur skandalöse Schlagzeilen produziert.

Regina König: Ja, schließlich sind auf der Documenta antisemitische Kunstwerke zu sehen gewesen. All das habe seine ´kühnsten Albträume übertroffen´, sagte jetzt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden, gegenüber dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

Er kritisiert scharf maßgeblich verantwortliche Politiker wie die Grünen-Kulturstaatsministerin Claudia Roth; sie sei ´vielleicht zu blauäugig´ gewesen und ´hintergangen worden´.

Documenta: „Kühnste Albträume übertroffen“

Schon früh habe er vor Antisemitismus auf der Kunstausstellung gewarnt, so Josef Schuster, gerade im Hinblick auf das Künstlerkollektiv Ruangrupa, das die Ausstellung kuratiert, doch auch die hessische Grünen-Kunstministerin Angela Dorn und Kassels SPD-Oberbürgermeister Christian Geselle hätten seine Warnungen ´abgetan´ und ´überhaupt nichts verstanden´.

Selbstkritisch äußerte sich Claudia Roth gegenüber dem Magazin „Stern“ und sagte: „Die Ausstellung solcher eindeutig antisemitischen Werke hätte nicht passieren dürfen.“ Kurz nach Eröffnung der Ausstellung wurde das Banner «People's Justice» des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi wegen antisemitischer Motive abgehängt.

Später wurden weitere antisemitische Zeichnungen eines syrischen Künstlers bekannt. Die Generaldirektorin der Kunstschau, Sabine Schormann, wurde in der Zwischenzeit abberufen. Zu sehen ist die Documenta noch bis zum 25. September.

ÖRK-Generalsekretär: Kein Ausschluss der russisch-orthodoxen Kirche

ERF: Zuvor wird in Deutschland ein kirchliches internationales Mega-Ereignis stattfinden: Ende August trifft sich zum ersten Mal die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Deutschland, und zwar in Karlsruhe. Etwa 4000 Teilnehmende werden erwartet vom 31. August bis zum 8. September. Dabei wird eine heftig diskutierte Frage im Raum stehen..

Regina König: Und zwar die Frage, ob der Weltkirchenrat die russisch-orthodoxe Kirche ausschließen kann und soll. Wir wissen: Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche in Russland, Patriarchen Kyrill, unterstützt offen den Krieg Putins gegen die Ukraine.

Gegen einen Ausschluss hat sich allerdings der amtierende ÖRK-Generalsekretär ausgesprochen, der Rumäne Ioan Sauca. In einer Stellungnahme sagte er, der «Ökumenische Rat der Kirchen wurde gegründet, um den Dialog zwischen Kirchen zu fördern, die sich untereinander nicht einig sind.»

Daher wolle man ÖRK-Mitglieder nicht ausschließen, «sondern diese herausfordern, sich für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen». Gleichzeitig bekräftigte Sauca die Solidarität des Weltkirchenrates mit der Ukraine und betonte, die Stimme der Ukraine werde bei der bevorstehenden Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe präsent sein.
 

ERF: Christen aus 125 Ländern werden erwartet, und damit der Mega-Kirchen-Gipfel logistisch gelingt, werden noch dringend Helferinnen und Helfer gesucht.

Regina König: Ja, z.B. für die Begleitung der Gäste. Wer Zeit hat und mithelfen möchte, kann sich anmelden unter www.karlsruhe2022.de/helfen.

DDR-Unrecht verharmlost: Konserven im DDR-Dekor

ERF: Wenig guten Geschmack hat der Kölner Handelskonzern Rewe bewiesen. Rewe verkauft in Supermärkten in Ostdeutschland Konserven im DDR-Dekor.

Regina König: Ja, der Konzern hat typisch ostdeutsche Gerichte wie Soljanka oder ´Nudeln mit Tomatensauce & Jagdwurst´ in Konserven verpackt und auf die Banderole das DDR-Staatswappen gedruckt mit Hammer und Zirkel im Ährenkranz.

Außerdem gibt es in den Regalen eine „NVA-Feldsuppe“, und auf der Schulküchen-Soljanka lacht uns ein Kind in Pionier-Uniform entgegen. Diese Produkte werden von der „Bundesstiftung Aufarbeitung“ kritisiert.

