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© Miguel Teirlinck / unsplash.com

25.10.2024 / Kommentar / Lesezeit: ~ 6 min

Autor/-in: Theresa Folger

Halloween: harmloses Kinderfest oder kultisches Ritual?

Tipps für einen reflektierten Umgang mit der Gruselfeier.

In wenigen Tagen ist es wieder so weit: Kleine, gruselige Gestalten mit Totenmasken und Hexenkostümen ziehen am 31. Oktober von Haus zu Haus und bedrohen die Bewohner. Diese kommen nur aus der Sache heraus, wenn sie den unwillkommenen Gästen eine Bestechung anbieten.

Aber worauf geht die Tradition von Halloween eigentlich zurück? Und wie kannst du damit umgehen, wenn dich der Gedanke an heidnische Bräuche eher abschreckt?

Schutz vor bösen Geistern

Das Wort Halloween leitet sich zunächst einmal vom englischen „All Hallows Eve“ ab, dem Abend vor Allerheiligen. Dieses Fest entstammt einer langen katholischen Tradition, am 1. November der verstorbenen Heiligen zu gedenken.

Der Name Halloween hat also einen christlichen Ursprung. Doch das ist auch schon alles. Denn die Bräuche sind durch und durch heidnisch.

Die bekannteste Theorie besagt, dass Halloween seine Wurzeln im keltischen Fest Samhain hat. Die Ursprünge dieses Fests reichen weit in die vorchristliche Zeit zurück; vermutlich ist es in der Jungsteinzeit oder frühen Bronzezeit entstanden. Samhain markierte das Ende des Sommers und den Beginn der dunklen Jahreszeit. An diesem Tag war nach dem Glauben der Kelten die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten besonders dünn. Um sich zu schützen und böse Geister zu vertreiben, trugen die Menschen Masken und machten Lärm.

Möglicherweise wollte die katholische Kirche diesem kultischen Fest etwas entgegensetzen. So legte Papst Gregor  IV. im 9. Jahrhundert den 1. November als Allerheiligen fest, gefolgt von Allerseelen am 2. November, wo die Verstorbenen geehrt werden.

Vermischte Bräuche

Noch in meiner Kindheit spielte Halloween in Deutschland überhaupt keine Rolle. Erst seit ungefähr 20 Jahren nimmt es mehr und mehr Raum bei uns ein und hat leider den Sankt Martinstag am 11. November fast völlig verdrängt.

Die Rituale an Halloween sind heutzutage eine bunte Mischung als kultischen Bräuchen und christlichen Traditionen. Der Spruch „Süßes oder Saures“ (im Englischen „Trick or Treat“) geht möglicherweise auf eine alte Tradition zurück, die im Mittelalter bekannt war: Am Abend vor Allerheiligen zogen Bettler und Kinder von Haus zu Haus und baten um sogenannte „Seelenkuchen“, kleine Brote oder Gebäckstücke. Im Gegenzug versprachen sie, für die Verstorbenen der Hausbewohner zu beten.

Der große Unterschied zur heutigen Tradition besteht im Auftreten: Heute wird nicht gebeten, sondern erpresst. Denn „Süßes oder Saures“ bedeutet, dass die Hausbewohner mit fiesen Streichen rechnen müssen, wenn sie den Knirpsen an der Tür nicht die Taschen füllen. 

Menschenopfer an Halloween?

Teilweise kursiert auch die Theorie, dass Halloween auf das Opfern von Kindern zurückgeht, um die bösen Geister zu besänftigen, und dass ein Kürbis vor dem Haus des Opfers aufgestellt wurde. Diese Annahme ist jedoch historisch schwer zu belegen.

Es ist wahr, dass in einigen alten heidnischen Kulturen, einschließlich der keltischen, rituelle Opfergaben Teil von Festen und Zeremonien waren. Die Praktik der Menschenopfer war jedoch nicht spezifisch für das Fest Samhain am 31. Oktober.

Die meisten Informationen über Menschenopfer bei den Kelten stammen aus Berichten von römischen Historikern, die oft voreingenommen waren und die Kelten bewusst als barbarisch darstellen wollten. Von daher sind diese Aussagen immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

Christen und Halloween 

Für Christen und christlich Interessierte stellt sich die Frage: Sollten wir an Halloween unsere Türen öffnen und damit an einem Fest teilnehmen, das auch düstere und okkulte Aspekte glorifiziert? Ist es mit unserem Glauben vereinbar, an einem Brauch teilzuhaben, der so stark mit Okkultismus verbunden ist?

