Ob Instagram, Tiktok oder Whats App - die Hemmschwelle, Lügen, Gerüchte und peinliche Fotos zu verbreiten, ist im Netz enorm gering. Dafür ist die Reichweite, die diese Posts erzeugen, umso größer. Wenn das passiert, dann sprechen wir von Cybermobbing. Das ist im Grunde genommen nichts anderes als das klassische Mobbing, nur dass es in den sozialen Medien stattfindet. Laura Stephan von der ERF Aktuell Redaktion hat sich näher mit einer Studie der Techniker Krankenkasse befasst, die jetzt veröffentlicht wurde.
Psychische Belastung durch Cybermobbing: unterschätztes Problem für Kinder
Laut einer aktuellen Studie des “Bündnisses gegen Cybermobbing” in Kooperation mit der “Techniker Krankenkasse” betrifft das mittlerweile jeden fünften Jugendlichen und sogar Kinder ab acht Jahren. Unter den 14–16-Jährigen betrifft es sogar jede dritte Schülerin und jeden dritten Schüler. Das hat zur Folge, dass neben körperlichen Beschwerden wie Kopf- und Magenschmerzen, irgendwann auch Angst- und Schlafstörungen dazukommen. Doch je länger das Mobbing anhält, desto stärker wird die Psyche belastet und so überlegt jeder vierte Betroffene, sich das Leben zu nehmen.
Die aktuellen Zahlen zeigen, dass sich das Problem Cybermobbing in unserer Gesellschaft verfestigt hat.
Dipl.-Ing. MBM Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender Bündnis gegen Cybermobbing
Corona hat die Lage verschärft
Zwar ist im Vergleich zum Coronajahr 2020 die Zahl der Mobbingopfer im Netz von 17,3% auf 16,7 % leicht gesunken, dennoch stagniert sie weiterhin auf hohem Niveau. „In absoluten Zahlen sind das 1,8 Millionen“, sagt die Techniker Krankenkasse in ihrer Studie. Vor der Coronapandemie im Jahr 2017, lag die Quote der Betroffenen noch bei 12,7%.
Täter von heute sind Opfer von gestern
Die Gründe, warum andere im Netz diskriminiert werden, sind vielfältig, rund die Hälfte aller Täter und Täterinnen mobben, weil sie anderweitig persönliche Konflikte haben. Jeder dritte gab an, selbst früher gemobbt worden zu sein.
Aufklärung und Prävention: Die Politik ist gefordert
Das “Bündnis gegen Cybermobbing” sieht im Kampf gegen Cybermobbing, die ganze Gesellschaft in der Pflicht. Zum einen muss die Präventionsarbeit an Schulen verstärkt werden, zum anderen müssen Eltern und Lehrer sich frühzeitig mit den Inhalten und Funktionsweisen des Internets und den sozialen Medien auseinandersetzen. Kommunen, Schulen und soziale Träger sind gefragt, diese mit konkreten Angeboten zu unterstützen.
Das „Bündnis gegen Cybermobbing“ fordert zudem, dass die Politik endlich ein Cyber-Mobbinggesetz auf den Weg bringt, um die Opfer und Ihre Familien besser zu schützen. Zum Vergleich: in Österreich gibt es bereits seit 2016 ein entsprechendes Gesetz.
Es gibt auch eine gute Nachricht: Kinder und Jugendliche, die abseits des Internets Freunde und Gruppen haben, mit denen sie sich treffen, sind weitaus weniger vom Cybermobbing betroffen.
Laura Stephan ERF Aktuelles Redaktion
Nicht jeder ist von Cybermobbing betroffen
Die Studie zeigt auch, dass es Wege und Möglichkeiten gibt sich davor zu schützen. So sind Schüler und Schülerinnen, die in abseits des Internets gut ins soziale Leben eingebunden sind, beispielsweise in dem Sie sich in einer örtlichen Jugendgruppe oder bei der freiwilligen Feuerwehr engagieren, seltener Opfer.
Unterstützung für betroffene Kinder und Eltern
Die Telefonseelsorge ist unter 0800.1110111 und 0800.1110222 zu erreichen und das Kinder- und Jugendtelefon unter 116 111.
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