Es müsse zum erinnerungskulturellen Konsens des vereinten Deutschlands gehören, das DDR-Unrecht nicht zu verharmlosen und der Opfer des SED-Regimes würdevoll zu gedenken, zitiert der Evangelische Pressedienst Stiftungsdirektorin Anna Kaminsky. Das DDR-Staatswappen sei das Symbol der SED-Diktatur.

Haltung des Konzerns REWE ein Skandal

ERF: Und die SED ist u.a. verantwortlich für den Mauerbau am 13. August 1961. Der Gedenktag steht morgen im Kalender. Allein an der Berliner Mauer starben mindestens 140 Menschen. Hat Rewe auf die Kritik der Bundesstiftung reagiert?

Regina König: Der Konzern will keine Verantwortung übernehmen, die Supermärkte listeten solche Produkte «auf Wunsch der Kundschaft». Die Stiftung Aufarbeitung möge sich daher an die Lieferanten wenden oder an die Justiz, wenn sie einen Rechtsverstoß in den Produkten sehe.
 

ERF: Gibt sich die Bundesstiftung Aufarbeitung mit dieser Antwort zufrieden?

Regina König: Die Antwort mache sie fassungslos, erklärte Kaminsky: «Wenn der zweitgrößte Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland DDR-Nostalgieprodukte allein mit Kundenwünschen und der Rechtslage rechtfertigt, sind nicht die Konservendosen der Skandal, sondern die Haltung des Konzerns!», so die Stiftungsdirektorin.

Segenspflanze Brennessel 

ERF: Da kochen wir uns lieber unsere Suppe selbst, am besten mit Brennnesseln….

Regina König: Richtig, wir setzen uns zum guten Schluss noch in die Nesseln, denn die sind extrem gesund! Besonders Ende August/Anfang September, da reifen ihre Samen-Nüsschen mit wertvollen Mineralien. Der Autor des berühmten Kinderbuches «Struwwelpeter», Heinrich Hoffmann – der Mann war übrigens Arzt – nennt die Brennnessel schon im 19. Jahrhundert eine „Segenspflanze“ und rief schon damals dazu auf, das verkannte Unkraut endlich wertzuschätzen.

Denn die Brennnessel ist sehr vitaminreich, sie lässt sich nicht nur zu Tee verarbeiten, ihre Blätter schmecken auch in der Suppe oder im Salat. Ihr Gehalt an Vitamin C übertrifft offenbar den von Orangen und sie enthalten extrem viel Eisen, Magnesium und Kalzium.


ERF: Aber beim Ernten dieser „Segenspflanze“ verbrenne ich mir erst einmal ordentlich die Finger….

Regina König: Na ja, Brennnessel-Experten behaupten, man könne die wehrhafte Pflanze sogar streicheln, aber nur in Richtung des Strichs der kleinen Brennhaare, nicht gegen den Strich.

Theologe Wolfgang Huber feiert 80. Geburtstag

ERF: Dann habe ich für das Wochenende eine interessante Herausforderung: Brennnesseln ernten ohne mir dabei die Finger zu verbrennen. Aber vorher möchten wir noch herzliche Glückwünsche zum Geburtstag verschicken:

Regina König: Ja, denn der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber wird heute 80 Jahre alt. Er war einer der profiliertesten EKD-Chefs und gilt heute noch als eine führende Stimme des Protestantismus. Er ist ein Mann mit geschliffenen und gleichzeitig sehr deutlichen Worten; einer, der echtes Interesse seinem Gegenüber entgegenbringt und deshalb während seiner Amtszeit vermitteln konnte zwischen konservativen und liberalen Christen.

Er hat das Wort „Mission“ in der evangelischen Kirche wieder salonfähig gemacht, und damit auch das Anliegen, das hinter diesem Wort steckt: Menschen für Jesus zu gewinnen. 
 

ERF: Damit herzliche Glück- und Segenswünsche an Wolfgang Huber, er war von 2003 bis 2009 Chef der EKD. Wir wünschen Ihnen ein friedliches und erholsames Wochenende – wer weiß: vielleicht sogar in den Brennnesseln.

 Regina König

Regina König

  |  Redakteurin

Für ERF Plus in Mitteldeutschland unterwegs. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Das könnte Sie auch interessieren