Die Bibel spricht davon, dass wir uns vom Okkulten und jeder Art von Magie fernhalten sollen (vgl. 5. Mose 18,10-12). Außerdem sind manche Verkleidungen an Halloween so düster, dass diese durchaus bei Kindern zu Angst und Alpträumen führen können. Von daher gilt für mich:

Es ist selbstverständlich, dass Christen an Halloween nicht an dubiosen okkulten Praktiken teilnehmen sollten.

Auch die Teilnahme an gruseligen Halloween-Partys mit angsteinflößender Kostümierung und kultischen Handlungen muss nicht sein.

Handeln nach dem eigenen Gewissen

Das Sammeln und Verschenken von Süßigkeiten an den Türen beurteile ich persönlich nicht als okkult. Ich sehe Halloween mit gemischten Gefühlen entgegen, doch meine Kinder freuen sich das ganze Jahr darauf. Für sie ist es eine Gelegenheit, sich gemeinsam mit Freunden zu verkleiden, den Bonbonvorrat für die nächsten Wochen aufzufüllen und abends im Dunkeln rauszugehen, wenn sie eigentlich schon längst daheim sein sollten.

Mein Mann und ich haben lange überlegt, ob unsere Kinder an Halloween teilnehmen dürfen. Als Entscheidungshilfe kann hier eine Stelle aus dem Römerbrief dienen. Paulus geht darin auf die Frage ein, ob es in Ordnung ist, Fleisch zu essen, das von heidnischen Opfern stammt. Er empfiehlt, dass jeder nach seinem eigenen Gewissen handeln und niemand über den anderen urteilen soll, weil er sich anders entscheidet: „Wer isst, verachte den nicht, der nicht isst; und wer nicht isst, richte den nicht, der isst; denn Gott hat ihn angenommen.“ (Römer 14,3)

Dasselbe gilt für mich auch beim Thema Halloween:

Jede Familie sollte die Freiheit haben, einen eigenen Umgang mit Halloween zu finden, ohne dass sie dafür von anderen verurteilt wird.

Unsere Nachbarn haben sich dagegen entschieden, und das ist voll in Ordnung. Unsere Kinder dürfen mitlaufen, aber wir dekorieren unser Haus nicht mit gruseligen Accessoires.

Die Ursprünge von Halloween thematisieren

Wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft keine anderen Kinder an Halloween beteiligt sind, lässt es sich einfacher umsetzen, das Kind nicht von Haus zu Haus ziehen zu lassen und ein Alternativangebot zu machen.

Auf dem Dorf sind die Kinder aber oft gemeinsam unterwegs. Auch bei uns ist am 31. das ganze Dorf in Bewegung. Dann muss man als Eltern entscheiden, was für einen in diesem Fall schwerer wiegt: ein Verbot aus den genannten Gründen oder die Beziehung zum Kind und zur Dorfgemeinschaft.

Wenn die Kinder mitlaufen dürfen, kann es sinnvoll sein, mit ihnen offen über die Ursprünge von Halloween zu sprechen. Auch kann man gemeinsam festlegen, welche Verkleidung in Ordnung ist und welche nicht. So würde ich meine Kinder nicht als Hexe gehen lassen, aber als lustiges Gespenst  schon. Der Vampir ist zurzeit noch Diskussionsgegenstand. Außerdem weise ich sie darauf hin, dass sie an den Türen freundlich sind und nicht unverschämt werden.

Das geht gar nicht…!?

Halloween für Christen – geht gar nicht? Zur Erinnerung: Weihnachten, wie wir es heute feiern, hat viele Elemente, die aus heidnischen Winterfesten stammen. Dazu gehört zum Beispiel der Weihnachtsbaum, den Christen später als Baum des Lebens umdeuteten. Trotzdem strahlen Kinderaugen, wenn an Heiligabend der festlich geschmückte Tannenbaum in der guten Stube steht.

Auch Erntedank war ursprünglich ein heidnisches Fest, das von vielen Kulturen gefeiert wurde, um den Göttern für eine gute Ernte zu danken. Später integrierten Christen diesen Tag in den christlichen Kalender.  

Einen reflektierten Umgang finden

Letztendlich kommt es darauf an, dass wir für uns persönlich einen besonnenen Umgang mit Halloween finden.

Wir sollten weder in blinde Ablehnung noch in gedankenlosen Mitmachmodus verfallen, sondern uns überlegen, wie diese Situation zu uns und unserem persönlichen Glauben passt.

So kannst auch du nach deinem eigenen Gewissen entscheiden, ob und in welcher Weise du dich an Halloween beteiligst. Wer seinen Kindern eine Alternative bieten möchte, findet inzwischen in vielen Gemeinden schöne Angebote. In unserer Nähe gibt es zum Beispiel eine „Light-Party“ , ein Lichterfest für Kinder. Dort bekommen die Kinder eine fröhliche und positive Alternative geboten.  

Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Kindern an der Tür nicht nur Süßigkeiten mitzugeben, sondern auch ein Zettelchen mit einem ermutigenden Bibelvers oder eine kleine Kerze.

Mein persönliches Fazit lautet daher: Wenn du es mit deinem Gewissen nicht vereinbaren kannst, ist es besser, Abstand von Halloween zu halten. Aber wenn für dich der Spaß für die Kinder im Vordergrund steht oder du glaubst, dass du einen positiven Einfluss ausüben kannst, kannst du in diesem Glauben auch handeln.

 

Autor/-in

Theresa Folger

  |  Redakteurin

Theresa Folger ist Diplomkulturwirtin und erfahrene Redakteurin im Bereich mentale Gesundheit. Sie ist überzeugt: Persönlicher Glaube und Persönlichkeitsentwicklung gehen oft Hand in Hand. Daheim hört sie den Messias von Händel und probiert nebenbei Vollwert-Backrezepte aus.

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Kommentare (10)

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Jutta /

Ich boykottiere dieses Fest! Erfreuen darf ich mich aber an den leuchtenden Kürbissen, die gehören zur Schöpfung Gottes und dieser sollte im Mittelpunkt stehen!

Rose G. /

Ich habe mich gefreut wie respektvoll sie berichtet haben. Danke. Eine Konfirma dengruppe war zu Gast in unserer Kirchengemeinde zum Reformationsgottesdienst und hat selbstgebackene Plätzchen mit der mehr

Gertrud-Linde W. /

ja, auch mir ist es so wichtig, daß unser Reformationstag zur Geltung kommt trotz des H-KOmmerz. Und tatsächlich kann es mir schlecht auf dem Magen schlagen, Advent-Gebäck und -Kalender neben mehr

Thomas /

2. Timotheus 3-4:
"3 Denn es kommt eine Zeit, in der die Menschen nicht mehr auf die gesunde Lehre hören werden. Sie werden sich von ihren eigenen Wünschen leiten lassen und immer wieder nach mehr

Silke K. /

Wir haben uns mit unserer zweiten Tochter gemeinsam gegen Halloween entschieden. Schon früh haben wir sie darüber aufgeklärt, welch düsterer Brauch dahintersteckt. Am Anfang haben wir die Tür nicht mehr

Ela /

Ich mache das Fest zum missionarischen Einsatz, jeder der klingelt bekommt eine Kinderbibel, einen christlichen Kinderkalender und eine Süssigkeit. Vor zwei Jahren gabs auch schonmal ein mehr

Peter /

Ich möchte mich Gunnar‘s Meinung anschließen (s.o.), denn auch meine sechs Enkelinnen haben ihre wahre und mitreißende Freude. Der zitierte Bibelvers gibt doch schon einen zeitgemäßen und mehr

Reinhard /

Halloween ist für mich einfach ein überflüssiger amerikanischer Kommerz. Vom Handel übergestülpt, um Kasse zu machen. Besonders "gruselig" finde ich den gleichzeitigen Mix in den Läden aus Verkleidungen und Adventsdeko. Ich boykottiere Halloween.

Gunnar P. /

Ich bin jedes Mal gespalten, doch wenn ich die lachenden Kinder (auch 3 meiner Enkel) vor meiner Tür sehe, schmelze ich dahin. Die Eltern meiner Enkel achten darauf, welches "Kostüm" sie ihren mehr

Kerstin /

Für meine Kinder war es immer nur eine Gelegenheit, möglichst viele Süßigkeiten einzusammeln. Christliche Gegenangebote z.B. den Reformationstag zu feiern, empfanden sie nie als Einladung, sondern mehr

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